31.03.2010 - windblown
Bild des Tages
Ich musste kurz überlegen, welches Bild nun das Bild des Tages werden sollte. Zuerst hatte ich mich für ein Staubild entschieden. Immerhin war dies der erste Stau ausserhalb einer Stadt, den ich in den USA erleben durfte bzw. musste. Letztendlich gefiel mir dieses Bild dann doch besser. Es zeigt die Wutpatki Ruine in der Nähe von Flagstaff.
Der Tag von gestern wirkt heute nach. Vor allem in den Muskeln. Wobei bei jedem ein anderer Muskel in diverse Warnstreiks tritt. Aber eigentlich sind wieder einmal nur meine Frau und ich von diesen Problemen betroffen. Die Kids steckten die Anstrengung von gestern dagegen fast komplett ohne muskulären Probleme weg. Beneidenswert, wobei die Schmerzen in den Beinen sich in Grenzen halten. Nur die ersten Schritte nach dem Sitzen fallen ein klein wenig schwer.
Als wir heute morgen aus dem Motel ins Freie treten, werden wir fast schockgefroren. Das sonnige Wetter ist verschwunden bzw. heute morgen nicht zurückgekehrt. Der Himmel ist bevölkt und ein fieser, kalter Wind zieht übers Land. Na was hatten wir da gestern für ein Glück. Die Bedingungen am gestrigen Tage waren wie bestellt. Da scheint es jemand mit uns da oben gut zu meinen. Heute hätte das ganze schon wettertechnisch nicht soviel Spaß gemacht. Da wir heute aber keine weiteren Outdooraktivitäten geplant haben, kann es uns eigentlich auch egal sein. Wir satteln unseren Ivanhoe, verstauen unsere 7 Sachen wieder im Kofferraum, der auch dieses Mal wieder alles schluckt. Schlucken muss, er hat ja gar keine andere Wahl und ab gehts, neuen Zielen entgegen.
Ein kurzer Blick in den Canyon muss aber trotzdem sein. Wir beschließen zum Matherpoint zu fahren und das Ziel des gestrigen Tages nochmals von oben zu begutachten. Vor 6 Monaten waren wir das letzte Mal hier und erkennen die Verkehrsführung kurz vor dem Matherpoint nicht wieder. Ein riesiger Parkplatz wurde direkt am Visitor Center gebaut. Die Aufnahmefähigkeit des alten Matherpointparkplatzes war aber auch immer schnell überschritten. Das sieht jetzt anders aus. Zum Matherpoint selber konnte man heute nicht, da wird immer noch gebaut. Angeblich ein Amphittheater. Lassen wir uns überraschen.
Dieses Wetter lädt nicht zum Verweilen im Freien ein und so setzen wir uns wieder in unseren Ivanhoe und verlassen den Grand Canyon Nationalpark Richtung Cameron. Dort wollen wir heute morgen zum Frühstücken gehen. Am Osteingang schaut dann heute zum ersten Mal etwas die Sonne zwischen den Wolken hervor.
Das Frühstück in der Cameron Trading Post wäre nicht weiter erwähnenswert gewesen. Was mir allerdings immer so ein klein weing sauer aufstößt sind Rechnungen auf denen das Trinkgeld bereits mit angedruckt ist. Eigentlich entscheide ich gerne selber, ob und wieviel Trinkgeld ich zu geben gedenke. Diese Entscheidung darf man dem Kunden doch nicht abnehmen. Natürlich habe ich trotz Nachfrage keinen weiteren Cent an Trinkgeld herausgerückt. Soweit kommt es noch, erst sich selber Trinkgeld geben und dann noch einen Nachschlag wollen. Satte 15% wurden da auf die Rechnung geschlagen. So gut war der Service nun auch wieder nicht. Normalerweise gebe ich immer bis zu 15% Trinkgeld, wenn der Service gut ist. Ist der Service nur durchschnittlich höchstens 10%. Sollte ein Service allerdings richtig schlecht sein, würde ich auch einmal auf Trinkgeld verzichten. Ist noch nicht oft vorgekommen, weil normalerweise bin ich zu gut erzogen dazu, aber zumindest die Möglichkeit sollte doch gegeben sein. Der Service in der Cameron Trading Post war max. für 8% Trinkgeld gut. Aus diesem Grunde hat es mich noch mehr geärgert.
Aber ärgern gibt nur Runzeln, also lassen wir das und haken die Sache einfach ab. Konzentrieren wir uns auf das nächste Ziel unserer heutigen Fahrt, das Wutpatki Nationalmonument.
Inzwischen war der Himmel über dem Monument blau geworden. Aber der Wind zog einem fast das Toupet vom Kopf, hätte man eines auf gehabt. Es zog erbärmlich. Wir hatten schon Angst unsere Kleine mit ihren 25 kg würde davon geweht werden. Der Besuch der Ruinen wurde im Eiltempo erledigt. Eine Eile die diese Ruinen nicht verdient haben. Da wir aber im Jahre 2004 mit den Kids schon einmal hier waren, durften wir uns das erlauben.
Das nächste Ziel auf der Route war der Sunset Crater. Leider kann man diesen nicht besteigen. Wäre heute zwar auch kein Vergügen gewesen und das nicht alleine wegen des Windes, aber zur Not gibt es gleich in der Nachbarschaft weitere Crater die bestiegen werden könnten. Aufgrund der Wind- und Temperatursituation haben wir aber darauf verzichtet.
Unser Weg führte weiter in Richtung Osten und weg vom Schlechtwettergebiet. Der Wind allerdings blieb. Nächster Halt - Meteor Crater. Kurz hinter Flagstaff ändert sich die Landschaft rapide. Wald und Berge läßt man hinter sich und um einen rum ist nur noch ein riesiges Nichts. Nichts erwähnenswertes zumindestens. Hätte hier vor 50.000 Jahren nicht ein Meteor eingeschlagen, man würde achtlos auf der Interstate daran vorbei fahren. Inmitten der eintönigen Landschaft ragt dieser Krater empor. Trotz gepfefferten Eintrittes haben wir uns das Ganze angetan.
Im Hintergrund kann man auf dem Bild die Berge rund um Flagstaff erkennen. Ansonsten gibt und sieht man eben nichts. Was soll ich auch schreiben, hier ist einfach nichts. Außer diesem Krater eben.
Beeindruckend? Ja, irgendwie schon und irgendwie auch wieder nicht. Man bekommt einen Eindruck davon, wie schnell die Erde ausgelöscht sein könnte, wie schnell die Existenz der Menschheit nur noch eine Fußnote in der Geschichte wäre. Ob man dafür den Eintritt bezahlen muss, kann ich nicht beurteilen. Das muss jeder mit sich selber ausmachen.
Der Wind bließ hier so stark, dass die Autos auf dem Parkplatz sich im Takt des Windes hin und her, vor und zurück wiegten. Wir machten, dass wir wieder weiterkamen. Auf der Interstate ging es nun in Richtung unseres nächsten Etappenzieles, der Stadt Gallup. Dort werden wir die nächsten 3 Nächte verbringen. Zuvor aber geschah etwas, welches ich wie eingangs erwähnt in den USA auf dem platten Lande bisher nicht erlebte. Es gab einen Stau. Einen richtigen handfesten Stau. Kein Luschistau von 10 oder 20 Minuten. Nein, ein richtiger ausgewachsener Stau der uns 1,5 Stunden kostete.
Das alles nur wegen einer kleinen Baustelle, die kaum der Rede wert war. Unsere Tankuhr zeigt auch schon bedrohlich in Richtung E wie empty, also leer. Im Stau soff unser Ivanhoe so richtig. Ich habe entschieden den Spritverbrauch unserers schwarzen Ritters nicht auszurechnen. Warum auch, was er braucht braucht er halt. Ich kann es eh nicht ändern. Wie bereits erwähnt ein anderes Fahrzeug gibt es nicht. Das Männerspielzeug Jeep bleibt in unserem Besitz. Ich muss nur zusehen, demnächst mit ihm auch ins Gelände zu kommen.
Für Morgen gibt der Wetterbericht keine besonders rosigen Aussichten. Es scheint morgen und übermorgen eine kleine Regen- und Schneefront durchzuziehen. Wie heftig sie ausfällt werden wir ja sehen.
So geht der Tag nach dem Plateau Point zu Ende. Heute schon viel später als die letzten Tage.
Zum Abschluß wie immer die Auflösung des gestrigen Songtext-Rätsels:
Der neue Songtext für morgen lautet folgendermassen:
As sick and bleeding as I was she took me on her own Brought me to the canyon where the sun poured down like rain Her smiling eyes and the mountain light I thought myself insane These hills have seen me runnin' till my horse could hardly stand Hidin' by day in the mountains movin' with the moon on the land I'm hoping to find my freedom in a world that wants me dead |
Ach ja, falls sich jemand wundern sollte warum dieses Songtext-Rätsel überhaupt statt findet. Ich finde es schön, am Ende eines Reisetages zur Entspannung einen Song zu hören. Das entspannt mich und läßt den Tag nochmals Revue passieren. Die Musik soll einfach nur das Gefühl des Tages transportieren. Wer damit gar nichts anfangen kann, sollte das Ganze einfach ignorieren.
@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum