Pazlantik

2013

Day 12 - Big Bend

Heute können wir auf die Landkarte der Fahrtroute verzichten. Diesen Tag verbringen wir im Big Bend Nationalpark. Ein Park der das Zeug dazu hat unter unsere TOP 5 Parks zu rutschen. Einigermassen überraschend, hatten wir doch damit gar nicht gerechnet. Was ich bisher in Reiseführern über den Big Bend gelesen habe hatte mich nicht sehr beeindruckt. Da wir aber auf unserer Kontinentalquerung praktisch an ihm vorbeifahren, machten wir halt den Abstecher und jetzt müssen wir wieder zurückkehren. Wir haben viel zu wenig Zeit für den Park eingeplant und können wirklich nur einen Bruchteil der Dinge machen, die man hier sehen sollte. Morgen wird es also heißen: "We´ll be back."

Jetzt aber zu unserer Wanderung. Da die Sonne nicht vor 7.15 Uhr aufgehen wird, müssen wir nicht schon in aller Herrgottsfrühe aufbrechen. Übrigens die Sonne geht auch früh unter. Bereits um kurz nach 9 Uhr am Abend ist zappenduster. Aus Rücksicht auf die Nachtruhe der Bären sollte man zwischen diesen beiden Zeiten keine Wanderung antreten. Aber wer will schon im Dunkeln durch den Wald laufen? Wir nicht!

Die Wanderung auf den Emory Peak wird am Besten mit einer Bilderstory erzählt. Das erste Bild zeigt das Window kurz vor Sonnenaufgang vor unserer Hütte fotografiert.

Der Trailhead befindet sich direkt an der Hütte. Das Schild verspricht eine Wanderung von 5 Meilen zum Berg, allerdings muss man die 5 Meilen auch wieder herunter. Wer in der Schule aufgepasst hat, weiß jetzt 10 Meilen liegen vor uns und ca. 750 Höhenmeter.

Ein paar Höhenmeter haben wir inzwischen schon geschafft, aber auch die Sonne hatte in dieser Zeit nicht untätig auf ihrem Platz verharrt sondern an Höhe gewonnen.

Im Hintergrund ist das Ziel auszumachen. Zum Glück verlief der Großteil des Aufstiegs im Schatten. 1.5 Meilen vor dem Ziel an der Paßhöhe wechselten wir dann die Seiten und der Rest des Aufstiegs verlief von der Sonne beschienen.

Unten im Tal kann man die Chisos Mountain Lodge erkennen. Die Lodge befindet sich inmitten eines erkalteten Vulkans, deren Spitze vor Millionen von Jahren weggesprengt wurde ähnlich der Spitze des Mount St. Helen. Die Berge rund um die Lodge sind somit der Kraterrand und das Window der Auslauf der Lava aus dem Krater.

1.5 Meilen vor dem Ziel bekommt man nochmals mitgeteilt sich im Bear Country zu befinden. Mittlerweile war allerdings die Angst vor den Bären abgeklungen. Wir waren vorbereitet, wir liefen in einer recht großen Gruppe von 5 Personen, wir machten Krach und redeten miteinander und wir hatten unsere Bärglöckchen am Rucksack. Jeder Bär musste uns also schon von weitem hören und das selbige, nämlich die Weite, dann auch suchen. Wir hofften die Bären an der mexikanischen Grenze kannten diese Gesetze ebenso wie die Bären in Kanada. Damals hatte diese Taktik geholfen, sogar bei den Grizzlys

Auf dem Berg konnte man hin und wieder diese Kakteen blühen sehen. Ihr genauer Name ist mir jetzt gerade entfallen, aber wir haben gestern im Visitor Center gelernt, dass diese Kakteenart bis zu 50 Jahre alt werden kann. Sie blüht genau 1x in ihrem Leben und das ist kurz vor ihrem Tod. Sie steckt alle Kraft die sie hat in diese eine Blüte, danach ist Schicht im Schacht. Eigentlich irgendwie traurig, auf der anderen Seite sie hat ihr Soll erfüllt und wird nach ihrem Tod als Nahrung weiteren wertvollen Dienst leisten.

Auf diesem Bild kurz vor dem Peak aufgenommen, kann man den sogenannten South Rim erkennen. Eine Abbruchkante der Chisos Mountains in Richtung Mexiko. Statt in 1.5 Meilen zum Emery Peak von der Paßhöhe des Toll Mountain zu laufen, könnte man auch in 2.5 Meilen zum South Rim wandern. Wir aber wollten zum Peak.

Die letzten zwei Bilder sind mit der Helmkamera meines Sohnes aufgenommen worden. Die beiden sind bis ganz zum Gipfel hinauf geklettert, denn die letzten ca. 15 Höhenmeter mussten geklettert werden. Links und rechts ging es allerdings nicht unerheblich in die Tiefe und da musste ich leider passen. Das ganze wurde mit der Helmkamera festgehalten und wird bei Gelegenheit hochgeladen werden. Die Bilder sind auf jeden Fall beeindruckend.

Nach dem obligatorischen Bergvesper ging es dann wieder auf dem gleichen Weg zurück. Das führt naturgemäß dazu, dass sich der Rückweg etwas zieht. Man kennt ja die Umgebung jetzt schon und es gibt keine Überraschungen mehr. Mittlerweile stand auch die Sonne hoch am Firmament und der Schatten des Aufstiegs war zu einem großen Teil Geschichte.

Auch dieser Vogel schaute kritisch. Trotzdem erreichten wir unsere Hütte um kurz nach 1 Uhr. Was für eine Wohltat die Schuhe auszuziehen. Gibt es etwas schöneres wie etwas Schönes oder im Dialekt meiner Vorväter:

"Gibts was schejneres als ebbs schejns".

Nach einer kurzen Siesta von ca. 1.5 Stunden, die ich aus unerfindlichen Gründen verschlafen hatte machten wir uns auf den Weg in Richtung Westteil des Big Bends, zum Santa Elena Canyon. Dort grub sich der Rio Grande eine Schneise durch die Berge. Normalerweise kann man in den Canyon hinein wandern, was ziemlich beeindruckend sein soll. Im Moment ist der Trail allerdings gesperrt, weil es hier vor kurzem eine Flash Flood gegeben hat.

Blickrichtung Süden in Richtung Mexico

Muley Ears

Diesen Arch kann man von der Strasse aus erkennen. Die Felsformation erinnerte irgendwie frappierend an einen VW Käfer. Zum Archwandern allerdings war es uns hier im tieferen Wüstenabschnitt des Parks eindeutig zu warm. Das Thermometer am Auto zeigte 105 Grad Fahrenheit (37-38 Grad Celsius).

Der Rio Grande führte enorm viel Wasser im Moment. Kurz einmal nach Mexico hinüberschwimmen oder waten war nicht. Angeblich soll es hier manchmal auf der anderen Seite Mexikaner geben die etwas verkaufen wollen. Man wird im Park allerdings gewarnt davor. Mexikaner die hier über die Grenze kommen sind Illegale und werden sofort festgenommen und in Abschiebehaft gesteckt. Die gekaufte Ware wird konfiziert. Heute sahen wir allerdings niemanden auf der anderen Seite.

Santa Elena Canyon

Wir einigten uns darauf das Betreten des Wassers als Betreten Mexicos zu werten. Zumindest der große Fußzeh war auf diese Weise bereits in Mexico gewesen. Eigentlich wollten wir hier in einer Picknickarea grillen. Es war uns jedoch viel zu warm hier und wir entschieden wieder in Richtung Berge zu fahren und auf dem Campingplatz der Chisos Mountain Lodge zu grillen. Dort erwartete uns dann eine richtige Abkühlung.

Während unserem Abendessen zog ein Gewitter über uns hinweg. Da sich der Grill jedoch wie der Tisch unter einem Dach befand, konnte uns das herzlich egal sein. So ging dieser Abend recht abgekühlt zu Ende.

Auf der Terrasse unserer Hütte spielten wir noch unsere gestern begonnen Partie Phase 10 weiter. Mehr möchte ich darüber jetzt gar nicht schreiben. Wie so oft muss es ja einen Verlierer geben bei diesen Spielen. Ich frage mich nur, warum ist der Verlierer so oft meine Wenigkeit? Wo ich doch so ungern verliere. Allerdings sollte ich darin ja Übung haben. Ach, heul doch!

Zeit für die Abschlußgedanken des Tages. Es ist bereits sehr spät in der Nacht als ich diese Zeilen schreibe. Meine Family schläft bereits den Schlaf der Gerechten. Meine Müdigkeit will sich nicht so richtig einstellen. Die Stunde Schlaf heute Mittag zahlt sich aus. Morgen müssen wir den Big Bend wieder verlassen. Wie bereits erwähnt hat er uns sehr gut gefallen und wird wohl hinter den großen Parks Bryce Canyon, Arches, Yosemite und Yellowstone einen vorderen Platz in unserer Beliebtheitsskala einnehmen. Um dies jedoch abschließend entscheiden zu können müssen wir zwangsläufig nochmals hierher zurückkehren und längere Zeit hier verbringen. Was für ein Glück, dass wir immer wieder Gründe für die Rückkehr finden. Mit diesem Gedanken sollte ich jetzt auch meinen Schlaf finden.

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@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum