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2011

02.09.2011 - Oregon Trail

Heute wandelten wir auf dem Oregon Trail. Der hat uns schon auf so manchem USA-Urlaub begleitet. Wir haben aus der Entfernung den Chimney Rock gesehen, haben Scotts Bluff besucht, haben die Spuren der Planwagen bei Guernsey in Wyoming gesehen und haben Fort Laramie inspiziert. Bereits die letzten Tage haben wir den Oregon Trail immer wieder einmal gekreuzt. Heute haben wir ihn dann betreten.

Östlich von Baker City, Oregon befindet sich das wirklich informative und wunderschön gestaltete Oregon Trail Interpretive Center.

Unser Nationalpark-Jahrespass ist auch hier gültig, was letztendlich bedeutet wir kommen quasi kostenlos rein. Man erfährt mit welchen Schwierigkeiten und Gefahren die Siedler zu kämpfen hatten. Eine eindrucksvolle Präsentation dieser Zeit, deren Besuch absolut lohnenswert ist.

Selbstverständlich kann man auch den Oregon Trail itself betreten.

Aufgabe des Interpretive Centers ist es u.a. mit einigen angeblichen Wahrheiten über den Oregon Trail bzw. den Siedlern die diesen Weg gingen aufzuräumen. So wurden z.B. zum Ziehen der Planwagen so gut wie nie Mulis oder gar Pferde verwendet. Man spannte Ochsen ein. Der Planwagen kostete damals 8$, ein Ochse 150$. Alleine daran sieht man wie wertvoll und wichtig der Besitz von Ochsen für die damaligen Siedler war. Ein wesentlicher Vorteil der Ochsen war ihre Widerstandsfähigkeit und die Indianer hatten kein gesteigertes Interesse am Stehlen von Ochsen. Zur Not und bei Essensknappheit konnte man die Ochsen letztendlich auch noch zum Abendessen grillen. Was natürlich nur das allerletzte Mittel war.

Die Planwagen selber waren ausschließlich zum Transport von Gütern da. Die Siedler selber mussten den langen Weg quer durch den amerikanischen Kontinent zu Fuß zurücklegen. Neben den ganzen persönlichen Dingen und Lebensmitteln war so gut wie kein Platz mehr für Menschen.

Die Native Americans also die Indianer (was man eigentlich nicht mehr sagen soll, weil political incorrect - ich sag es trotzdem, weil so am besten jeder versteht wer gemeint ist) waren den Siedlern keineswegs feindlich gesinnt. Es gab nur ganz wenige Angriffe auf Siedlertracks. Im Gegenteil, ohne die Hilfe der Indianer hätten viele Siedler den Weg bis nach Oregon nie geschafft.

Sogenannte Wagenburgen wurden nur selten gebaut und auch nicht um sich vor Angriffen der Indianer zu schützen, sondern wenn überhaupt um die mitgebrachten Tiere darin quasi einzuzäunen und um einen Windschutz zu haben.

Ein letztes noch. Die Planwagenschlangen bis zum Horizont, also Planwagen an Planwagen hat es so meistens gar nicht gegeben. Da der Weg zumeist sehr staubig war und viele Planwagen viel Staub aufwirbeln, wurde Platz zwischen den Planwagen gelassen. Wer hatte als Siedler schon Lust den ganzen Tag im Staub seines Vordermannes zu fahren.

Auch wir wollten uns einmal auf dem Oregon Trail am Ziehen eines Planwagens beteiligen. Was Ochsen können, können wir Ochsen doch schon lange.

Als wir das Museum wieder verlassen und Richtung John Day aufbrechen ist es schon wieder bereits 3 Uhr. Man fragt sich ganz unweigerlich, warum im Urlaub je länger er geht, desto schneller die Tage an einem vorbei ziehen. Der Tag ging vorüber wie im Flug. Okay, wir hatten uns heute Morgen nicht gerade beeilt das Hotel in Boise zu verlassen. Ein frühstückliches Mittagessen bzw. ein dem Mittagessen ähnlichem Frühstück hatten wir zwischendrin heute auch noch. Aber 3 Uhr, das hatte uns dann schon etwas geschockt.

War man bis hierher fast nur inmitten waldloser Prärie unterwegs, im Grunde seit Idaho Falls, verwandelte sich kurz hinter Baker City die Landschaft in den Schwarzwald. Wir fuhren in die Blue Mountain.

In John Day haben wir ein Zimmer im örtlichen Best Western gebucht. Aber was heißt schon ein Zimmer. Was wir bekamen hat mit einem Zimmer soviel zu tun wie die heutige Kontinentenquerung per Auto mit dem befahren des Oregon Trails mit dem Planwagen. Für 95 EUR bekommen wir hier ein Zimmer mit einem Kingsizebett, ein Zimmer mit 2 Queensbetten, ein Nebenzimmer mit einem Sofabett, ein WC inkl. Dusche und einen Vorraum mit Schreibtisch und Stuhl. Der helle Wahnsinn.

Zum Abschluß des heutigen Tages möchte ich euch heute einen Künstler vorstellen, den ihr vermutlich nicht kennt - Maxi Schafroth. Er ist ein echter Allgäuer und hat eine Hymne auf das Allgäu geschrieben. Hier am Oregon Trail beginnt man darüber nachzudenken, ob man damals im 19. Jhr. den Mut gehabt hätte ein solches Abenteuer auf sich zu nehmen. Ich könnte diese Frage nicht klar beantworten. Aber wir wurden auch nie vor diese Frage gestellt. Unweigerlich beginnt man an den Ort zu denken, an den es bald wieder zurück gehen wird.

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