Komisches Land

dieses England

23.08.2012 - York, nicht New York

Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön, denn dann kann man viel erzählen.....

Gut mit einer Fähre nach England zu fahren ist jetzt auch schön, aber viel erzählen? Ich weiß nicht. Wir hatten gestern Abend noch ein wenig das Schiff erkundet, was ca. 10 min. dauerte. So groß war die "Proud of Rotterdam" nun auch wieder nicht. Hinten am Bug des Schiffes gab es einen Weg nach draußen und man konnte beim Ablegen des Schiffes hautnah dabei sein. Ich war überrascht wie schnell hier die ersten Plastikgläser voll Bier vertilgt wurden. Vorurteil Nr. 7 schien sich doch zu bewahrheiten. Naja, es waren auch andere Nationalitäten unter den Biertrinkern. Man musste sich wohl in den Schlaf trinken.

Heute Morgen kam dann der unvermeidliche Weckruf des Kaptiäns per Lautsprecher. Wir waren schon wach, hatten aber alle sehr gut geschlafen. Das Wackeln des Schiffes hat uns wie in Abrahams Schoß hin und her gewogen. Man hätte an Bord noch ein Frühstück zu sich nehmen können und sich dann bequem zum Auto begeben. Wir wollten die Einfahrt in den Hafen von Hull aber oben an Deck miterleben.

Um kurz nach 8.00 Uhr England Zeit dockten wir am Port von Hull an.

Also nichts wie ins Auto und von Bord. Linksverkehr wir kommen. Das Schiff war relativ schnell von allen PKW´s befreit, darin haben die Jungs auf der Fähre Erfahrung. Leider saßen wir aber dann erst einmal am Hafen auf dem Gebäude von P&O fest. Warum eigentlich? Die werden doch nicht noch eine Zollkontrolle hier machen wollen? Doch wollten sie!

Nach über einer Stunde Wartezeit war es dann soweit, man entließ uns aus dem Zollbereich des Hafens und wir wurden auf den Verkehr in England losgelassen. Warum es jetzt am Zoll so lang dauerte war uns auch im Nachhinein nicht ganz klar, weil eigentlich wurden nur die Pässe angesehen und weiter gings.

Erstes Ziel in der Nähe von Hull war die Humber Bridge. Jetzt Vorsicht! Normalerweise lasse ich meine Leser etwas alleine mit notwendigen Informationen. Dieses Mal nicht, dieses Mal gebe ich Informationen über Sehenswürdigkeiten auch einmal gerne weiter. Wenn ihr wissen wollt warum, dann sage ich es euch, wenn ihr es nicht wissen wollt, sage ich es euch trotzdem. Über Großbritanien gibt es bei weitem nicht soviele Infos im Netz zu finden wie über die USA. Wir haben viel gesucht, ich habe den ein oder anderen Reisebericht gelesen, aber Informationen waren sehr oft reinste Mangelware. Deshalb.......

Vorsicht Topfinformation!!!

Die Humber-Brücke ist mit einer Mittelspannweite von 1410 Metern eine der längsten Hängebrücken und überspannt seit 1981 in der Nähe von Kingston-upon-Hull den Humber zwischen Hessle und Barton-upon-Humber. Nach ihrem Bau war sie etwa 17 Jahre lang die längste Hängebrücke der Welt.

Die Brücke ist also größer als die Golden Gate, was beim bloßen Anblick relativ unwahrscheinlich erscheint. Aber was soll man machen, die Zahlen lügen nicht. Die Golden Gate hat dagegen eine Mittelspannweite von 1280 m. Imposanter allerdings ist die Golden Gate trotzdem. Fragt mich nicht warum. Ich könnte keine Antwort darauf geben.

Wir haben uns die Brücke angeschaut, haben 3-4 Fotos geschossen und sind wieder weiter gefahren. Unser Ziel hieß heute York.

Vorsicht Topfinformation!!!

Das im Stadtzentrum befindliche York Minster ist die zweitgrößte gotische Kathedrale im nördlichen Teil Europas. Die Stadt ist von mittelalterlichen Mauerbauten umringt; sie stellen heute eine bekannte Attraktion dar. Die gesamte Umrandung der Stadt ist etwa fünf Kilometer lang, inklusive eines Teilstücks an welchem nie eine Mauer stand. Hier existierte einst ein dem York Castle zugehöriger Burggraben, welcher durch das Aufstauen des Foss’ eine unüberwindbare Barriere für Feinde darstellte. Der See wurde später King’s Fishpond (= „königlicher Fischteich“, „Fischteich des Königs“) genannt, da das Recht des Fischens im See ausschließlich bei der Krone lag.

Der Ort, an dem sich die Stadt heute befindet, wurde von den Römern Eboracum nach dem keltischen *Eborāko- genannt, was wahrscheinlich „Ort der Eibenbäume“ heißt. Es gibt weder Quellen noch archäologische Funde, die auf eine vorrömische Siedlung an dieser Stelle hinweisen, dennoch ist eine keltische Vorbesiedlung wahrscheinlich. Nachdem die Angelsachsen um 400 n. Chr. die Gegend eroberten, wurde die Stadt in Eoforwic umbenannt. Die Elemente des Namens stehen für Keiler (eofor) und Siedlung (wic). Die folgende Besiedlung des Landstrichs durch die Wikinger führte zu einer erneuten Umbenennung der Stadt. Sie wurde nach der schwedischen Stadt Jórvik benannt, was „Pferdebucht“ bedeutet. Nach der Normannischen Invasion 1066 wurde dieser Name in York geändert.

Soviel zur Theorie. In der Praxis ist York ein wunderschönes, fast mittelalterliches englisches Städtchen mit vielen engen Gassen und einer wirklich sehenswerten Kathedrale.

Selbstverständlich muss die Kathedrale von innen besichtigt werden. Richtet euch schon einmal darauf ein, der Eintritt kostet Geld. Viel Geld. Dafür dürft ihr dann aber auch das ganze Jahr rein, denn ihr ersteht hier einen Jahrespass. Ich verzichte darauf an dieser Stelle einen Preis zu nennen. Der ist sowieso bald wieder Geschichte. Denkt euch einfach, es kostet eine Menge. Zusätzlich kann man auch noch ein Ticket für die Turmbesteigung kaufen und auch das haben wir natürlich gemacht. Wir wollten ja York auch von oben sehen.

In York gibt es auch noch richtige Geister, zumindest macht man Werbung damit. Das am meisten "begeisterte" Haus ist das Haunted House York . Auf dem folgenden Bild von oben zu sehen.

Wie bereits erwähnt gibt es in York noch eine richtige Stadtmauer die nahezu vollständig erhalten ist und viele kleine Gassen mit kleinen Läden. Man fühlt sich manchmal etwas an Harry Potter und die Winkelgasse erinnert.

Beim Schreiben fällt mir auf, ich habe noch gar keine Bilder vom Inneren der Kathedrale gezeigt. Da der Blitz hier so gut wie keine Wirkung hat, sind die Bilder dementsprechend.

Wie es nicht anders sein kann und uns als unerfahrene Englandurlauber hoffentlich auch nur einmal passiert, erwischte uns ein Regenschauer. Ein richtiger Schauer und wir hatten uns auf sonniges Wetter verlassen. Wenn man also aus dem Auto aussteigt und die Sonne scheint, dann heißt das auf keinen Fall dass dies auch so den Rest des Tages bleiben muss. Als wir auf der Stadtmauer die Stadt umrundeten und zum Auto zurückliefen passierte es dann. Wir hatten keine Möglichkeit uns unterzustellen und wurden dementsprechend nass. Das Bild wurden kurz vor dem Schauer geschossen.

Im Vorfeld hatten wir in Haydon Bridge ein B&B gebucht. Normalerweise ist es eigentlich ja nicht unbedingt notwendig hier in England bzw. Großbritanien B&B´s vorzubuchen. Aber jetzt fallt einmal mit 5 Personen in einem solchen kleinen B&B ein. Die fallen ja vor Schreck in Ohnmacht. So groß sind manche Pensionen gar nicht um 5 Personen zu beherbergen. Deshalb haben wir wieder einmal unsere Übernachtungen vorgebucht. Haydon Bridge liegt an Hadrians Wall. Dazu aber dann morgen mehr. Auf dem Weg von York nach Haydon Bridge wollten wir noch Fountains Abbey besuchen.

Vorsicht Topfinformation!!!

Fountains Abbey ist die Ruine eines Zisterzienserklosters in North Yorkshire und ist heute Teil einer großen Parkanlage. Das Kloster wurde 1132 gegründet und bestand bis 1539, als es im Zuge der Klosterauflösungen von Heinrich VIII. aufgelöst wurde. Obgleich in Teilen eine Ruine, ist Fountains Abbey eine der größten und besterhaltenen Zisterzienseranlagen in England. Nach der Klosterauflösung wurden die Ruinen in die Parkanlagen des Studley Royal Water Garden inkorporiert, gemeinsam gehören sie zum UNESCO Weltkulturerbe.

Das Kloster wurde im Jahr 1132 von 13 Mönchen gegründet, die nach einem Streit um die Ausrichtung der Glaubensgemeinschaft aus der St.Marys' Abbey in York ausgeschlossen wurden. Der damalige Erzbischof von York, Thurstan, wies ihnen das Grundstück der späteren Fountains Abbey zu. Nach dem Aufbau des Klosters schlossen sie sich drei Jahre später den Zisterziensern an. Das Kloster lebte zunächst hauptsächlich von der Schafzucht, wobei die immer zahlreicher aufgenommenen Laienbrüder einen großen Anteil der anfallenden Arbeit übernahmen, sowie in geringerem Maße andere Handwerke ausübten.

Insbesondere durch die Arbeit der Laienbrüder wurde Fountains Abbey im 13. Jahrhundert zu einem der wohlhabendsten Klöster Englands. Neben der Schafzucht bildeten jetzt auch unter anderem Eisenverarbeitung und Pferdezucht wichtige Pfeiler des wirtschaftlichen Erfolgs. Mit der Zeit wurde damit jedoch deutlich mehr erwirtschaftet, als zur Selbstversorgung des Klosters eigentlich nötig war.

Im 14. Jahrhundert führten neben einer Wirtschaftskrise die Pest, schottische Raubzüge und schlechte Ernten genau wie die finanzielle Misswirtschaft der Gemeinschaft dazu, dass der wirtschaftliche Erfolg des Klosters zusammenbrach. Viele Laienbrüder verließen Fountains Abbey oder wurden an Bauern als Arbeitskräfte verliehen. Die Schafzucht wurde bis zum 15. Jahrhundert durch Milchwirtschaft ersetzt.

Dennoch hatten die Brüder von Fountains Abbey weiterhin großen Einfluss innerhalb des Zisterzienserordens. Die Äbte waren Teil des Parlaments. Noch während eines neuerlichen Aufschwung der Abtei wurde das Kloster jedoch 1539 im Zuge der Klosterauflösungen von Heinrich dem VIII. aufgelöst.

Wenn es sich auch um eine Ruine handelt, bleibt es trotzdem ein beeindruckendes Bauwerk. Ein sogenanntes Must-see. Trotzdem glaube ich, wir haben genügend für den ersten Tag erlebt und durften ohne schlechtes Gewissen zu unserem Übernachtungsziel in Haydon Bridge fahren. Die dortige Hadrians Wall Lodge hatten wir vor vielleicht 4 Monaten gebucht. Mittlerweile hatte der Besitzer gewechselt. Von außen machte die Lodge jetzt nicht soviel her. Aber der Hauswirt war unheimlich freundlich. Die Kids durften am Abend noch Bogenschießen üben und mit einem Mountain Board durch die Gegend fahren. Danach gab es für mich noch ein kleines Bierchen am Tresen bevor es ins Bett ging. Die erste richtige Nacht in England stand bevor.

Der morgige Tag wird uns dann nach Edinburgh bringen. Im Moment streiten wir uns noch ein wenig über die Aussprache. Wie wird es wohl ausgesprochen werden. Entweder Edinboro oder Edinbro oder vielleicht doch Edinbörg. We will see.

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@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum