29.08.2014 - erste Begegnungen
Update Vulkan 28.08.2014
Ein Ausbruch begann in Holuhraun nördlich von Dyngjujökull um ca. 0.02 Uhr. Seismische Beben wurde auf allen seismischen Stationen beobachtet, und die Web-Kamera die von Mila installiert wurde zeigte einige schöne Bilder von der Eruption. Es ist eine kleine Spalteneruption und ab 02:40 Uhr scheint die Aktivität abgenommen zu haben. |
Es wurde zu einem morgendlichen Ritual. Was macht eigentlich der Vulkan? Die isländische Seite http://www.en.vedur.is gab uns täglich einen kleinen Überblick. Von ihr wussten wir auch ,dass sich Lava seinen Weg an die Erdoberfläche gebahnt hatte. Allerdings nicht oben am Berg, sondern unten im Tal hatte es einen Riß in der Erdoberfläche gegeben und von dort aus sprühte Lava bis zu 100 m in die Höhe. Ein unglaubliches Schauspiel, welches wir aber leider zunächst nicht Live sehen konnten.
Gestern Abend hatten wir ja noch wie erwähnt ohne Navi unser Bed & Breakfast finden müssen. Bis vor wenigen Jahren war dies ja noch Standard. Man war bewaffnet mit einer Landkarte und suchte sich eigenhändig seinen Weg. Mittlerweile sind diese Fähigkeiten in den Hintergrund gerückt worden. Hier auf Island jedoch werden wir dieses tief vergrabene Wissen hervorholen. Die erste Prüfung hatten wir durch das Finden unseres Bettes ja bereits bestanden.
Zwei Stunden Zeitverschiebung ergeben sich zwischen Deutschland und Island und die machten sich positiv bemerkbar. War es zuhause bereits 9.00 Uhr, konnten wir hier noch gemütlich um 7.00 Uhr den Frühstücksraum betreten, ausgeschlafen und bereit unser Abenteuer Island zu beginnen. Dieses Frühstück sollte übrigens auch das einzige nicht von uns selbst zubereitete seiner Art im ganzen Urlaub bleiben. Den Rest unserer Übernachtungen verbrachten wir in sogenannten Cottages, also kleine Hütten, als Selbstversorger.
erstes Bed & Breakfast in Keflavik, in der Nähe des Flughafens
Ein Urlaub so wie wir in verbringen wollen, nämlich weitestgehend als Selbstversorger, verlangt zunächst einmal das Finden eines Supermarktes. Wir hatten keinen blassen Schimmer wo einer zu finden wäre und wie die Marken bzw. Supermarktketten in Island heißen. Aber rund um die Hauptstadt wird es wohl genügend Möglichkeiten geben. Könnte man denken. Wenn man aber wie angedeutet nun einmal keine Ahnung hat, kann auch dies durchaus Schwierigkeiten machen. Aber ruhig Blut. Auch diese schwere Aufgabe konnten wir meistern.
Zunächst jedoch führte uns unser Weg auf einen Aussichtspunkt über Reykjavik.
Perlan ist ein Warmwasserspeicher. Er wurde von Ingimundur Sveinsson entworfen und 1991 eröffnet. Von hier aus wird die Stadt mit Warmwasser versorgt, auch die im Winter beheizten Gehwege und Straßen. Wer mehr über das Bauwerk wissen will kann hinter dem Link mehr erfahren: Perlan
Vom Bauwerk aus hat man einen wunderschönen Blick über die Hauptstadt Islands. Abends kann man hier in einem Drehrestaurant dinieren. Tagsüber kann man z.B. einem künstlichem Geysir beim Spritzen zu sehen. Natürlich nicht morgens um 9.00 Uhr. Das ein oder andere erste Bild auf Reykjavik haben wir uns trotzdem nicht nehmen lassen.
Der von uns gefundene Supermarkt hieß dann Bonus und hatte ein Schweinchen als Logo. Viel interessanter war aber die Kühlabteilung des Ladens. Hier findet man eingeforenen Lachs, eingefrorene Pizzen oder auch alles sonstige Eingefrorene einfach so in den Regalen gestapelt und nicht in irgendwelchen Kühltruhen. Des Rätsels Lösung? Hier hat man der Einfachheit halber gleich die komplette Abteilung vom übrigen Laden abgetrennt und eine begehbare Kühltruhe geschaffen. Auf der gegenüberliegenden Seite hat man das gleiche auch mit der Obst- und Gemüseabteilung gemacht. Mit kurzem T-Shirt allerdings ist der Aufenthalt in diesen Kühltruhen nur kurz möglich. Mit längerem T-Shirt schon etwas länger. Die Dauer des Aufenthaltes in der Kühltruhe wächst sozusagen exponentiell zu der Menge an Kleidung am Körper.
Ab jetzt hieß es raus in die Natur. Der von uns bei Hertz Island gemietete Toyota Land Cruiser musste seine erste Bewährungsprobe bestehen. Von Reyjkavik ging die Fahrt in Richtung Pingvellir, einer der Höhepunkte am Golden Circle. Den allerdings wollten wir uns für den Schluß der Reise aufheben. Wenn man aber schon einmal vorbei kommt, kann es ja nicht schaden einen ersten Blick darauf zu werfen.
Þingvellir: Nicht nur historisch, sondern auch geologisch ist die Gegend von größter Bedeutung. Hier entstand eine Ebene von 40 km Länge und 10 km Breite im Laufe der letzten 9000 Jahren auf einem labilen System, das als "isländische Dehnungszone" bekannt ist. Hier treffen die euroasische und die nordamerikanische Erdplatte aufeinander. Jährlich driften die beiden Platten 2 - 4 cm auseinander. Parallel dazu senkt sich das komplette Gebiet. Die Absenkung betrug in den neun Jahrtausenden insgesamt 40 Meter, wobei allein das Erdbeben von 1789 die Senke innerhalb von zehn Tagen um 50 cm vertiefte. Wer mehr über diesen Nationalpark und seine Geschichte wissen will kann hinter dem Link weiterlesen: Pingvellir
Darüberhinaus wurde das Tal im 10. Jahrhundert zum zentralen Versammlungsplatz für alle Isländer, sozusagen das Parlament unter freiem Himmel.
Hier hat man eine Aussichtsplattform geschaffen und einen Visitor Center gebaut. Der Ort gehört zum Pflichtprogramm für alle Golden Circle Besucher und ist dementsprechend auch so spät in der Saison immer noch gut besucht. Besonders interessant waren die örtlichen Gegebenheiten, amerikanisch ausgedrückt die Restrooms. Sie kosteten Eintritt der nicht nur in Bar, sondern auch per Kreditkarte bezahlt werden konnten. Ein unschätzbarer Vorteil wenn man den ersten Tag auf der Insel ist und noch kein Kleingeld sein Eigen nennt. Die 200 isländischen Kronen werden dann in 4 Wochen auf unserer Kreditkartenabrechnung zu finden sein.
Nach diesem kurzen Besuch des Nationalparks machten wir uns dann endgültig auf ins Hinterland. Ziel war die Strasse Nr. 550 in Richtung Geitland Nature Reserve
Am Wegesrand konnte man bald die ersten Gletscher entdecken.
Auch das ein oder andere künstlerisch wertvolle Foto wurde geknipselt.
Die Landschaft hier oben war kahl und abweisend, hat uns aber trotzdem in seinen Bann gezogen. Es machte Spaß hier über die Gravel Road zu donnern und den Gletschern dabei sehr, sehr nahe zu kommen. Der Wind der von da oben ins Tal zog, ließ uns ein wenig erahnen wie kalt es hier tatsächlich werden könnte. Ohne unsere selbstgehäkelten Boshis stieg hier jedenfalls niemand aus dem Auto aus.
Aber man kann ja nicht nur Auto fahren. Die steifen Glieder müssen irgendwann einmal wieder bewegt und gestreckt werden. Dafür suchten wir uns aus dem "Rother Wanderführer Island" die Wanderung Nr. 50 - Baerfell heraus. Ihr habt richtig gehört. Es gibt einen Wanderführer für Island. Die Rother Wanderführer sind unsere ständigen Begleiter auf unseren Wanderungen in den Allgäuer und naheliegenden österreichischen Bergen. Die haben sich bewährt sowohl was Länge als auch Schwierigkeitsgrade der beschriebenen Wanderungen angeht. Deshalb waren wir sehr erfreut als wir das Büchlein auch für Island fanden.
Die Wanderung beschreibt eine Umrundung einer Schlucht mit Gletscherblick.
Ausgangsort: Husafell
Ausgangspunkt: Kirche
Höhenunterschied: 380 m
Anforderungen: Der erste Abschnitt leicht auf gut angelegtem Weg, der zweite Teil weglos, aber in einfachem Gelände
Hier machten wir dann den ersten Fehler in Island. Das Wetter erschien uns schön genug um die Regenjacken im Auto zu belassen. Das passierte uns den restlichen Urlaub nicht mehr. Der zweite Teil der Wanderung musste gecancelt werden. Es ging im Laufschritt zurück zum Parkplatz. Das Wetter hatte sich tatsächlich erdreistet innerhalb von Minuten umzuschlagen. Wie heißt es so schön: "Wenn dir das Wetter in Island nicht passt, warte 5 Minuten." In diesem Fall schlug das Wetter in die falsche Richtung um.
Noch aber hatte der Tag einen weiteren Höhepunkt in petto.
Hraunfossar und der benachbarte Barnafoss
Das Wasser fließt aus der porösen Lava heraus, ohne dass man überirdisch einen Fluß oder Wasserlauf erkennen könnte. Faszinierend.
Etwas flußaufwärts fällt der Barnafoss.
Am ersten Tag in Island genießt man noch jeden Wasserfall. Am Ende des Urlaubes werden wir den ein oder anderen Wasserfall einfach links liegen lassen. Haste einen gesehen.... Diese hier allerdings gehören zweifelslos zu den spektakuläreren in Island.
Es gibt auch eine nicht ganz so schöne Geschichte zum Barnafoss. Dieser heißt übersetzt "Kinderwasserfall". Hier sollen zwei Kinder des angrenzenden Bauern in der Heiligen Nacht zu Tode gekommen sein. Der Bauer und seine Frau hatten die Kinder von der Christmette zu Hause gelassen. Als sie wieder zurückkamen waren sie nicht mehr aufzufinden. Ihre Spuren im Schnee verloren sich am Barnafoss.
Wir hatten jetzt genug Input für den ersten Tag und fuhren von den Wasserfällen auf schnellstem Wege in Richtung unserer ersten Übernachtungsstation: Grundarfjördur
Hier hatten wir ein Appartement für 6 Personen gemietet. Das Haus, das ansonsten auch als Jugendherberge dient steht mitten im Industriegebiet von Grundarfjördur. Es sieht ziemlich nagelneu aus und hat auch sonst 4 Sterne von uns verdient. Ein Stern Abzug gibts für die Spedition die angrenzt und dessen Kühllaster die ganze Nacht liefen. Wirklich gestört hat es allerdings nicht.
Atkion des Tages
Heute nach dem Besuch des Hraunfossar hätte unser Urlaub bereits zu Ende sein können. Eigentlich sind die Isländer sehr ruhige und besonnene Menschen. Nach 2 Wochen Island kann man das mit Fug und Recht behaupten. Wir hatten das Glück oder besser gesagt das Pech einem der weniger ruhigen und besonnenen Vertreter dieser Gattung Mensch zu begegnen. Zum Glück haben wir ihn nicht getroffen. Wir fuhren mit den hier max. 90 Stundenkilometer durch die Landschaft. In den Ortschaften darf man zumeist wie bei uns auch nur 50 km/h fahren. Kurz hinter Borgarnes bogen wir auf die 54 ein in Richtung Nordwesten unserem Ziel Grundarfjördur entgegen. Da kam uns ein roter Opel entgegen, dummerweise überholend auf unserer Fahrbahn. Unser Anblick hat ihn nicht dazu verleitet zu bremsen und wieder einzuscheren. Er dachte sich, wird schon reichen und gab Gas. Kurz vor uns riß er sein Steuer herum um wieder auf seine ihm eigentlich zugedachte Fahrbahn zu wechseln. Dabei brach ihm das Heck aus. Hätte er jetzt die Kontrolle verloren, hätte es für uns keine Chance mehr gegeben. Meine Frau war eh schon fast im Graben um ihm genügend Platz zu lassen. Aber es ging ja noch einmal alles gut aus. Den Rest des Urlaubes blieben wir von ähnlichen Aktionen verschont.
@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum