Pizza essen in Florida
1989, das Jahr meiner ersten Begegnung mit dem amerikanischen Kontinent. Hier könnt ihr nachlesen wie und weshalb es zu dieser Reise kam. Nun muss ich gestehen, dass die Vorbereitung auf diese Reise alles andere als ideal war. Zwar habe ich den ein oder anderen Reiseführer über Florida gelesen, aber so richtig wurde mir trotzdem kein Bild, über das was mir bevor stehen sollte, vermittelt.
Ich kannte die USA aus dem Fernsehen. Sie war für mich ein großes, weites Land mit vielen und vor allem großen Autos und ein paar Menschen, die sich in der Weite des Landes kaum sahen und vor allem Englisch redeten, wenn sie sich dann mal begegneten. Der Wirklichkeit entsprach dies natürlich nur wenig, was letztendlich auch dazu führte von Florida, zumindest landschaftlich, etwas enttäuscht gewesen zu sein.
Wir (mein Vater und ich) weilten insgesamt 12 Tage im Jahre 1989 in Florida. Wir waren zu Gast bei Freunden bzw. Geschäftspartnern meines Vaters. Aber an einem Tag hatten wir freien Auslauf. Diesen Tag wollten wir zu einem Besuch des Kennedy Space Centers nutzen. Es war ein wunderschöner Tag und ich musste zum ersten Mal richtig Englisch reden. Vor allem musste ich aber Englisch verstehen, denn mein Vater wollte während der Bustour auf dem Gelände der NASA eine Simultanübersetzung des Reiseführers haben. Dieser Versuch mißlang jedoch gründlich, da ich selber max. 30% des gesprochenen Wortes verstand. Den Rest habe ich mir zusammengereimt. Mein Schulenglisch war zwar schön und gut um nicht zu verhungern, zu mehr reichte es dann allerdings auch nicht. Trotz meines Austauschaufenthaltes in Southport, England musste ich dies zu meinem Leidwesen feststellen.
Deutsche und amerikanische Lebensart ist halt vollkommen unterschiedlich, nicht nur sprachlich. Selbst so profane Dinge wie Pizza essen können zu schönen Anekdoten führen, die auch nach mehr als 20 Jahren nicht vergessen sind.
Am Abend des Besuchtages in Orlando wollten wir nicht hungrig zu unserer Gastfamilie zurückkehren. Also beschlossen wir in Fort Pierce noch etwas zum Essen aufzutreiben. Wir fanden ein schnuckeliges, kleines Restaurant, dass mit Werbung für Pizzen auf sich aufmerksam machte. Wir kehrten ein und bestellten aufgrund unseres Riesenhungers, wir hatten den ganzen Tag außer ein paar armseligen Burger nichts gegessen, zwei grosse Pizzen mit allem was so auf eine Pizza gehört. Es gab 3 verschiedene Größen. Kleine, mittlere und große. Klar, was sonst? Aber genau so stand es auf der Speisekarte. An eine Größenangabe kann ich mich nicht mehr erinnern, aber selbst wenn hätten wir mit der Zollangabe eh nichts großartig anfangen können.
Ich hätte stutzig werden können als die Bedienung bei meiner Bestellung nachfragte:
Are you sure, you want two big one´s? |
Ähhh, yes, ähhh I´m sure, I, I, I believe |
Are you sure, because the Pizza is really big? |
Jetzt antwortete ich schon etwas bestimmter:
Yes! We are very hungry! |
Sie gab aber nicht auf und fragte nochmals nach:
You are hungry, OK. But our Pizza´s are really, really big and maybe I´ll bring you the first one and if you are than hungry anymore, I´ll bring you the second one. Okay? |
No, please it´s okay. We are very, very hungry! |
Leicht kopfschüttelnd verließ sie unseren Tisch. Ich hatte sofort ein komisches Gefühl. Was hatte ich falsch gemacht? Was hatte ich falsch verstanden? Eine große Pizza zu essen ist doch überhaupt kein Problem, zumindest zuhause.
Es kam wie es kommen musste. Die Bedienung kam nach einiger Zeit mit unserer Bestellung zurück. Vielmehr sie schleppte sie heran. In jeder Hand eine Pizza über der Schulter balancierend. Richtige Riesendinger und wenn ich sage Riesendinger, dann meine ich Riesendinger. Die hatten ungelogen mindestens einen Durchmesser von 60 cm. Vielleicht trügt mich ja mein Gedächtnis. Diese Pizzen waren aber wirklich riesengroß. Ich war sprachlos, vollkommen baff und schaute die Bedienung nur an. Sie schaute mich an und stellte eine der Pizzen auf den Tisch.
Als ich wieder einen Ton herausbrachte, versuchte ich ihr zu erklären, es würde wohl doch eine Pizza genügen. Kein Problem, war ihre Antwort. Sie hatte es sich eh schon gedacht und wollte die zweite Pizza an der Bar verkaufen. Ich sah dieses Riesenungetüm nie wieder.
Nach etwas der Hälfte waren mein Vater und ich satt. Oberkante Unterlippe. Diese Blöße aber durften wir uns nicht geben. Zumindest die eine Pizza musste weg und wir bekamen sie weg. Irgendwie, genau weiß ich es nicht mehr. Wir haben gegessen und gegessen, wie noch nie in meinem Leben zuvor. Ich könnte nicht einmal genau sagen, wie die Pizza geschmeckt hat. Ob sie gut oder schlecht war. Wie der Boden war. Was für ein Belag oben drauf lag. Keine Ahnung mehr. Wir haben aber diese Riesenpizza vertilgt und am Ende den Sieg davon getragen.
Nie aber werde ich das Lächeln der Bedienung beim Bezahlen vergessen. Sie wird sich wohl nur gedacht haben:
Was für dumme deutsche Touristen! |
@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum