Christmas on Tour

2010

Die Frage

„Warum Weihnachten, warum USA?“

lässt sich nicht in zwei Sätzen beantworten. Wie ihr wisst versuche ich immer meine Reiseberichte kurzweilig und witzig zu gestalten. Selbstverständlich werde ich diesem Anspruch auch dieses Mal versuchen gerecht zu werden. Leider wird mir dies, gerade zu Beginn, nicht gelingen. Dafür bitte ich schon jetzt einmal um Entschuldigung.

Die gestellte Frage bleibt im Raum stehen und es gibt natürlich auch viele Antworten darauf. Keine davon wird jedoch eine Akzeptanz bei Menschen finden, die die vergangenen 2 Jahre nicht mit uns miterlebt haben oder grundsätzlich unsere USA-Aktivitäten in Frage stellen. Wir sind sicher nicht die einzigen Menschen auf der Welt die jemanden aus dem engsten Familienkreis verloren haben und ganz sicher sollen auch die Einzelheiten nicht in aller Öffentlichkeit hier erörtert werden. Jedoch haben die Geschehnisse rund um den Tod meiner Schwiegermutter uns zu dieser Reise inspiriert.

Mit Weihnachten verbindet jeder seit seiner Kindheit eigene Geschichten. Am Anfang stand der Glaube an das Christkind und an die Geschenke, die es brachte. Später, als man bereits wusste wer in Wirklichkeit hinter den Geschenken steckte, war man trotzdem nicht minder aufgeregt. Als dann die Kinderzeit vorüber war, ging mit der Kinderzeit auch die Faszination Weihnachten vorüber und kam erst wieder zurück, als man seinen eigenen Kindern versuchte den Glauben an das Christkind zu vermitteln. Weihnachten hat vor allem etwas mit Tradition zu tun. Bei uns lief Weihnachten mit den Kindern immer im gleichen Stil ab. Das festhalten an diesen, von uns geschaffenen, Traditionen hatte etwas nahezu Spirituelles. Das Besuchen der Kinderchristmette, der anschließende Fackelzug durch den (meistens) verschneiten Wald wieder nach Hause. Die Begeisterung der Kinder, wenn sie den erleuchtenden Christbaum mit den Geschenken erblickten. Die Abmachung in jedem Jahr, ein Geschenk vor dem Essen öffnen zu dürfen und die restlichen Geschenke erst nach dem Weihnachtsmahl aufreißen zu können. Nach der Bescherung saß man zusammen oder half den Kindern beim Zusammenbauen ihrer Spielzeuge. Das Lesen von Spielanleitungen mit 3 Gläsern Rotwein intus und das Versprechen am nächsten Morgen genau dieses Spiel als erstes mitzuspielen. Das alles war zur Gewohnheit geworden. Eine Gewohnheit die man lieb gewonnen hatte und die man zusammen mit seiner Familie feiern wollte.

Plötzlich fehlten im Jahre 2009 Menschen aus diesem Traditionskreis. Wir versuchten die Tradition trotzdem aufrecht zu erhalten, aber zu viel war im vergangenen Jahr vorgefallen. Ein Mensch wurde krank, der Mensch brauchte Hilfe und nicht immer ist man sich einig wie diese Hilfe auszusehen hat oder wann diese Hilfe geleistet und organisiert werden muss. Darüber können Freundschaften fürs Leben, ja selbst Verwandtschaftsbande zerbrechen. Völlig hilflos muss man mit ansehen wie sich enge Verwandte verändern, unabhängig davon ob man sich selber ebenfalls verändert hat. Mit diesen veränderten Menschen gibt es aber plötzlich keine Gemeinsamkeiten mehr. Während man den Tod einer 82 jährigen Frau noch nach einer gewissen Zeit akzeptieren kann, so kann man den Vertrauensverlust zu einem engen Verwandten nur schlecht bis gar nicht akzeptieren. Nie hätten wir damit gerechnet eine solche Veränderung im Verhalten und Denken miterleben zu müssen.

Auch das Jahr 2010 konnte diese verfahrene Situation nicht ändern und so haben wir im Sommer die Entscheidung getroffen Weihnachten dieses Jahr ganz anders feiern zu wollen. Jetzt sagt mir einmal, wie anderserer  man Weihnachten feiern kann, als mit einer Reise in die USA.

Christmas on Tour 2010

Christmas on Tour 2011
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StepMap Christmas on Tour 2011


Am Ende wird 5 Tage Skiing in den Rockies stehen. Ein von uns lang gehegter Traum. Skispuren auf, mit dem „greatest snow on earth“ gepulverten Rockyhängen zaubern. Während den Vorbereitungen musste ich zwar das ein oder andere Mal aufgrund von Preisvorstellungen der Reiseveranstalter kräftig schlucken, aber am Ende haben wir es gemacht wie immer. Individuell Reisen heißt eben auch individuell planen. Wer in den Nobelhotels von Vail absteigen will und muss, kann dies gerne machen. Wir werden die Tage in und um Vail erleben und werden dafür nur ein Bruchteil des Budgets verbrauchen, dass uns von den einschlägigen Reiseveranstaltern angeboten wurde.

Die Familie freut sich nun riesig auf das Weihnachtsfest. Auf Heiligabend im Death Valley, auf die Weihnachtstage in Las Vegas, auf Silvester in Moab und natürlich auf das Ski fahren in den Rockies. Der Urlaub wird einzigartig werden und eben so ganz anders als wir das bisher erlebten. Ganz nebenbei bricht vielleicht das Zeitalter einer neuen Tradition an. Noch haben wir einige Jahre mit unseren Kindern vor uns. Noch sind sie nicht erwachsen, noch freuen sie sich auf das Christkind, auch wenn vielleicht unser Großer das nicht mehr gerne zugibt. Lassen wir uns einfach einmal überraschen, ob die Amerikaner so weihnachtsverrückt sind, wie sie in den Filmen dargestellt werden. Dies könnte ein Motto unserer Reise werden: „Reality meets Fantasy“.

Die meisten Leute feiern Weihnachten, weil die meisten Leute Weihnachten feiern
Kurt Tucholsky (1890 bis 1935)

Jetzt wisst ihr also warum wir Weihnachten nicht wie die meisten Leute feiern. Anders zu sein scheint uns im Blut zu liegen. Etwas das meine Mutter fast wahnsinnig macht. Mit den Jahren hat sie aber gelernt damit umzugehen. Der USA-Stammtisch im Internet zeigt mir persönlich jedoch immer wieder, es gibt tatsächlich Gleichgesinnte. Eine ganze Menge sogar. Der folgende Abschnitt ist für meine Freunde vom Stammtisch deswegen wahrscheinlich eher langweilig. Aber wie bereitet man eine Weihnachtsfahrt in die USA vor?

Die Antwort ist auch schnell gefunden. Am besten man macht alles so wie immer. Flugverbindungen und –preise checken, Motels und Hotels aussuchen, Mietwagen buchen usw. Alles keine Kunst. Es ist ja egal zu welcher Jahreszeit ich dies tue, die Abläufe bleiben immer gleich. Ich empfinde übrigens diese Zeit der Suche im Vorfeld eines Urlaubes bereits als Urlaub. Eine Arbeit die ich mir von keinem Reisebüro dieser Welt mehr abnehmen lassen möchte.

Aber Halt! Etwas ist dieses Mal doch ganz anders. Wir wollen ja Ski fahren. In den Rockies. Nicht in Tirol oder bei uns im Allgäu. Nein, es müssen die Rockies sein. Auf dem Nummernschild der Utahner ist der Satz sogar verewigt:

Blöd ist jetzt nur, wir werden gar nicht in Utah Ski fahren gehen. Aber wir wollen mal nicht so kleinlich sein. Der greatest snow on earth wird ja nicht an der Landesgrenze zu Colorado eine plötzliche Veränderung erfahren. Unsere Erfahrungen mit Skiurlaub in den USA sind gleich null. Wenn man keine Ahnung von irgendetwas hat, dann lässt man sich doch am besten helfen!? Genau das haben wir uns auch gedacht und ich habe diverse Anfragen bei diversen Anbietern gestartet. Seid mir jetzt nicht böse, wenn ich euch die Anbieter nicht nenne. Es würde wenig schmeichelhaft werden.

Ein Standardangebot eines USA-Skireiseanbieters besteht aus den Bausteinen

  • Flug
  • Hotel
  • Skipass
  • und Mietwagen, wenn es gewünscht wird. Ist aber nicht zwingend notwendig.

Wir dagegen werden weder Flug noch Mietwagen brauchen. Auch statt Mietwagen einen Flughafentransfer bringt uns nicht weiter, da wir ja von Los Angeles aus anreisen und unseren Wagen mit dabei haben. Was wir dagegen auf jeden Fall benötigen werden ist das Paket Hotel und Skipass.

Nach einigem hin und her wurde dies von den Reiseanbietern dann auch akzeptiert, verstanden haben sie es trotzdem nicht. Jetzt kam aber das Problem, dass wir immer haben. Unsere Familie besteht aus 5 Personen. Deren 4 wäre normal, maximal. Was also machen? 5 Personen in einem Zimmer ist völlig ausgeschlossen, dies wird von keinem Anbieter angeboten und dementsprechend auch nicht verpreist. Das wiederum hat zur Folge nur noch zwei Alternativen zu haben. Entweder ein Appartement zu mieten oder ein zweites Hotelzimmer. Beide Varianten führen jedoch zu einer Explosion der Kosten für diesen Skiaufenthalt. Auch meine mehrmaligen telefonische Versuche, zu erklären, wir haben bereits in der Vergangenheit durchaus ganze Urlaube zu fünft in einem Zimmer verbracht, halfen nicht weiter. Obwohl mein Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung verbal zustimmte, war tags darauf das Angebot wieder mit den bereits erwähnten Alternativen versehen. Es war ja schon fast zum Verzweifeln.

Tja und wer hatte in dieser verfahrenen und verzwickten Situation die rettende Idee? Nein, natürlich nicht ich. Wie oft in solchen Situationen hatte meine Frau die pragmatischste aller Lösungen. Warum machen wir es nicht so wie immer?

Was heißt wie immer?

Ja, warum suchen wir uns nicht einfach ein Hotel und buchen. So wie wir das in allen USA-Urlauben zuvor auch getan haben.

Jetzt stellt auch einmal einen staunenden Mann mit offenem Mund vor. Ungefähr so sah ich aus. Genau so haben wir es dann auch gemacht und siehe da die Kosten des Skiaufenthaltes fielen dramatisch. Nicht ins Bodenlose aber doch auf einen von uns zuvor geschätzten Wert. Wir waren wieder zufrieden und die Vorfreude wuchs gleich noch ein kleines Stück weiter. Ich möchte keineswegs behaupten USA-Skireiseveranstalter wären unfähig oder unnötig. Bitte versteht mich nicht falsch. Nur in unserem scheinbar sehr speziellen Fall konnten oder wollten sie nicht die notwendige Flexibilität an den Tag legen.

Sollte nicht eigentlich der Kunde König sein? Sollte man die Wünsche des Kunden nicht etwas ernster nehmen und versuchen zu erfüllen? Als dann endlich nach langem hin und her Angebote, die annähernd unsere Vorstellungen trafen, kamen, waren die Preise jenseits von Gut und Böse. Ich verstehe durchaus man lebt nicht vom Brot allein und eine Gewinnspanne muss schon sein. Aber durch unser individuelles buchen haben wir die Gesamtkosten der Skiwoche auf unter 1/3 des angebotenen Preises gedrückt, ohne ernsthafte Abstriche beim Wohnen hinnehmen zu müssen.

Kurz haben wir auch darüber nachgedacht unsere Ski mit in den Urlaub zu nehmen. Schließlich wissen wir was Ski bei uns im Allgäu kosten, wenn man sie mieten muss. Nämlich eine ganze Menge. Aber unsere Anfrage bei pioneersportscolorado.com hat uns dann eines besseren belehrt. Jetzt werden wir nicht nur die Ski, sondern auch die dazugehörigen Schuhe mieten. So müssen wir die ganzen Sachen nicht aus Deutschland mit anschleppen.

Ach ja übrigens, die ganze Arie mit Ski leihen war bei den Angeboten von Skireiseveranstaltern auch nicht berücksichtigt. Dies wäre in jedem Fall noch on top gekommen.

Was uns jetzt nur noch bleibt ist die Hoffnung gutes Wetter und guten Schnee zu erwischen. Zunächst wird aber, wie bereits erwähnt, unsere 1. Anlaufstelle Death Valley sein. Von Death Valley fahren wir dann über Las Vegas, St. Georg, Bryce Canyon nach Moab. In Moab werden wir Silvester verbringen, bevor wir dann in die Rockies starten zum Ski fahren.

Wisst ihr was, ich hätte eine Idee. Begleitet uns doch einfach ins Winter Wonderland USA.

@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum