Rumstriala

2014

Restart

Unser Tahoe hatte die Nacht bei Bracken´s Auto-Tech and Tires in der North 1000 East verbracht. Der Laden öffnete um 8.00 Uhr. Um kurz nach 8.00 Uhr hatte ich meine 45 minütige Wanderung hinter mich gebracht und stand vor unserem waidwunden Auto. Über Nacht war alle Luft aus beiden Reifen entwichen. Das Auto starrte mich irgendwie entgeistert an, als wolle es sagen: „Was habt ihr nur mit mir gemacht?“ Im Autosalon selber war bereits Hochbetrieb. Gefühlte 20 Mitarbeiter liefen durcheinander und ständig klingelte das Telefon. Endlich war ich dann zwischen zwei Telefonaten dran und konnte mein Begehr ablassen. Dann ging alles sehr schnell. Einer der 20 pumpte etwas Luft in die Reifen, fuhr es dann in die Werkstatt und begann mit der Arbeit. Die restlichen 19 standen herum und tranken Kaffee. Während der Schadensreparatur konnte ich mir das Treiben in der Werkstatt etwas genauer betrachten. Arbeiten taten immer nur max. zwei. Die restlichen unterhielten sich meistens miteinander. Sie tranken dann Kaffee oder rauchten eine Zigarette. Mehr war nicht. Man konnte auch nicht genau sagen, ob jetzt alle zur Werkstatt gehörten oder nicht.
Man merkt ich hatte etwas Zeit während der Reparatur.

Beide Reifen waren noch zu gebrauchen und wurden vulkanisiert. Ging eigentlich sehr flott. Jimmy, mein Servicemann freute sich noch und meinte nur: „Bad luck today, hee!“ Ich konnte ihn beruhigen, Bad luck war ja gestern bereits, heute würde definitiv besser werden. Er war davon nicht überzeugt. Das wichtigste kam aber noch. Die Rechnung. Ihr seit jetzt sicher neugierig wie hoch den diese ausfallen würde. Aber lassen wir die Spannung noch etwas steigen.

Kommen wir zu einem ganz anderen Thema. Die Schönheit des Zion Nationalpark ist einzigartig. An so einem Tag, strahlend blauer Himmel, vielleicht ein wenig kalt wird es noch deutlicher. Die Berge sind majestätisch. Auch von oben betrachtet, vom Lava Flow Outlook an der Kolob Reservoir Road. Grandios diese Aussicht. Etwas Schnee lag auf der kurzen Dirt Road zum Outlook und Matsch. War mal was neues. Jetzt ist unser Tahoe nicht nur geteert (mit Sand), sondern auch gefedert (mit Matsch). Am offiziellen Eingang zum Zion bildete sich dann eine lange Schlange. Es war ja Samstag und alle wollten die grandiose Bergwelt hier genießen. Der Zion ist etwas ganz besonderes. Letzten Sommer haben wir hier den Observation Point bewandert. Für mich gibt es keine schönere Aussicht. Angel Landing kannste dagegen vergessen. Ist zwar sicher bekannter und erfordert eventuell auch etwas mehr Überwindung, aber der Observation führt nach ganz oben. Aber anderes Thema.

Habe eigentlich nur ich das Gefühl der Denny´s in Page verliert etwas an Qualität. Vielleicht bin ich auch nur deutsch. Was mich ziemlich erschrecken würde. Der Boden am Eingang machte den Eindruck bereits seit Wochen nicht mehr gewischt worden zu sein. Der Teppich unter den Tischen und Stühlen wäre einer Grundreinigung ebenfalls nicht abgeneigt gewesen und ganz grundsätzlich hätte ich einfach mal etwas Staub gewischt. Ich wollte dem Chef der Spelunke schon vorschlagen diese Grundreinigung zu übernehmen und ich putze nun nicht wirklich gern. Vielleicht hing das ganze auch damit zusammen, dass der Chef bereits händeringend Personal suchte. Könnte also sein man ist nur etwas unterbesetzt und deshalb wird auf die Sauberkeit nicht ganz soviel Wert gelegt. Aber wahrscheinlich bin ich einfach doch nur deutsch. Verdammt, wollte ich doch nie sein. Kommen jetzt im Alter doch noch deutsche Tugenden zum Vorschein. Ihr könnt mich schlagen und treten, aber ein sauberes Ambiente beim Essen ist nicht zu verachten. Über den unangenehmen Geruch im ganzen Restaurant habe ich dabei noch gar nicht gesprochen. Es roch intensiv nach Putzmittel, nach sehr scharfen Putzmittel. Es gab sie also, nur angewandt wurden sie halt nicht.
Das Essen war aber in Ordnung. Mein Double Cheeseburger war ohne Zuhilfenahme von Messer und Gabel nicht zu bezwingen und die Rechnung am Ende versöhnte wieder mit unserem Denny´s. Zu zweit mit 20 EUR proppenvoll zu sein ist nach wie vor in good old Germany nur schwer zu erreichen.

Hatte ich eigentlich schon erwähnt was das Abschleppen vom Berg kostete. Ich hatte keine Ahnung und keine Alternative gestern Abend. Heute Morgen hatte ich dann eine Ahnung, alleine die Alternative war immer noch nicht vorhanden. Man muss sich nur im Vorfeld einen Riesenbetrag vorstellen um dann das Ergebnis erträglich zu finden. Ich z.B. hatte mit ca. 500 $ gerechnet. Schließlich bin ich Geschäftsmann und wenn mir der Laden gehören würde, dann hätte ich dies vermutlich auch berechnet. Der Idiot aus Deutschland war doch selber Schuld. Das ist nun mal der Preis für die Freiheit. Die Freiheit dort hin zu fahren wo es schön ist. Wenn man also so einen Betrag im Kopf hat und der Chef von Bracken´s Auto – Tech präsentiert dir dann eine Rechnung über 270 $ dann ist man fast schon happy. Die 30 $ für die Reifenreparatur waren da schon mit einberechnet. Das Abschleppen selber kostete 240 $, übrigens inkl. Märchensteuer.

Im Endeffekt war dann am Ende des Tages die Freude über das recht billige Abendessen größer als der Schock über die Abschlepprechnung. Man kann sich manche Sachen auch wirklich schön reden.

Teil 1

zurück   weiter
 

@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum