Norwegen Euch-Tag 12
Gestern Abend hatte sich der Campingplatz dann noch gut gefüllt. Da wir sehr zeitig dran waren und unser Zeltlager bereits fertig hatten, bevor die meisten anderen ankamen, blieb uns etwas Zeit zum „People watching“. Ich bin mir durchaus bewusst dies ist nicht ganz political correct, aber was soll es. Ich schreibe hier trotzdem darüber, weil es einfach spannend und unterhaltend war.
Da waren z.B. die beiden Ehepaare aus Deutschland. Sie mieteten 2 Hütten. Die erste Tat der Frauen, sie holten einen Putzeimer und wischten die Hütte gleich einmal nass durch. Währenddessen polierten die Männer ihre Autos. Würde diese Szene in einem Film gezeigt werden, würde ich mich wahrscheinlich über das Zuschaustellen dieses Vorurteiles gegenüber uns Deutschen aufregen. Aber wir Deutsche sind nun einmal reinlich. Mir ist übrigens sonst niemand aufgefallen von den restlichen Ankömmlingen, die ihre Hütte bei Ankunft geputzt hätten. Normalerweise erledigt man das bei der Abfahrt. Vom Putzen eines im Grunde genommen sauberen Autos spreche ich hier gar nicht.
Oder das ankommende Wohnmobil aus Finnland, dass sich doch recht nahe an unser Zelt stellte. Heraus stiegen 2 Männer, wie sagt man so schön, mittleren Alters. Wie soll ich sie beschreiben? Ich versuche es einmal so. Sie sahen aus, als wenn ihnen nichts Menschliches fremd wäre. Mit im Wohnmobil fuhren auch 2 Frauen asiatischer Herkunft. Untereinander unterhielten sich die Männer auf Finnisch und die Frauen auf was weiß ich, asiatisch. Wenn sie miteinander sprachen wechselten sie auf Englisch. Es wäre durchaus spannend gewesen, die Geschichte hinter den Menschen zu erfahren. Ich konnte aber auch schlecht zu ihnen rüber gehen und keck nachfragen. Die Männer machten nicht den Eindruck Konversation treiben zu wollen. Verheiratet waren die 4 auch nicht, zumindest nicht miteinander. Während des Abends gab es einmal lautstark Streit über die Weckzeit. Die Männer wollten auf keinen Fall vor 10 Uhr geweckt werden und die Frauen hatten dagegen überhaupt keine Lust solange wach im Bett liegen zu bleiben und nicht aufstehen zu dürfen.
Das mit dem bis 10 Uhr schlafen hatte sich dann heute Morgen auch recht schnell erledigt. Etliche Motorradfahrer brachen bereits um 7 Uhr auf und ließen ihre Maschinen lustvoll warm laufen. Wir waren ebenfalls recht früh wach, denn wir wollten heute dem Svanisen Gletscher einen Besuch abstatten. Der Svanisen Gletscher ist der zweitgrößte Gletscher Norwegens mit über 60 Gletscherarmen. Obwohl die meisten der Gletscherarme im Moment rückläufig sind, wächst die Gesamtmasse des Gletschers immer weiter an. Die norwegischen Gletscher gehören zu den Gletschern die eben nicht wie immer propagiert schrumpfen, sondern wachsen. Auf einer Stichstraße, die von der E6 kurz vor Mo i Rana abzweigt, geht es 21 km zu einem Parkplatz. Die letzten 3 km davon als Schotterweg, der jedoch problemlos von Wohnmobilen befahren werden kann. Dort kann man dann per Schiff weiterfahren. Das Schiff fährt ca. 20 min und bringt einen auf ca. 3 km an den Gletscher heran. Danach geht es zu Fuß weiter.
Ein imposantes Bild bietet sich einem, wenn man um die Ecke kommt und den Gletscher vor einem auftauchen sieht. Zur Erinnerung, die Zunge, die man sieht, ist nur eine von 60. Dabei aber die am leichtesten Zugängliche.
Das erste Boot fuhr morgens um 10 Uhr. Mit diesem Boot haben wir übergesetzt. Zurück ging es dann um 13 Uhr. Eigentlich stand vorne am Bootsanleger der Hinweis auf einen 2stündigen Rhythmus des Bootes. Aber ich glaube, der Bootsführer fährt je nach Bedarf. Stehen genügend Menschen am Bootsanleger, dann fährt er auch früher oder schiebt eine Fahrt ein.
Nach dem imposanten Besuch des Gletschers sind wir nach Mo i Rana Downtown gefahren, um etwas zum Essen zu finden. Wir haben es uns dabei heute ganz leicht gemacht. Wir haben einfach unser Navi gefragt und sind ihm blind gefolgt. Zunächst sah es so aus, als wenn die ausgesuchte Lokalität vor mehr als 10 Jahren geschlossen worden sei. Aber bei näherer Betrachtung war das Lokal doch geöffnet und stellte sich als Pizzeria heraus im Pizza-Hut Style. Innen war es sogar recht nett eingerichtet und das Essen schmeckte ganz hervorragend. Umgerechnet kostete der Spaß ca. 110 EUR. Ich gebe es zu, manchmal tun mir die Preise hier richtig weh. Aber so richtig. Ist aber gleich wieder vorbei.
Letzter Anlaufpunkt des heutigen Tages waren die Laksvossen. Hier und heute sahen wir die Lachse richtig springen. Wie sie es allerdings den Wasserfall bis oben schaffen wollen, bleibt mir ein Rätsel, aber offensichtlich gelingt es doch einigen immer wieder. Sonst gäbe es keinen Nachwuchs.
Kurz darauf erblickten wir einen wunderschön am Fluss gelegenen Campingplatz und machten Quartier. Auch heute wieder in der Nähe einer Sitzgelegenheit, ähnlich wie gestern. Wir sitzen eindeutig lieber auf einer Bank, als auf unseren zusammengerollten Schlafsäcken. Ich bin halt keine 20 mehr.
@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum