06.09.2011 - Strandfahrten
Psssst, nicht weitersagen. Wir haben heute etwas wirklich political incorrectes gemacht. In Deutschland, wahrscheinlich sogar in ganz Europa undenkbar. Man hat uns vor Ocean Shores gewarnt. Was wollten wir dort nur, hat man uns gefragt. Im Grunde wollten wir eigentlich nur unsere Runde vervollständigen. Wir hatten Gletscher und Berge, wir sahen Plains, Badlands und Hodoos. Wir fuhren durch Wüsten und einen Supervulkan. Uns fehlte nur noch der Ozean. Ehrlich, damit gerechnet mit dem Auto so nah an den Pazifik ran zu kommen, glaubte ich nicht.
Was ich noch vergessen habe. Außer einem Supervulkan hatten wir auch noch einen erst vor 31 Jahren ausgebrochenen Vulkan. Mount St. Helen verlor am 18. Mai 1980 über 400 m an Höhe und wir haben uns heute einmal am Berg umgesehen. Entgegen den Erwartungen vom eigentlichen Vulkanausbruch nicht mehr viel erkennen zu können, außer dem Krater selbstverständlich, war dieser Besuch heute ein unerwartender Höhepunkt. Ein Höhepunkt bei dem natürlich das Wetter mitspielte. Ob man bei wolkenbehangenen Himmel und Regen die 47 Meilen bis zur Johnston Ridge nach oben fahren muss, muss jeder für sich selber entscheiden, heute bei strahlendem Sonnenschein war die Fahrt ein richtiger Genuss. Man kommt so bis auf ca. 5 Meilen an den Kraterrand heran. Hier ein paar Bilder des heutigen Tages:
Die Natur, Pflanzen und Tiere gleichermassen, haben sich nach dem Vulkanausbruch überraschend schnell wieder angesiedelt. Schneller als dies jeder Experte für möglich hielt. Von den massiven Zerstörungen des Waldes sind nicht mehr viele Anzeichen übrig geblieben. Aber es gibt sie noch. Genau gegenüber des Kraters und damit quasi in Schussrichtung des Vulkans hat sich am Berg der Wald noch nicht erholt und die abgeknickten Baumstämme sind noch zu sehen.
Ein paar interessante Fakten zum Mount St. Helen:
- Innerhalb der letzten 4000 Jahren war der Mount St. Helen der aktivste Vulkan der Cascade Range.
- Das allermeiste Gestein des Mount St. Helen ist nicht älter als 3000 Jahre und damit jünger als die ägyptischen Pyramiden
- 1975 haben amerikanische Geologen bereits vorausgesagt, dass der Vulkan noch vor Ende des Jahrhunderts ausbrechen würde
- Die Vulkanasche brauchte 3 Tage um die ganze USA zu überqueren und nur 15 Tage um die Welt zu umrunden
- seit 1986 bildet gefallener Schnee innerhalb des Domes den jüngsten Gletscher der Welt
- Dem Ausbruch von 1980 folgten bis 1986 und von 2004 bis 2008 massive weitere Eruptionen die im Krater den sogenannten Kraterdom bildeten. Dies hat dazu geführt, dass bisher 7% des beim Ausbruch von 1980 verlorenen Gesteinsmenge wieder aufgefüllt worden sind.
- beim Ausbruch von 1980 verloren insgesamt 57 Menschen ihr Leben darunter einer der bekanntesten Harry Truman, dem eine Lodge am Spririt Lake zu Fuße des Berges gehörte und der trotz Warnungen sich nicht evakuieren ließ. Man muss wohl dazu sagen, er war bereits 83 Jahre alt und wollte seine Heimat in der er mehr als 50 Jahre lebte nicht verlassen.
Es war gut, dass wir uns heute den Tag Zeit genommen haben dieses einmalige National Monument zu besuchen. Von hier waren es 2,5 Stunden Fahrzeit bis Ocean Shores. Den Sonnenuntergang erlebten wir zusammen mit unserem Auto am Strand. Egal wie oft ich Sonnenuntergänge am Meer erlebe, sie sind immer wieder etwas besonderes.
Das wars schon für heute. Wieder einmal ging ein Tag wie im Schnelldurchlauf vorüber. Eine gute Nacht an alle.
@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum