Wie gehts eigentlich

dem Vulkan

09.09.2014 - die Luft ist raus

Update Vulkan

Was soll ich sagen. Keine Änderung der Aktivität. Auch heute gab es wieder zahlreiche Erdbeben, aber keines stärker als M3.
Holuhraun Eruption

Schaut euch mal unseren Toyoten etwas genauer an. Fällt euch etwas auf?

Bereits gestern meldete die Anzeige im Auto Druckabfall in einem Reifen. Welcher Reifen blieb unklar. Zu sehen war auch nichts. Heute Morgen dann war der rechte vordere Reifen ohne Luft. Guter Zeitpunkt, im Grunde der günstigste überhaupt. Der Bruder unserer Hüttenwirtin hatte praktischerweise eine Werkstatt für die Reparatur der Gerätschaften der Bauern hier. Leider hatte er aber nicht die notwendigen Geräte um den Reifen wieder zu reparieren. Er konnte nur auswechseln, aber schon das war eine große Hilfe, denn das Werkzeug im Auto ist wie so oft nicht oder nur sehr eingeschränkt brauchbar.

In der nächsten Stadt gab es dann einen Reifendienst und der erledigte dann den Rest. Die Werkstatt war ausgesprochen kurios. Kurios deshalb, weil hier in der Ausbildung das Thema Aufräumen wohl eher nicht auf dem Plan stand. Ich habe wirklich selten einen so heruntergekommenen Schuppen gesehen. Fotos gibts keine davon. Ihr müsst es mir schon glauben. Der pure Wahnsinn.

Man könnte jetzt glauben, die vielen Offroadstrecken hätten dem Reifen zugesetzt. War aber gar nicht der Fall. Ein ordinärer Nagel steckte im Gummi und lies die Luft im Zeitlupentempo entweichen. Vielleicht hatte auch ein Elf seine Hände im Spiel. Wer weiß das schon?

Über den Urridafoss ging es nach Selfoss. Ein Wasserfall jagt den nächsten könnte man meinen. In diesem Falle allerdings falsch, denn Selfoss ist kein Wasserfall (zumindest nicht hier), sondern der Namen einer kleinen Stadt südöstlich von Reykjavik mit ingesamt 6.500 Einwohnern und was noch wichtiger war, einem KFC. Wir hatten Hunger, traf sich ja gut und nach alledem Reifen runter, Reifen rauf, Reifen reparieren, musste erst einmal was kalorienhaltiges und fettiges auf den Teller.

Der Rest des Tages konnte kommen und mit ihm der Golden Circle. Nun kennen die meisten den Golden Circle. Zumindest diejenigen, die schon einmal in Island waren. Das Muss-Programm eines jeden ersten Besuches. Von Reykjavik aus kann man an einem Tag die bekanntesten und einmaligsten, sowie historisch bedeutsamsten Sehenswürdigkeiten der Insel entdecken. Wir hatten uns dieses Programm für den Schluss unserer Reise aufgehoben. Schließlich soll das Beste ja immer am Ende kommen.

Schon wieder ein Wasserfall. Langsam reichte es jetzt mit dem fallenden Nass. Neee, nur Spaß. Wir waren in Þingvellir angekommen. Der Kreis zum Anfang unserer Reise schloss sich hier. Zum Nationalpark selber habe ich ja schon am Anfang so einiges geschrieben. Jetzt erliefen wir den Park zusätzlich noch per pedes.

Geschichtsträchtig ist die Sache hier auch noch. Schließlich handelt es sich bei dem Gebiet um eine frühe Versammlungsstelle der Stammeshäuptlinge Islands. Das Bild zeigt die Pfade auf denen die Häuptlinge und ihr Gefolge aus dem ganzen Land hierher kamen.

Ganz abgesehen der geologischen Eigentümlichkeit dieses Tals, ist für die Isländer dies auch noch ein magischer Ort. Jahrhundertelang haben hier die Mächtigen Islands Geschichte geschrieben. Es wurde der Staat gegründet, die alten Götter wurden verstossen und zum Christentum übergetreten. In der Allmännerschlucht wurden Gesetze verlesen, gerichtet und Politik gemacht. Das erstaunlichste war wohl der Übertritt zum Christentum. Ein ganzes Volk ließ plötzlich seinen traditionellen Glauben Glauben sein, schmieß die Zeichen der Götter in irgendwelche Wasserfälle, gibt ja genug, und sie wurden Christen. Das erstaunlichste an diesem Vorgang, es blieb friedlich, ohne Blutvergießen wurde dieser Schritt vollzogen. Aus heutiger Sicht kaum zu glauben.

Im Nationalpark selber erinnert leider nur noch wenig an diese bewegte Geschichte. Es bleibt ein Tal, in dem zwei Kontinentalplatten auseinander driften. Aufgrund der "riesigen" Geschwindigkeit dieses Vorgangs bleibt er eher verborgen. Man muss seine Phantasie einsetzen um hier Geschichte zu erleben. Die Menschen kamen damals auf ihren Pferden aus allen Teilen der Insel angeritten. Das Tal war für zwei, drei Wochen ihr Campingplatz. Man errichtete Zelte, entzündete Lagerfeuer. Für diese Tage war Pingvellir der Mittelpunkt Islands. Er fungierte als Freiluftparlament, Handelsplatz, Festwiese, Heiratsmarkt und Informationsbörse. Im Grunde genommen ein frühes Oktoberfest mit angeschlossenem Internet.

Nun sind wir keine ganz großen Freunde des Oktoberfestes und wir zirkulierten weiter. Nächtes Ziel...Geysir.

Was steht denn im Lexikon im Bezug auf Geysire?
Ein Geysir (isländisch geysia – wirbeln, strömen), auch Geiser, ist eine heiße Quelle, die ihr Wasser in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen als Fontäne ausstößt. Einen solchen Ausbruch bezeichnet man als Eruption. Namensgebend für alle Geysire dieser Welt war der Große Geysir auf Island. Der Geysir im kleinen Städtchen Geysir, der leider nach einem lokalem Erdbeben nicht mehr geysiert. Wirklich Pech!

Leider rührt sich hier nichts mehr. Es gibt zwar noch heißes Wasser im Pool, aber eben kein Druck mehr. Es ist wie im richtigen Leben, ohne dementsprechenden Druck läuft nichts. Im Geysirgebiet selber gibt es aber noch den Geysir mit dem Namen Strokkur.

Das Video ist als Link hinterlegt und nicht von mir. Ich selber hab beim Durchsehen unserer Errungenschaften bemerkt, kein wirklich brauchbares zur Hand zu haben. Warum und wieso bleibt ein ewiges Geheimnis. Wahrscheinlich wollte wieder irgendein Elf Fotos verhindern. Ich kanns mir nur so erklären. Naja, what shells wie die Angelsachsen zu sagen pflegen oder auch Shit happens. Wir haben also keine wirklich guten Bilder vom Strokkur und dem Gebiet Haukadalur.

Es dampft hier und da. Der Strokkur bricht gewohnheitsmäßig alle 7-8 Minuten aus. Der Geysir himself ist nur noch ein warmer Pool ohne Ausbruchsversuche. Es gibt weltweit nur sechs Geysirfelder größeren Ausmaßes:

1) Yellowstone-Nationalpark (Wyoming) (ca. 300 aktive Geysire)
2) Dolina Geiserow (das Tal der Geysire), Kronozki Nationales Biosphärenreservat Kamtschatka (Russland) (ca. 200 aktive Geysire; Bestand durch einen Erdrutsch am 3. Juni 2007 mit Bildung eines Stausees gefährdet)
3) auf der Nordinsel von Neuseeland (51 aktive Geysire)
4) El Tatio, Antofagasta (Chile) (38 aktive Geysire, 46 insgesamt in Chile)
5) Haukadalur (Island) (26 aktive Geysire auf ganz Island)
6) Umnak Island (Alaska) (8 aktive Geysire)

Die Aufstellung zeigt schon, der Yellowstone ist unangefochten die Nr.1 weltweit. Vom russischen Geysirfeld hatte ich bis dato noch nie etwas gehört. Tja und der Rest ist eben viel, viel kleiner. Wer also schon einmal das Glück hatte im Yellowstone zu weilen, der muss zumindest wegen der Geysire nicht unbedingt nach Island. Man fährt ja auch nicht wegen dem Hofbräuhaus nach Las Vegas.

Wir zogen also wieder ab. Zugegebenermassen etwas enttäuscht. Wir hatten uns ehrlicherweise etwas mehr versprochen. Die Zirkulation aber ging weiter. Nächtes Ziel...Gullfoss.

Der Fluß Hvítá stürzt sich als mächtiger Wasserfall ins Tal. Es gibt zum Gullfoss auch eine kleine Geschichte, die per Schilder am Overlook erzählt wird.

Der Gullfoss und seine Umgebung wurden 1979 zum Naturschutzgebiet erklärt, um dauerhaft den Wasserfall zu schützen und der Öffentlichkeit einen Zugang zu diesem einzigartigen Gebiet zu ermöglichen. Es gab Pläne, den Wasserfall 1907 als Energielieferant nutzbar zu machen. Der damalige Bauer in Brattholt lehnte das Angebot mit den Worten ab: "Ich verkaufe meinen Freund nicht".

Kurz darauf mieteten Vertreter ausländischer Interessenten den Wasserfall. Kaufen ging ja nicht, mieten dagegen erschien OK. Die Bauerntochter, Sigridur Tómasdóttir, versuchte den Vertrag zu widerrufen, dieser Versuch wurde jedoch vom Gericht abgelehnt. Mit dem Bau des Kraftwerkes wurde aber nie begonnen und im Jahre 1928 erlosch der Mietvertrag, da die Miete nicht mehr gezahlt wurde. Sigridurs Einsatz für den Wasserfall war aufopferungsvoll und beispiellos. Sie arbeitete oft Tag und Nacht um ihre Meinung durchzusetzen, unternahm lange Reisen auf Bergstraßen, durchwatete große Ströme zu jeder Jahreszeit und traf sich mehrmals mit Beamten in Reykjavik. Aufgrund dieses Kampfes wird Sigridur oft als erste Umweltkämpferin Islands bezeichnet.

Jetzt aber zum Wasserfall...

Gewaltig fällt er zu Tale. Der Dettifoss hat uns zwar mehr beeindruckt, aber der Gullfoss ist im Gegensatz zu den Geysiren schon die Reise hierher wert. Mittlerweile war es Abend geworden und wir fuhren nach Minniborgir zu unserer nächsten und letzten Hütte. Auch dieser Abend wurde wieder zu einem großen Teil im heißen Pool der Hütte verbracht. Zeit am Abend für ein paar Gedanken zum Golden Circle.

Þingvellir, Geysir, Gullfoss. Nett. Wer aber bereits Island umrundet hat, den kann das hier nicht von den Socken hauen. Ein klein wenig enttäuscht waren wir schon. Haben wir doch im Vorfeld nur davon gehört wie toll dieser Golden Circle wäre. Allerdings hat Island meiner Meinung nach soviel mehr zu bieten. Für die Schifftouristen von Reykjavik aus sicher die beste Alternative um auf Island etwas zu sehen, da alles in erreichbar Nähe befindlich. Für alle anderen denke ich, reicht es einen Tag einzuplanen und das wars.

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@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum