20.03.2008

In a land far, far away

Heute war es soweit. Nicht nur das ich Geburtstag hatte, heute ging es per Katamaran nach Dry Tortuga (Link). Einer der wohl am schwersten erreichbaren Nationalparks in den USA.

Morgens um 7.00 Uhr verlassen wir unser Motel und fahren zur Katamaran-Ablegestelle. Direkt nebenan ist ein Parkplatz, der uns anlockt. Hier im Hafengebiet von Key West ist es eh nicht so einfach einen Parkplatz für den ganzen Tag zu finden. Der Besitzer des freien Platzes verlangt 15$ Gebühr für den Tag. Die Kunden hier würden wahrscheinlich auch 20$ bezahlen. Andere Möglichkeiten gibt es scheinbar auch nicht. Erst am Abend bei der Rückkehr werden wir feststellen, dass der Parkplatz gleich nebenan offensichtlich einen anderen Besitzer hat und der verlangt nur 10$. Dumm gelaufen, aber unbedeutend im Angesicht des Fahrpreises für den Katamaran.

das ist das Ziel der heutigen Begierde - Dry Tortuga mit dem Fort Jefferson

und damit schippern wir rüber - die Fast Cat II

Wir haben zwar übers Internet unsere Plätze bereits vorreserviert, bezahlt wird aber erst hier. Da sich der Dollarkurs seitdem zu unseren Gunsten entwickelt hat, kein schlechter Deal. Auch mein Nationalparkpass von letztem Jahr Welcome 40-Tour 07 ist noch gültig. Nach diesem Urlaub kann ich ihn nun endgültig entsorgen. Die 80$ haben sich aber mehr als bezahlt gemacht.

Um 8.00 Uhr ist Boarding. Mit uns stehen noch ca. 60 weitere Passagiere am Landesteg. Zu allererst gibts eine kleine Ansprache des supercoolen Kapitäns. Der ist so supercool, dass er kaum laufen kann. Er klärt uns, über das was uns erwarten wird, auf.

  • Wir haben starken Seegang. Wer also Seekrank wird, darf und soll jetzt lieber einen Rückzieher machen. Die Überfahrt wird stürmisch. Wer jetzt zurückzieht, kriegt sein Geld zurück.
  • Wer sich nicht ganz sicher ist, ob er für Seekrankheit anfällig ist, soll sich besser ein Mittel geben lassen. Das Mittel ist ein weißes Pülverchen, dass in Wasser gelöst wird und von ziemlich vielen daraufhin in Anspruch genommen wird.
  • Wenn es jemanden während der Fahrt schlecht wird, dann soll er bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte nach draußen gehen. Auf keinen Fall in die Restrooms. Dort wird es nur noch schlimmer. Hinten an der Reeling wäre der richtige Ort.

Nach diesen aufmunternden Worten fing dann das Boarding an. Auf dem Weg ins Schiff wurde man noch mit Schnorchelausrüstungen versorgt.

Als erstes gabs Frühstück an Bord. Das Büffet ist im Preis enthalten und alle machten sich gleich ganz gierig darüber. Sonst hat man ja auch nichts, was man anschließend an der Reeling entsorgen könnte. Wir waren uns nicht ganz sicher, ob Frühstück jetzt eine gute Taktik wäre. Auf der anderen Seite, wird hatten ja noch nichts im Magen. In puncto Seekrankheit auch nicht optimal. Also haben wir es den restlichen 55 Amerikaner gleich getan und sind ans Büffet ran.

Jetzt ist Büffet ein ziemlich großes Wort für dieses Frühstück. Es gab vor allem süße Stückchen und Sandwiches zum selber machen. Dazu Kaffee und Orangensaft. Ach ja und Obst gab es auch noch. Das Frühstück musste vor Start dann auch beendet sein. Ihr erinnert euch an die Worte des Captains - stürmische Überfahrt.

so sah es im Inneren des Katamarans aus. In der Mitte die Küche und außenherum die Sitzgruppen mit Tische.

Außer dem Kapitän waren noch 3 weitere Mannschaftsmitglieder an Bord, die für das Essen sorgten und ansonsten vor allem darauf achteten, dass sich auch wirklich keiner während der Fahrt im Inneren des Katamarans übergibt. Als unsere Kleine vor Müdigkeit den Kopf auf den Tisch legte, war einer der Crew gleich zur Stelle um zu fragen, ob ihr schlecht wäre. War ihr aber nicht, sie war nur müde.

So nach einer Stunde merkte man, wie sich die Reeling am Ende des Schiffes langsam mit Menschen füllte. Das Super-Pep gegen die Reiseübelkeit hat aber ganze Arbeit geleistet. Von Übelkeit keine Spur bei uns. Allerdings hatte der Kapitän Recht, inside des Restrooms wurde einem relativ schnell schlecht. Da wackelte es ganz beträchtig.

Nach 2,5 Stunden Fahrt erreichten wir dann endlich Dry Tortuga.

Lageplan der Insel

die Fast Cat ist das hintere Schiff

Dry Tortuga selber ist nicht sehr groß. Es besteht vor allem aus dem Fort Jefferson, einem Nord-, und einem Südstrand. Dazu gibt es noch einen kleinen Campingplatz mit Picknicktischen.

Die angebotene Tour des Fort Jefferson haben wir ausgelassen. Das Fort wollten wir später auf eigene Faust erkunden. Wir waren viel mehr scharf darauf unsere Schnorchelausrüstung auszuprobieren. Unsere Kollegen auf der Fast Cat haben sich in der Mehrzahl an den Picknicktischen und dem Südstrand breit gemacht. Wir sind zum Nordstrand gegangen. Dort waren wir zu Anfang ganz allein und auch später kamen nur wenige dazu. Dagegen drängelten man sich am Südstrand ganz schön. Warum und wieso weiß ich auch nicht. Nord- und Südstrand unterscheiden sich nicht.

Zum allerersten Mal war ich hier beim schnorcheln und es hat einfach Spaß gemacht, obwohl ich kein Wasserfan bin. Wer weiß, was sich im Wasser so alles tummelt. Als Landratte war es schon ein komisches Gefühl im Meer zu schwimmen und unter sich die Fische, Schildkröten und was weiß ich noch alles zu sehen. Einmal hat sich ein Fisch, als ich im nachschwamm rumgedreht und mich angemotzt. Nein wirklich, er hat mich angemotzt. Zumindest hat es so ausgesehen. Verstanden habe ich ja nichts, außer dem Wink mit dem Zaunpfahl. Wir sind daraufhin getrennte Wege geschwommen.

Nach ca. einer Stunde schnorcheln war, dann schon wieder Zeit für das Mittagessen. Das wurde wieder auf dem Katamaran verabreicht. Das Mittagessen bestand aus Brot, Obst, Früchte, Nudelsalat und Kartoffelsalat. Danach haben wir uns aufgemacht, die Insel zu umrunden. Da das relativ schnell geschehen war, hatten wir wieder etwas Zeit fürs schnorcheln.

Eine 3/4 Stunde vor der Rückfahrt haben wir unsere Badesachen zusammengepackt und sind auf Erkundungstour des Fort Jefferson gegangen. Das Fort kann man wie erwähnt auch ohne Tour besichtigen.


Jetzt einmal ganz ungewohnt für meine Reiseberichte ein kurzer geschichtlicher Hintergrund.

1825 wurde zum ersten Mal auf Dry Tortuga ein Gebäude errichtet, ein Leuchtturm, der Schiffe vor den gefährlichen Riffen der umliegenden Gewässer warnen sollte. Gleichzeitig entwarf man weitreichende Pläne für die Insel. Man wollte ihre exponierte Lage militärisch nutzen, um den Golf von Mexico besser kontrollieren zu können. Der Plan für eine Befestigungsanlage auf den Dry Tortugas ging bereits auf Präsident Thomas Jefferson zurück (1801-1809). Aber erst 1846 begann man mit dem Bau des nach ihm benannten größten Küstenforts der USA mit 2 m dicken Mauern, ausgelegt für 450 Kanonen und eine Besatzung von 1.500 Soldaten.

Am Anfang wurde das Fort von Sklaven aufgebaut. Nach Abschaffung der Sklaverei brachte man verurteilte Straftäter und Kriegsgefangene aus dem Bürgerkrieg auf die Insel. Das Ganze stand allerdings von Anfang an unter keinem guten Stern. Die Bauarbeiten kamen nur schleppend voran. Die ersten Mauern begannen bereits kurz nach Fertigstellung im weichen Sanduntergrund abzusacken. Später wurde ein Teil der Anlage von einem Orkan beschädigt. So zog man schon 1874 die wenigen dort effektiv stationierten Soldaten ab und überließ Fort Jefferson dem Zahn der Zeit.

Seit 1992 bilden die 7 Inseln der Dry Tortugas (Fort Jefferson befindet sich auf Garden Key) einen Nationalpark. Den wenigsten besuchten der USA.

Um 14.30 Uhr startete unser Katamaran wieder in Richtung Key West. Boarding für die Rückfahrt war um 14.15 Uhr. Leider waren wir, als wir um 14.13 Uhr zum Katamaran kamen bereits so ziemlich die Letzten. Wir bekamen nur noch einen Platz zum Rückwärtsfahren. Wir haben wieder alle, bis auf meine Frau, Super-Pep eingeworfen. Viele der Amerikaner hatten Pflaster hinterm Ohr oder wie bereits erwähnt ein Pülverchen von der Crew. Die, die nichts hatten oder nahmen, waren entweder alte Seebären oder hatten ihren Stammplatz an der Reeling.

Um 17 Uhr liefen wir wieder in Key West ein. Wir machten noch einen kurzen Boxenstopp im Motel und gingen dann zum Essen in einen Denny´s. Ein sehr ereignisreicher Tag ging zu Ende.

Persönliches zu Dry Tortuga

Heute war mein Geburtstag. Zum zweiten Mal in Folge kann ich meinen Geburtstag in den USA feiern. Dieses Mal mit Familie. Die Fahrt nach Dry Tortuga war deshalb etwas ganz besonderes. Der Nationalpark ist der am wenigsten besuchte in den USA. Kunststück, die Anfahrt ist weder leicht noch schnell, noch billig. Aber es hat sich gelohnt.

70 Meilen von jeder Zivilisation entfernt zu sein, ist ein Gefühl dass man nur ganz selten hat. Das Schnorcheln war einfach toll und das Fort unerwartet groß auf diesem kleinen Island.

Wenn man etwas negatives zu dieser Fahrt sagen will, dann war es die Anfahrt an sich. Ob jetzt 5 Stunden rauhe Seefahrt das alles wert sind, muß jeder für sich selber entscheiden. Letztendlich kommt auch noch der Preis dazu. Ich habe es aber nicht bereut, daß mich meine Frau dazu überredet hat. Wahrscheinlich werde ich diese Fahrt aber kein zweites Mal mehr machen. Dies ist ein Abenteuer, daß man nur einmal erlebt.

Hier gehts weiter - 21.03.2008

@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum