Norwegen Euch-Tag 5

Die 1. Nacht im Zelt seit langer Zeit ging eigentlich sehr erfreulich vorüber. Trotz einer ständigen Lichtquelle im Gesicht haben wir alle sehr gut geschlafen. Die frische Luft tut ihr übriges. Soviel Sauerstoff auf einmal bekommt man zuhause im Bett nur selten verpasst. Das Zelten versetzt meine Frau und mich in die Jugendzeit zurück und das hat schließlich was.

Aber das wichtigste am Morgen ist der Blick zum Himmel. „Mei, wenn Engel reisen!“. Die Sonne scheint am blauen Himmel. „Ein läppischer Morgen“ wie mein Sohn Nr. 2 meinte.

Das Restaurant des Campingplatzes hält heute Morgen ein Frühstück für uns bereit, wie man es sich besser nicht vorstellen kann. Es enthält alles was man sich nur wünschen kann. Speck, Eier, Würstchen, Wurst, Käse, Marmelade, Corn Flakes usw. usw. Das ganze für gerade einmal 7.40 EUR pro Person. Irgendwie hatte ich die Hoffnung bei diesem Campingurlaub nicht ständig an so gutes Essen zu kommen und auf diese Art und Weise das ein oder andere Kilo zu verlieren. Ich befürchte, das Gegenteil wird eintreten! Wird dann halt wieder daheim kürzer getreten, wir haben ja schließlich Urlaub.

Nach diesem rundum gelungenen Morgen geht es wieder auf die Straße und weiter Richtung Nordkap. Unsere Hütte am Fjord wartet auf uns. Als Ankunft haben wir 18.00 Uhr angegeben. Diese Hütte haben wir vor 3 Monaten via Internet gebucht. 2 Monate vor Ankunft sollten wir uns dann nochmals melden, um die Reservierung zu bestätigen. Diesen Termin hatte ich verpasst. Nach einigen Emails hin und her konnte ich unseren Vermieter aber beruhigen. Seine Antwort fand ich dann sehr belustigend: „You were so close to loose the cabin“. Die Bestätigung blieb ja trotzdem nur via Email. Irgendwelche Gelder sind zu keiner Zeit geflossen. Die Kabine muss bar bei Ankunft bezahlt werden. Wir wollten uns aber auf keinen Fall verspäten. Nicht, dass wir unseren Vermieter nochmals verärgern. Nichts lag uns ferner :)

Die Landschaft um uns herum veränderte sich auf unsere Fahrt Richtung Nordkap jetzt ständig. Die ewigen finnischen Wälder wurden immer weniger und gaben den Blick auf Landschaft mit hochalpinen Charakter frei. Norwegen war nicht mehr weit. Gegen Mittag dann überquerten wir die Grenze und meine Kids konnten ein weiteres Land in ihre Sammlung der bereisten Länder aufnehmen. USA Urlaube sind ja diesbezüglich nicht sehr ergiebig. Ein Land und fertig. Dafür ist dieser Urlaub gespickt mit neuen Ländern. Das lohnt sich dann schon eher.

Im Vorfeld des Urlaubes hatten wir uns u.a. einen Reiseführer von Du Mont gekauft. Was erwartet man von einem Reiseführer, welche Erwartungen hat man an ihn? Der eine will einen Reiseführer mit möglichst viel geschichtlichen Hintergründen, der andere will die secret places finden und wieder andere wollen vor allem die touristischen Höhepunkte beschrieben bekommen. Ich wiederum erwarte auf jeden Fall vom Reiseführer einen positiven Blickwinkel auf das zu beschreibende Land. Was ich nicht brauche sind Schilderungen über die Einöde die einen am Nordkap erwartet. Gefehlt hat im Grunde genommen nur noch der Hinweis, doch besser zu Hause zu bleiben und sich die Reise zu sparen. Der Autor ist ein richtiger Miesepeter und seine Eindrücke lassen einen fast in Depression verfallen. Ja, was hat er denn erwartet? Palmen, Strand und Obstbäume? Dann war er auf jeden Fall im falschen Land. Wer hierher kommt, weiß in der Regel, was ihn erwartet. Man reist zum Ende der Welt und so sieht es dann auch aus. Die Landschaft ist trotzdem eindrucksvoll. Wild, schön und karg, aber in jedem Fall sehenswert. Daran gibt es nach unserem Besuch dort oben keinen Zweifel mehr.

Das Nordkap liegt auf einer dem Festland vorgelagerten Insel namens Mageroya. Früher musste man per Fähre auf die Insel übersetzen. Heute kann man bequem durch einen Tunnel den Fjord unterqueren. Das macht das Ganze zwar nicht unbedingt billiger, aber dafür viel komfortabler. Natürlich nur für diejenigen, die keine Platzangst bekommen. Kaum zu glauben, dass auch alle Fahrradfahrer durch diesen Tunnel hindurch müssen und Fahrradfahrer gibt es auf dem Weg zum Nordkap mehr als genug.

Um kurz vor 18 Uhr bezogen wir dann unsere Hütte und lernten auch unseren Vermieter kennen. Entgegen dem Eindruck des Email Kontaktes war er doch recht nett. Ich denke, er hat seine Erfahrungen mit den Mietern seiner Hütten gemacht.

Die von uns gemietete Hütte liegt direkt am Skipsefjord und wird nun für die nächsten 3 Tage unser Zuhause sein. Für die Hütte gibt es nur ein einziges Wort – Super! Diese Cabin besteht aus einem großen Wohnschlafkochraum und einem Toilettenbereich mit Dusche. Durch ein Loch in der Decke geht es hinauf zu einem weiteren Schlafraum mit 3 Betten für die Kinder. In den Fjord hinaus ragt die Veranda, die um das halbe Haus herumgezogen ist. Der pure Wahnsinn. Nichts gegen zelten, aber diese Hütte toppt unser Zelt dann doch locker um einige Längen. Wir sind begeistert.

Nach Beziehen und ausführlichem Erkunden der Hütte beschlossen wir noch heute ans Nordkap vor zu fahren. Der Himmel war zwar nicht wolkenlos, aber es war trocken und zwischen den Wolkenfetzen konnte man den blauen Himmel zumindest erahnen. Wer weiß, wie in den nächsten Tagen das Wetter ist. Heute war der Tag der Tage. Heute werden wir unser Ziel erreichen. Nach über 2300 km Anfahrt war es dann soweit. Auch wenn wir die Periode der Mittsommernacht gerade einmal um einen 1 Tag verpassen, steht die Sonne wunderbar am Horizont. Noch um 23.00 Uhr ist es nicht vermessen eine Sonnenbrille zu tragen

Bus um Bus werden immer mehr Touristen am heutigen Abend hierher verfrachtet. Dabei gibt es eigentlich gar nicht soviel zu sehen. Ein Museum, diverse Läden, einen mehr oder weniger interessanten Film und natürlich die Weltkugel direkt am Kap vorne. Dort muss das obligatorische Foto geknipselt werden. Natürlich verweigern auch wir uns nicht dieser Nordkaptouristentradition.

Gegen Mitternacht gewinnt wieder der Körper die Oberhand über unseren Verstand. Ihr erinnert euch, hell aber doch müde als wenn es Nacht wäre. Was es ja tatsächlich auch ist. Verzwickte Sache mit der Mittsommernacht.

Morgen werden wir dann den richtigen, wirklichen und tatsächlichen nördlichsten Punkt Festlandeuropas erreichen. Mehr davon aber dann morgen.

@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum