alljogi - USA Reisen
Wie kam es zu meiner USA-Begeisterung?
Zuvor erstmal eine Warnung. Die Geschichte ist lang, sehr lang. Vielleicht findet sich ja der ein oder andere in der Geschichte wieder. Ihr könnt aber auch sofort direkt zu den Reiseberichten rüberschwenken. Hier ist Eure letzte Chance.
Für alle Anderen. Ihr hattet Eure Chance. Jetzt müsst Ihr auch weiter lesen. Jetzt gibt es kein zurück mehr.
Rückblende! Wir gehen zurück in der Zeit, in das Jahr 1967. Am 20. März wird ein Junge vor den Augen seiner Mutter geboren (Zitat Mario Barth, ich will mich ja nicht mit fremden Federn schmücken). Ich bin also ein echter 67er. Ein echter fast Hippie, freie Liebe usw. Die Studenten revoltierten ein Jahr später und ich machte mir in die Windel. Die waren damals noch echt und nicht aus Kunststoff und mussten noch am Bach gewaschen werden. Zumindest scheint dies so wenn meine Mutter von damals erzählt. Natürlich gab es auch schon Waschmaschinen, aber es klingt einfach dramatischer dies nicht zu erwähnen. Es ist die Zeit der heile Welt Filme im Kino oder war die schon wieder rum? Eigentlich ist um uns rum alles heile Welt gewesen. Das Dorf in dem wir wohnten liegt in the middle of nowhere, wie wir Angelsachsen zu sagen pflegen. Die nächste Autobahn ist in alle Richtungen mindestens 45 min. entfernt und es liegt Aufbruchstimmung in der Luft. Es ist die Zeit des Wirtschaftwunders.
Ich bekomme davon nicht soviel mit, denn ich habe genug damit zu tun laufen zu lernen. Reden zu lernen. Kämpfen zu lernen (im Kindergarten). Meine Mutter hat an meinem ersten Kindergartentag zu mir gesagt: “Du musst dir selber helfen, ich bin nicht dabei. Wenn jemand was von dir will, verteidige dich”. Das habe ich dann auch gemacht. Verheult nach Hause kommen, gab es nicht. Probleme wurde entweder gleich gelöst oder eben unter den Teppich gekehrt. Basta, fertig.
Ins Bett musste man früher scheinbar auch eher gehen. Nach dem Sandmännchen um 7 war Schluß. Ja, damals hieß es noch Sandmännchen und nicht der Sandmann. Erst nach der Wende hat der Sandmann das Sandmännchen adoptiert und irgendwo weggeschlossen. Ich habe es seitdem nie wieder gesehen.
Ab und zu gab es aber auch Ausnahmen von dieser 7-Uhr Regel. Dienstags, ZDF, 19.30 Uhr. Winnetou 1-3, Der Schatz im Silbersee usw., usw. Dann kam mein Vater oder meine Mutter nochmals zu mir ins Zimmer und holten mich zum Winnetou schauen wieder zurück ins Wohnzimmer. Meistens hatten wir da schon einen Kampf ums zu Bett gehen hinter uns, denn den gab es eigentlich jeden Tag. Wer will schon als 67er um 7 Uhr ins Bett gehen. Genau, keiner. Ich selbstverständlich auch nicht. Deswegen gab es jeden Tag Streit und jeden Tag Tränen. Ab und zu aber gab es dann diese Highlights, die damals noch Höhepunkte hießen, und ich durfte Winnetou schauen bis 21.00 Uhr. Ein Film ging damals 90 min. und Werbeunterbrechungen gab es noch nicht. Waren noch nicht erfunden bzw. war über den großen Teich noch nicht bis nach good old Germany vorgedrungen.
Winnetou ist ein Film für echte Männer. Kein Frauenfilm, es geht um Gerechtigkeit, Freundschaft und um böse Jungs, die am Ende immer den kürzeren ziehen. Wie im echten Leben halt oder zumindest wie wir uns das echte Leben wünschen würden. Ich war fasziniert von den Indianern, von Old Shatterhand und von der Landschaft durch die sie ritten. So sieht also Amerika aus. Ein freies, unendlich großes Land. Hätte man mir damals gesagt, die reiten durch die jugoslawische Prärie, ich wäre heute vielleicht Balkan-Fan und würde mehr kennen als nur Cevapcici. So aber wurde ich zum Amerika-Fan mit damals noch nicht absehbaren Folgen.
Da außer Western im Fernsehen zu dieser Zeit, wir schreiben immer noch die 70er, meistens eh nur irgendwelche amerikanischen Vorabendserien kamen, wurde das Amerikabild in meinem Kopf immer stärker eingraviert. Der Wunsch dieses Land kennen zu lernen und dort zu leben hatte seinen Anfang gefunden. Bis heute ist dieser Wunsch da, etwas tiefer eingegraben zwar, aber immer noch vorhanden und wer weiß, eines Tages kommt er vielleicht wieder zum Vorschein.
Es sollte aber bis 1989 dauern, bis ich das gelobte Land betreten durfte oder konnte. Urlaub hieß bei uns immer, fahren wir ans Meer oder in die Berge. Wobei ans Meer fuhren wir nur ganze 2x. Die Berge hatten also meistens das Rennen für sich entschieden. Da mein Vater sehr ungern Salat mit Olivenöl angemacht aß, war Südtirol auch nur wenige Male Ziel. Meistens weilten wir die schönsten Wochen des Jahres in Österreich. Dort gab es deutsch ähnliches Essen. Bis heute hat mein Vater Probleme mit fremden Ländern, weil das Essen ihm dort so fremd ist. Klingt komisch, ist aber so. 3 Tage mit ihm in Paris und er fragt schon nach einem deutschen Bier. So ist er halt. Urlaub in Amerika war nie im Gespräch oder wurde auch nur in Erwägung gezogen. Heute weiß ich allerdings, dass dies nicht nur an den Eßgewohnheiten meines Vaters lag, sondern vor allem auch an der Flugangst meiner Mutter. Sie hat Schwierigkeiten mit allem was sich bewegt. Flugzeug ist total tabu, Schiffe nur im äußersten Notfall, Auto gefahren wird gezwungener Maßen, denn auf dem Land kannst du ohne Auto im Prinzip nicht überleben. Naja, vielleicht etwas übertrieben, aber im Grunde nicht ganz falsch. Wahrscheinlich hat auch Geld eine Rolle gespielt, wobei ich mir dabei nicht ganz so sicher bin. Wir fuhren immer relativ große Autos und Anfang der 80er haben meine Eltern ein Haus gebaut, das für 3 Menschen um mindestens 2 Nummern zu groß war. Aber meine Eltern haben eben ihre Prioritäten anders gesetzt. 1989 war es dann aber soweit. Mein Vater wollte oder musste nach Florida. Meine Mutter wollte aus den eben erwähnten Gründen nicht mit, außerdem wollte mein Vater auch einen Dolmetscher mit dabei haben. Er kann kein Englisch. Da fiel die Wahl auf mich, andere Alternativen gab es schließlich auch keine.
So betrat ich im März 1989 zum ersten Male den amerikanischen Kontinent via Miami. Von Florida haben wir nicht zuviel gesehen. Wir waren ja irgendwie geschäftlich unterwegs. 2 Ausflüge haben wir gemacht, einmal nach Sea World Orlando und einmal nach Cap Canaveral. An diesem Tage waren wir zum ersten Mal alleine unterwegs und meine Englischkenntnisse wurden gebraucht. Sonst waren immer Geschäftsfreunde meines Vaters dabei, die mehr oder weniger gut Englisch sprachen. Mann oh Mann, wie wenig Englisch man doch in der Schule lernt. Obwohl ich einen 2-Wöchigen Austauschaufenthalt in England auf der Habenseite hatte, kam ich nur sehr holprig zu Recht. Aber immerhin, an diesem Tage sind wir weder verhungert noch sonst in irgendwelchen Trouble geraten und das Auto war am Abend auch wieder frisch voll getankt. Obwohl es schon etwas gedauert hat bis der Mann in der Tankstelle kapierte, welches Auto an welcher Pump jetzt betankt werden sollte. Wer kann auch ahnen, dass Tanksäule Nr. 5 einfach Pump No. 5 ist. Mit meiner Aussage des filling up No. 5 konnte er komischerweise nichts anfangen. An dieser Tankstelle musste man sich im übrigen erst die Zapfsäule frei schalten lassen, falls sich jemand über den Vorgang gerade gewundert hat.
Nun ist aber Florida nicht unbedingt die USA. Wer Florida gesehen hat, hat nicht die Richtige USA gesehen. So hat man mir es auf jeden Fall erzählt. Ich aber wollte schon die Richtige USA kennen lernen. Aber es fehlte das Geld, es fehlte die Zeit (ich musste ja auch etwas für meine berufliche Karriere tun) und es fehlte die Lust. Ja genau die Lust. Ich war zu diesem Zeitpunkt frisch verliebt und hatte ganz andere Sorgen als mir um Urlaub und die USA Gedanken zu machen. So vergingen nochmals 5 Jahre ohne USA-Erlebnisse.
1994 kam dann die nächste Gelegenheit und eine, meine, unsere Hochzeit. Man kann schließlich nicht ewig frisch verliebt bleiben. Die kurzzeitig angedachten Las Vegas Hochzeitspläne waren aufgrund der regen Nachfrage aus dem Verwandtenkreis nicht durchführbar und im Endeffekt war eine echte Allgäuer Hochzeit ihr Geld auch wert. Aber zumindest die Hochzeitsreise musste über den großen Teich gehen.
Internet und Planungen via USA-Foren waren noch nicht erfunden und so waren die Vorbereitungen auf Beratungen von Reisebüros und Reiseführer beschränkt. Das kleine Wortspiel sollte erlaubt sein, beschränkt ist glaube ich schon der richtige Ausdruck für derlei Beratung. Heraus kam eine 4-Wöchige Reise beginnend in Seattle, das wir via Dallas mit Delta anflogen. Dann war Übernahme des Pickup-Campers von Cruise America. Von Seattle aus ging es dann zum Yellowstone National Park, von dort nach Moab, Monument Valley, Page, Grand Canyon North Rim, Bryce Canyon, Zion und nach Las Vegas. Von Las Vegas auf direktem Wege nach Los Angeles. Dann über den Sequoia National Park und den Yosemite National Park nach San Francisco. Dort haben wir den Pickup Camper zurückgegeben und sind via Cincinnatti wieder zurück geflogen. Unsere Hochzeitsreise hatte trotz aus heutiger Sicht mangelnder Vorbereitung alles was so ein Urlaub haben muss. Wir hatten viel gesehen und hatten uns in dieses Land verliebt. Von da an war mir klar, hier will ich öfter hin. Gerne auch auswandern. Dieser tief vergrabene Wunsch meiner Kinderzeit wurde wieder hervorgeholt. Aber so einfach war das nicht und der Wunsch nicht groß und stark genug. Vielleicht noch nicht.
Die beruflichen und familiären Planungen gingen weiter. Urlaub mit einem kleinen Kind in den USA lag für uns nicht im Bereich des möglichen. Eltern von “nur” einem Kind neigen dazu, sich und dem Kind zu wenig zuzutrauen. Heute sehe ich das anders. 1998 kam dann die nächste Gelegenheit. Inzwischen war die berufliche Karriere weiter gediehen und ich konnte als Begründung für eine USA Reise geschäftlichen Sinn nachweisen. Da ich wie mein Vater mein eigener Chef bin, muss ich dies nur vor mir selber rechtfertigen und natürlich dem Finanzamt. Die Reise ging zu einer Messe nach Kanada, Britisch Columbia. Mein Schwager und guter Freund Berti flog mit. Weil wir schon mal drüben waren, machten wir noch einen kleinen Abstecher nach Las Vegas und dem Südwesten. Die Männertouren waren geboren. Von diesem Zeitpunkt an bin ich jedes Jahr mindestens 1x drüben gewesen. Inzwischen wird auch kein beruflicher Zweck mehr vorgetäuscht, sondern ich fliege einfach aus Lust und guter Laune rüber. Gerne auch mehrmals pro Jahr. Vorläufiger Höhepunkt diesbezüglich war das Jahr 2004 mit insgesamt 3 Aufenthalten drüben.
Das Jahr 2004 war dann schließlich auch unser Startjahr für den Familienurlaub in den USA. Unsere 3 Kinder waren mit 9, 7 und fast 5 Jahren auch im richtigen Alter. Es hatte allen einschließlich mir sehr viel Spaß gemacht. 2006 war dann unsere “Denver to Denver Tour” dran und 2007 stand die “We go West Tour” auf dem Programm.
Unsere Entscheidung steht erstmal fest. Solange wie wir es uns leisten können und solange es Spaß macht, werden wir auch weiterhin nach Nordamerika reisen. Wobei auch andere Ziele durchaus möglich sind. Der Familienrat wird wie immer die letzte Entscheidung treffen. Ob die Sehnsucht nach dem Auswandern jemals so groß wird, dass es doch noch in die Tat umgesetzt werden kann, weiß ich nicht. Auf jeden Fall ist die Leidenschaft für dieses Land bei mir ungebrochen.
Meine USA-Reisen
1989 | 10 Tage Florida (meine erste Begegnung mit der USA im zarten Alter von 22 Jahren |
1994 | Hochzeitsreise per Pickup-Camper von Seattle nach San Francisco |
1998 | Messereise nach Kanada mit Abstecher nach Las Vegas und einer 6-tägigen Tour rund um den Grand Canyon |
1999 | 11 Tage Rundreise durch Kalifornien |
2000 | Messereise nach Kanada. Rückflug über Los Angeles mit kleiner Rundreise bis San Francisco |
2001 | 12 Tage Rundreise mit Start und Ziel in Denver |
2002 | 12 Tage Messereise nach Kanada. Rückflug über Las Vegas |
2003 | 12 Tage Rundreise von Phoenix nach Las Vegas mit südlichem Arizona |
2004 | 11 Tage Rundreise von Las Vegas nach Phoenix |
2004 | 19 Tage klassischer Südwesten mit Familie (3 Kinder 4-9 Jahren alt), Reisebericht: Classic - Tour |
2004 | 10 Tage Messereise nach Kanada mit Kurztrip von Seattle nach San Francisco |
2005 | 12 Tage Rundreise von Las Vegas aus |
2005 | 12 Tage Rundreise von Las Vegas nach Phoenix mit New Mexico. - Süd-Südwest Nov.05 |
2006 | 23 Tage Denver to Denver Aug.06 - Denver-Yellowstone-Las Vegas-Denver (mit der kompletten Familie inkl. 3 Kinder zwischen 6 und 11 Jahren) |
2007 | 14 Tage - Welcome 40-Tour 07 - Start und Ziel Las Vegas. Reisebericht live geschrieben. |
2007 | We go west Tour 07 - 21 Tage ganz im Westen (Nevada, Nordkalifornien, Oregon). Reisebericht live geschrieben. |
2008 | Good by America, Hello Florida 2008 - 12 Ostertage in Florida. |
2008 | Besides Southwest 2008 oder auch wer nach Las Vegas fliegt, muss nicht unbedingt im Südwesten landen. Reisebericht live geschrieben. |
2009 | Do it again - Tour 2009 - Machs noch einmal Sam. Von Los Angeles nach Las Vegas. Live-Reisebericht. |
2009 | Bad Vegas 2009 - We just can´t get enough oder auch wir können es einfach nicht lassen. The Family have to go. Be with us if you want to. |
2010 | Easter Egg - Tour 2010 - keine Männertour in diesem Jahr, dafür aber eine wunderschöne, kurze, knackige Tour durch den südlichen Südwesten |
2010 | Christmas on Tour 2010 - Weihnachten einmal ganz anders. Erkundet zusammen mit uns das Winter Wonderland USA. |
2011 | Father and Son - Tour 2011 - die Männertour einmal anders. Mein Sohn und ich auf Abenteuersuche im Westen von San Francisco bis in den Südwesten. Wenn immer möglich live geschrieben. |
2011 | Canadusa 2011 - nach Kanada gehts zum ersten Mal auf Family-Tour. Vancouver ist die Ausgangsstation für eine Kanada-Südwest-USA-Nordwest-Tour. 25 Tage Zeit zum Erkunden eines für uns neuen Stück Landes. |
2012 | Hike42: Wandern im Südwesten der USA. 12 Tage Südwesten pur |
2012 | Oh Sandy 2012 - kleine Familientour im Herbst quer durch den Nordosten |
2013 | FAS reloaded 2013 - 2 Wochen Vatern und Sohn im Südwesten der USA unterwegs |
Wie man sieht sind meine Reisen sehr westlastig. Vor allem Las Vegas hat es mir immer wieder angetan. Es gibt kaum ein USA-Aufenthalt bei dem ich nicht versuche zumindest eine Nacht Las Vegas einzuschieben.
Zum ersten Mal einen Reisebericht verfasst habe ich 2005 im Februar. Alle anderen Reisen sind nur noch auf Fotos und in Gedanken festgehalten. Reiseberichte helfen ungemein dabei, sich auch an Einzelheiten einer Reise zu erinnern. Schon alleine aus diesem Grunde werde ich auch in Zukunft Reiseberichte verfassen. Obwohl ich kein Schriftsteller bin und auch meine Rechtsschreibung sicher das ein oder andere Mal zu wünschen übrig lässt. Aber wie heißt es so schön, wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. Das gleiche gilt für die fehlenden Kommas.
Es gibt im World Wild Web unendlich viele Seiten mit Reiseberichten.
Die Frage die sich jeder stellt, warum sollte ich genau den hier jetzt lesen?
Meine Antwort darauf heißt ganz einfach: "Ich weiß es nicht."
Erfahrungen und Geschichten meiner Reisen können ein bißchen dazu beitragen sich zu unterhalten oder auch eigene Reisen vorzubereiten. Aber ich will hier keinen Reiseführer schreiben und auch Informationen die es in jedem Reiseführer gibt, verkneife ich mir zumeist. Durch das Schreiben eines Reiseberichtes gelingt es mir aber, immer wieder die Erinnerungen an die Reisen aufrecht zu halten und das alleine ist schon Grund genug, es auch in Zukunft nicht zu lassen.
@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum