Rumstriala

2014

Steakhaus

Hatten wir gestern Abend recht günstig gegessen konnte man dies heute Abend nicht erwarten. Gut wir hätten den örtlichen Mäcci aufsuchen können. Wollten wir aber nicht. Wir wollten, wenn schon denn schon, uns in einer richtigen Touristenfalle aber so richtig abzocken lassen. Okay, ich übertreibe ein wenig. Schließlich speisten wir auch in einem Steakhaus. „Yes, we are open“ stand am Eingang. „Yes, wir haben Hunger“, war unsere Antwort. Das Ambiente im inneren ist, sagen wir einmal, urig zu nennen. Es wird auf Cowboy und Indianer gemacht. Besonders witzig, wenn Indianer, ich weiß ist political nicht ganz correct bezeichnet, sich als Cowboys verkleiden. Für Touristen macht man solch einen Blödsinn doch gerne mit. Das Essen war gar nicht schlecht, genausowenig wie die Preise. Aber selber Schuld, wir hätten ja auch zum Mäcci gehen können.

Ach übrigens, wir werden heute die Nacht in Tusayan verbringen. Wir hatten wieder einmal Lust uns unter normale USA-Touristen zu mischen und dem Grand Canyon einen Besuch abzustatten. Nicht dass wir uns als unnormale Touristen bezeichnen würden. Ich glaube, ich schreibe mich hier um Kopf und Kragen. Wir wollten also wieder einmal in das große Loch starren, einen Sonnenuntergang erleben und dieses Weltwunder gebührend würdigen. Der Grand Canyon ist immer wieder eine Sensation. Ich liebe es oben zu stehen und nach unten zu starren. Nach unten zu wandern ist ebenfalls ein Muss hier. Aber dies stand heute Abend sicher nicht auf dem Programm. Nicht nach dem Besuch im Steakhaus.

In einem Souvenirladen am Canyon habe ich in einem Buch geblättert, indem über den Tod im Canyon geschrieben wurde. Der Autor hat eine genaue Liste darüber aufgeführt, wer wann und wo und eventuell auch warum hier zu Tode kam. Unter anderem gab es eine Tabelle über Stürze in den Canyon. Kommt sehr viel öfter vor als man glauben könnte. Vor allem unvorsichtiges zu nahe an den Abgrund gehen, klettern oder auch laufen ist die Ursache. Zuletzt fiel im Jahre 2012 ein japanischer Tourist in die Tiefe. Er wurde von seiner Gruppe vermisst und erst 2 Monate später gefunden. Beim Sonnenuntergang am Mather Point sah man sie dann wieder außerhalb der gesicherten Aussichtspunkte herum klettern. Die nächsten Stürze sind also vorprogrammiert. Mein Sohn meinte nur ich sollte mich nicht soviel mit dem Tod beschäftigen. Wo er recht hat.

Natürlich haben wir heute nicht nur in den Canyon geschaut. Wäre dann ja doch etwas wenig gewesen, obwohl wir ja Urlaub haben und es deshalb ruhig auch einmal etwas ruhiger angehen lassen könnten. Was würde mein ehemaliger Deutschlehrer Hr. Bär wohl über diesen Satz sagen.

Wir mussten wieder etwas vertrauen in unseren Tahoe bekommen. Er hatte uns vor 2 Tagen im Stich gelassen. Bei jeder Annäherung an ihn schaue ich im Moment erst einmal auf die Reifen, ob es irgendwelche Anzeichen von Druckverlust gibt. Da unser Auto aber eines der gescheiteren ist, würde er es aber auch im Armaturenbrett anzeigen. Heute bekam er also eine neue Chance. Wir statteten dem Blue Canyon einen Besuch ab. Vor einiger Zeit bzw. Jahren hatten besserwisserische Fotografen diesen Ort als Geheimtipp angepriesen. Ihre Fotos durfte man bewundern, wo sich dieser Geheimtipp jedoch befindet, behielten sie für sich. Dies führte dazu, dass demjenigen, der den Platz verraten würde Schlimmes angedroht wurde oder so ähnlich. Das Internet verleitet manchmal zu kuriosen Anschauungen. Zwischenzeitlich wurde auch von einem Permit gesprochen, welches man unbedingt zum Befahren der Straße bräuchte. Wer oder warum jemand ein solches Permit ausstellen sollte bleibt dabei ein Rätsel. Nachfragen in Tuba City wurden von den Locals mit Kopf schütteln quitiert. Immer diese Germans. Brauchen die den für alles eine Erlaubnis oder einen Führer. Upps. Das letzte Wort streichen wir wieder. Wir sind heute auf jeden Fall ohne Erlaubnis gefahren und wurden weder kontrolliert noch angehalten noch des Landes verwiesen. Ich denke also, das mit derPermit war nur der Versuch die Menschenmassen von diesem Gebiet fernzuhalten. Menschenmassen? Eher nicht. Es ist hier einsam. Sehr einsam. Verdammt einsam. Wir waren alleine. Heißt ja auch Blue Canyon, wobei blue ja nicht nur für blau, sondern auch für einsam steht. Wobei im Rückblick betrachtet doch das ein oder andere blau durchaus von uns gesehen wurde im Canyon.

Der Blue Canyon verströmt eine gewisse Ruhe. Das liegt natürlich an der Einsamkeit hier und an den doch recht ungewöhnlichen Steinformationen. Bei Sonnenuntergang bestimmt eine tolle Fotolocation, würde man denn eine solche suchen. Uns reichte wieder einmal der Mittag vollkommen aus, um einigermaßen brauchbare Bilder zu knipsen. Mehr sind wir ja auch nicht. Wir sind Knipser. Keine Fotografen. Während eines Urlaubes mache ich so ca. 2-10 Tausend Bilder. Darunter sind dann manchmal auch richtige Kunstwerke, die meiner Meinung nach durchaus mit dem ein oder anderen Fotografen mithalten könnten. Während bei einem professionellen Fotografen jedoch bereits im Vorfeld ein Bild sozusagen im Kopf gemalt wird und er weiß was er tut ist es bei mir eben v.a. Zufall. Trotzdem hängen bei uns im Wohnzimmer genau solche Zufallsbilder. Profibilder könnten in keinem Fall schöner sein.

Sonnenuntergang stand am Grand Canyon am Abend auf dem Programm. Er war zwar jetzt nicht sehr fotogen, dafür war der Himmel zu sehr mit Wolken behangen und die Farben kamen nicht so zum Vorschein. Aber dieser Blick in die Tiefe ist und bleibt faszinierend. Ich kann mich den Meinungen, es handele sich halt um ein großes Loch, so gar nicht anschließen. Auch die Meinung einmal rein schauen und dann nie wieder ist nicht die meine. Aber macht doch was ihr wollt. Ich liebe ihn und war sicher bzw. hoffentlich nicht zum letzten Male hier.

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@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum