Norwegen Euch-Tag 9

Eine weitere Zeltnacht ging vorüber. Eine weitere Nacht wie unter einer Sauerstoffdusche. Erst um halb 8 Uhr brechen wir ab. Zugegebenermaßen war diese Nacht aber auch bitterlich kalt und unsere Schlafsäcke fast an ihrer Kältegrenze angekommen. Der Abbau des Zeltes war wiederum schnell erledigt. Überraschend schnell hatten wir eine gewisse Routine entwickelt bei der jeder seine Aufgabe innerhalb des Teams erfüllte. Somit hatte uns die E6 sehr rasch wieder. Diese E6 begleitet den Nordreisenden übrigens auf seinem kompletten Weg von Nord nach Süd oder umgekehrt. Heute jedoch werden wir etwas ausbrechen, unser nächstes Ziel waren die Lofoten.

Zunächst stand uns aber mehr der Sinn nach Frühstück. Frühstück an einem Tisch. Aus Platzgründen mussten wir auf das Mitnehmen von Stühlen und einem Tisch verzichten, das hätte die Platzkapazitäten unseres Elches gesprengt. Unser Reiseführer schwärmte von dieser Strecke der E6 zwischen Storslett und Storfjord als touristisch hoch erschlossenes Gebiet, indem es kein Problem wäre, die Dinge des täglichen Urlauberlebens zu finden. Wer sich an den gestrigen Tag erinnert, weiß, wir hatten bereits dort so unsere liebe Mühe und Not einen Campingplatz zu finden. Natürlich war auch die Suche nach einer Frühstückgelegenheit heute Morgen ebenso schwierig wie aussichtslos. Wir steuerten zwar das ein oder andere Gebäude mit der Aufschrift Cafe an, aber es schien so, als wenn die Norweger einfach nicht frühstücken würden. Entweder war geschlossen oder es gab schlichtweg kein Frühstück, sondern bestenfalls Burger und Pommes. Ein wenig Sehnsucht nach der USA kam in uns auf. Was sollten wir machen, einen Denny´s oder IHOP gab es hier weit und breit nicht. Auch der letzte McFress den wir sahen, lag einige hunderte Kilometer weiter südöstlich in Lahti, war also auch keine Alternative. Wir fügten uns in unser Schicksal, steuerten den nächsten Parkplatz an und plünderten unsere Kühlbox. Uns blieb ja nichts anderes übrig. Die Sehnsucht nach Rühreier, Hash Browns und Speck verschwand dadurch jedoch nicht. Beim nächsten Tankstop kaufte ich zur Entschädigung dann wenigstens heißen Kaffee und Skole Brot. Das Skole Brot ist eine Art süßes Hefegepäck mit Pudding und darüber gestreuten Kokusflocken. Schmeckt vorzüglich und wird uns in diesem Urlaub noch das ein oder andere Male über den Weg laufen.

In Overgard verließen wir dann die E6 um einen weiteren touristischen Höhepunkt der Gegend anzusteuern, die Masefossen. Eine künstlich angelegte Lachstreppe, zu finden an der 87 kurz vor Nytroen. Die Stromschnellen des Masefossen sind 600 m lang. Unsere Hoffnung hier etwas laufen zu können, erfüllte sich dann allerdings nicht. Das Gebiet ist weitläufig abgesperrt und man kann nur wenige Meter die Stromschnellen hoch laufen. Dazu kommt, dass wir auch noch 100 NOK für den Eintritt zahlten, weil auf einem Schild darauf hingewiesen wurde. Wir waren aber wohl die einzigen, die extra ins angeschlossene Restaurant gingen und den Obulus tatsächlich entrichteten. Zu sehen gab es ein paar zugegebenermaßen sehr große Lachse hinter Fensterscheiben, die man allerdings auch ohne Eintrittsgeld hätte sehen können. Aber what shells, shit happens!

Dafür haben wir jetzt auch die big 3 des Nordens gesehen. Rentier, Elch und Lachs. Eigentlich gibt’s hier ja die big 5. Ob wir jetzt aber auch noch einen Bären in freier Wildbahn sehen, wage ich zu bezweifeln und Trolle hat man hier oben schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Da das Mittagsbuffet im Restaurant erst ab 13.00 Uhr geöffnet war und wir keine Lust hatten 1 Stunde zu warten, sind wir wieder weitergefahren. Der Frust bei meiner Frau nahm jetzt langsam etwas Gestalt an. Wieder kein Restaurant indem wir Essen konnten, es war ja schon fast zum Verzweifeln. Da kam es dann doch noch. Ein schnuckeliges, kleines Lokal am Wegesrand, mit Essen genau wie wir es mögen. Große Portionen, Hamburger, Lachs, Würste usw. Das Wasser zum Essen war im Preis mit eingeschlossen und der Kaffee danach ebenso. Der Tag war gerettet und wir konnten den Höhepunkt des heutigen Tages ansteuern. Auf ging es, raus auf die Lofoten.

Der Nebel vom Meer drückt über die Berge

Ganz kurz hatten wir die vergangenen Tage einmal diskutiert die Lofoten aus unserem Programm zu streichen, aber wer wusste schon ob, wir jemals wieder hierher kommen würden. Also entschieden wir die Lofoten in unsere Reiseroute zu integrieren. Eine wirklich gute Entscheidung. Ein weiteres Male verließen wir die E6 und fuhren auf der E10 Richtung Lofoten, die Insel auf der die Norweger am liebsten ihren Urlaub verbringen. Wer hier war, weiß warum und kann die Norweger wirklich gut verstehen.

Unser Zelt schlugen wir in der kleinen Stadt Kabelvåg auf. 19. Jahrhundert war Kabelvåg der wichtigste Fischerort der Lofoten. Ende des 18. Jahrhunderts wurde hier das 1. Gasthaus auf den Lofoten gegründet. Auch kulturhistorisch ist der Ort von Bedeutung. König Øystein ließ hier Anfang des 12. Jahrhunderts die erste Kirche auf den Lofoten bauen. Der Niedergang kam, als im 15. Jahrhundert die Hanse in Bergen den Handel an sich gerissen hatte und die Preise diktierte. Im 19. Jahrhundert teilten reiche Kaufleute den Ort unter sich auf und errichteten mehrere Handelsstationen, die wichtigsten in Kabelvåg und im benachbarten Storvågan. Leider versandete der Hafen und so blieb letztlich ein idyllisches kleines Örtchen übrig, indem wir die Nacht verbringen durften. Der Platz war sehr gut gefüllt, um nicht zu sagen granatenvoll. Da wir jedoch heute sehr früh Quartier auf den Campingplatz bezogen, ergatterten wir einen Stellplatz für unser Zelt direkt vorne am Fjord. Das Panorama war einzigartig. Die Gegend könnten man beschreiben mit „geflutete Alpen“. Falls morgen das Wetter mitspielt, werden wir versuchen einen Berg zu besteigen. Aber ich wollte ja nicht über das Wetter reden, denn bisher hatten wir ausgesprochenes Glück und das soll ja schließlich so bleiben.

@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum