Rumstriala

2014

unser bester Freund

Wir stehen in einer Parkbucht ca. 5 Meilen von jedweder Zivilisation entfernt. Heute kam es zu diversen Bekanntschaften mit Einheimischen. An sich eine feine Sache. Man kommt so ins reden, erfährt von diesem und jenem. Heute Mittag trafen wir bei der Suche nach einem besonders fies versteckten Cache ein Rentnerehepaar aus St. George. Wir waren auf dem Joshua Tree Scenic Byway westlich von St.George unterwegs und hatten schon ein paar von diesen versteckten Schätzen gefunden. Nebenbei gab es auch recht schöne Aussichten auf den Arizona Strip. Was will man mehr. Einer der letzten Caches auf dieser Runde machte uns etwas Schwierigkeiten beim Suchen, denn er war irgendwo in der Nähe eines Cattle Guard versteckt. Wir fingen an alles zu untersuchen. Lagen auch mitten auf der Straße um das Cattle Guard etwas genauer zu inspizieren. Der Rentner aus St. George, leider habe ich seinen Namen vergessen, ich bin nicht gut im Namen merken, kam aus seinem in der Nähe abgestellten Wohnmobil heran gelaufen und meinte nur, ich weiß was ihr da macht. Wir sind schon seit 3 Tagen hier und machen dasselbe. Erwar auch ein Geocacher. Er erzählte uns von seinen Reisen nach Johannesburg, Machu Picchu und Deutschland. Am Frankurter Flughafen hat er einen Cache am Gate 64 gelockt. Da war er ganz besonders stolz darauf. Seine Frau und er waren mit einem Wohnmobil und 2 Quads unterwegs. Die beiden waren 71 und 70 Jahre alt. Wenn ich mir jetzt meine Mutter auf einem solchen Quad vorstelle..... Diebeiden waren rüstig und voller Tatendrang. Er hatte sein Leben lang gespart um sich dieses Leben jetzt leisten zu können erzählte er uns. Schließlich fanden wir den Cache und loggten gemeinsam mit dem Rentnerehepaar unseren gefunden Schatz.

Ungefähr 5 Minuten später zeigte mir mein Sohn seine gelben Hände. Was war denn das? Welche mysteriöse Krankheit hatte ihn jetzt befallen? Gelbe Hände kannte er eigentlich nur von seiner Laborarbeit während des Chemiestudiums. Schei.....benkleister. Ein kurzer Blick auf meine Hände lüftete das Geheimnis. Der Gitterrost ,auch Cattle Guard genannt, färbte auf uns ab.

Aber wir stehen ja noch immer in unserer Parkbucht. Immer noch meilenweit von jeder Zivilisation entfernt. Schon am Morgen waren wir bei den Yellow Knolls gewesen, nur ein kleines Stück von St. George entfernt. Im Internet habe ich nach Zielen rund um St. George gesucht und dabei dieses Feld ungewöhnlicher Steinformationen gefunden. Aber was heißt schon ungewöhnlich, ähnliche Steinformationen gibt es im Südwesten überall. Trotzdem kann sich der Besuch lohnen, wenn die Lichtverhältnisse stimmen. Dann zumindest kommen ein paar schöne Bilder zustande. Dieses Glück gab es heute Morgen leider nicht. Dafür hatten wir am Nachmittag Glück. Wir fuhren zum Yant Flat genannten Gebiet nordwestlich von St. George. Der Himmel war jetzt strahlend blau und unsere Stimmung hervorragend. Jetlag hatte sich noch immer keiner eingefunden und so konnten wir das letzte Ziel des heutigen Tages ansteuern bevor es dann nach Kanab zum gebuchten Motel gehen sollte.

Wie gesagt wir stehen in einer Parkbucht. Die Zivilisation hat sich immer noch nicht angenähert. Was war passiert? Wir hatten Yant Flat gefunden und die dortigen Steinformationen und Begebenheiten sind wirklich grandios. Auch der Weg dorthin ist leicht zu finden und die Dirt Road weil neu gegradet gut zu befahren. Wir wussten ja nicht, dass genau diese Tatsache uns zum Verhängnis werden würde. Auf dem Rückweg unterhielten sich mein Sohn und ich während des Fahrens angeregt miteinander. Plötzlich das verräterische Zeichen im Amaturenbrett !!!! Vorderer rechter Reifen verliert Luft. Blöderweise gepaart mit dem Zeichen, hinterer rechter Reifen verliert Luft. Shit! An zwei Reifen gleichzeitig Druckverlust. Noch bemerkte ich während des Fahrens keine Veränderung des Fahrverhaltens. Nichts wie weiter, so weit wie möglich aus den Bergen heraus kommen. Klar wir haben ja nur einen Ersatzreifen. Ein Ersatzreifen und zwei Platten. Man muss kein Ass in Mathe sein um zu wissen diese Gleichung geht nicht auf.

Als ich einen Abhang hinunterfahre sehe ich diese mysteriöse Parkbucht. Ihr wisst schon die meilenweit...Vielleicht sollten wir doch einmal nachschauen wie groß der Schaden ist? 1 Sekunde nach dem Aussteigen ist klar, der Schaden ist der größtmögliche. Die Luft vorne im Reifen würde ein Weiterfahren noch rechtfertigen, aber mit dem hinteren Reifen ist kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Der ist Platt wie ne Flunder. Nichts mehr zu machen. Okay, erster Gedanke – Panik! Wir müssen hier übernachten. Es ist ja schon gleich 6 Uhr. Zu Fuß kommen wir hier heute nicht mehr raus. Verdammt, wechseln wir erst einmal den Reifen. Wo ist dieses Werkzeug nur? Nicht zu finden, wir suchen alles ab. Gibts das, kein Werkzeug? Haben die von Alamo echt das Werkzeug aus dem Wagen getan? Das können die doch nicht machen oder doch? Eigentlich dürften wir ja gar nicht hier sein. Gravel Roads sind verboten. Shit! Ruhig bleiben, es wird schon eine Lösung geben. Aber welche? Jetzt bleib bloß ruhig, dein Sohn ist dabei. Der muss seinen Dad jetzt ja nicht ausflippen sehen. Genau in diesem Moment naht die Rettung in Form eines Pickup-Trucks. Im Truck ein Junge und ein Mädchen Anfang 20. Ich halte die beiden an. Leider habe ich auch ihre Namen vergessen. Zur Entschuldigung, ich stand leicht unter Schock. Die beiden telefonierten mit irgendjemanden. Ja, genau das Telefon ging hier draußen. So aussichtslos war dann unsere Lage gar nicht. Auch mein Telefon ginge hier, wenn auch nur mit wenigen Strichen auf der Empfangsskala, aber immerhin.

Die Lösung unseres Problems, ein Abschleppwagen machte sich auf den Weg von St. George aus um uns hier am Berg abzuholen. Den Reifen reparieren ginge aber erst morgen früh, denn heute waren alle Werkstätten schon geschlossen. Ich sollte versuchen ein Motelzimmer zu reservieren. Dorthin würde uns dann der Abschleppwagen bringen. Okay erstes Problem war gelöst, wir würden nicht hier am Berg übernachten müssen. Nächstes Problem ein Zimmer in St. George finden. Es ist wie wir später erfuhren Softball Weekend in St. George. Von überall her kommen die Softball Mannschaften nach St. George und dementsprechend sind alle Zimmer ausgebucht. Trotzdem schaffte ich es über mein Handy vom Berg aus im Quality Inn in St. George eines der letzten Zimmer zu ergattern. Auch dieses Motel wird heute Nacht ausgebucht sein.

Der Abschleppwagen lud unseren Tahoe auf und wir hatten eine unterhaltsame Fahrt zurück nach St. George. Zac, diesen Namen habe ich mir gemerkt, lud uns am Quality Inn aus. Ich drückte ihm aus Dankbarkeit der Rettung 10$ Trinkgeld in die Hand. Ich wusste ja noch nicht was das Abschleppen mich kosten würde. Immerhin war ich aber auf das schlimmste gefasst.

Übrigens das Werkzeug zum Wechseln des Reifens hat dann mein Sohn doch noch gefunden. Ich war aber froh dieses Kinderspielzeug nicht zum Einsatz gebracht zu haben.

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@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum