Reifenpanne am Grand Canyon

Die Entscheidung zwischen einem Mietwagen oder einem Camper fällt bei uns meistens klar zugunsten des kleineren Wagens aus. Seit einigen Jahren mieten wir fast ausschließlich sogenannte SUV´s, wie sie Neudeutsch genannt werden wollen. Früher waren es einfach Geländewagen. Geländewagen hört sich aber irgendwie nach groß, sperrig und langweilig an. Also bitte, nennen wir die Dinger dem Frieden zuliebe SUV. Im übrigen bin ich trotz Sprit- und damit verbundener Umweltdiskussion durchaus ein Fan dieser Dinger. Wie sonst sollte ich meine Family im Auto unterbringen? Dividiert einfach einmal die Anzahl der im Auto befindlichen Personen durch den CO2-Ausstoss und jeder Kleinwagen sieht dagegen umwelttechnisch alt aus.

Ist aber eine ganz andere Diskussion die ich hier gar nicht weiter vertiefen will. Was wollte ich eigentlich erzählen?

.......... Reifenpanne! Ach ja!

Einen weiteren Hintergedanken, neben der Platzkomponente, kann man auch in Richtung tatsächlichen Geländeeinsatz verlieren. Was selbstverständlich von den Vermietfirmen verboten wird bzw. nicht versichert. Sollte also "janz weid drusse" etwas, sagen wir einmal Unvorhergesehenes passieren und der Wagen wird verschrottet, darf man das aus seiner eigenen Brieftasche bezahlen. Ein Risiko mit dem die Meisten allerdings leben. So auch wir.

Mir kann niemand vormachen, dass die Vermieter nicht wissen was so mit ihren Fahrzeugen angestellt wird. Passieren darf halt nichts. Bisher ging es ja auch immer gut - zumindest bei uns.

Auf was sollte man achten, wenn man ein Fahrzeug übernimmt?

Zuerst schaut man einmal nach äußeren Beschädigungen und läßt diese in den Mietvertrag eintragen, wenn noch nicht geschehen. Von mir aus kann man auch den Verschmutzungsgrad des Wagens überprüfen. Die individuelle Akzeptanzschwelle ist ja bei jedem unterschiedlich stark ausgeprägt. Auf jedem Falle sollte man sich aber über die an Bord befindlichen Werkzeuge kundig machen. Wer ganz unsicher in solchen Fällen ist, sollte sich vielleicht auch einmal zeigen lassen wie der Ersatzreifen denn nun gefunden und aus seinem Staufach entfernt werden kann. Je nach Fahrzeugmodell kann dies mehr oder minder einfach sein und erfordert den ein oder anderen Geheimkniff.

Die Alternative zu diesem ganzen Prozedere wäre einfach auf die Korrektheit der Vermietfirma zu vertrauen und loszufahren. Ehrlicherweise eine von uns sehr häufig praktizierte Vorgehensweise. Nach einem langen Flug und dementsprechend in den Knochen befindliche Müdigkeit ist die Konzentration nicht mehr stark genug, um sich um solche Kleinigkeiten wie Reifenwechsel zu kümmern. Passiert doch sowieso nichts!?!

Tja, irgendwann ist immer das erste Mal. Vor allem wenn man abseits der geteerten Wege unterwegs ist.

Wir waren auf dem Weg zum Toroweap Point. Unser vorletzter Tag des Urlaubes und die ein oder andere Meile abseits der Strassen hatte unser Gefährt auch schon hinter sich. Dabei gab es gar keine schlechte Figur ab.

Der Toroweap Point bzw. die Strasse zum selbigen, erschließt auf ca. 60 Meilen einen einmaligen Aussichtspunkt des Grand Canyon. Der Normaltourist bekommt diesen Punkt niemals zu sehen.

Wer ein klein wenig Abenteuerlust verspürt sollte sich diesen Ritt aber antun. Wie gesagt, 60 Meilen einfache Wegstrecke und kein Meter davon ist geteert. Ich will jetzt hier aber nicht so tun, als wenn fahrerisches Können notwendig wäre. Ist es nicht, außer es hat zuvor geregnet. Dann allerdings sollte man überhaupt nicht fahren.

Die Strasse führt auf ebener Strecke ein Tal dahin, auf dem vor einigen Jahrtausenden die Erde brodelte und von Vulkanen beherrscht wurde. Die Vulkane hatte die Eigenart ab und zu auszubrechen und ihr Lava ins Tal strömen zu lassen. Einer dieser Ausbrüche war z.B. dafür verantwortlich, dass der Colorado im Grand Canyon auf natürliche Weise gestaut wurde. Der Colorado hat sich dies aber nicht sehr lange bieten lassen und die Barriere durchbrochen. Übrig blieben die Lava Falls, eine der angeblich gefährlichsten und größten Stromschnellen auf dem Colorado.

Das Lavagestein hat aber auch noch eine andere Eigenart, vor allem wenn es nicht flüssig heiß sondern kalt und hart ist. Lavagestein ist gerne und oft spitz. Spitz wie Nachbars Lumpi. Was passiert nun, wenn spitzer Stein und weicher Gummi zusammenkommen?

Genau, es macht einfach PFFFFT!

Die Luft ist raus. Die Frage die zu stellen wäre, wie kann man dies vermeiden?

Da gibt es im Grunde zwei Antworten darauf.

1. Man könnte auf gut Glück losdüsen und 2-3 Ersatzreifen mitnehmen, um auf alles vorbereitet zu sein oder
2. Man fährt langsam und schont dadurch seine Reifen.

Die Locals, also die Einheimischen entscheiden sich zumeist für die 1.Variante, weil sie wollen ja Spaß haben. Der Tourist sollte sich besser für die 2. Variante entscheiden, denn er hat ja im Normalfall nun einmal keine 3 Ersatzreifen zur Hand. Spaß wird er trotzdem haben, versprochen.

Sollte er jetzt allerdings seiner Müdigkeit bei der Fahrzeugübernahme nachgegeben haben und Bordwerkzeug, sowie Ersatzreifen unkontrolliert übernommen haben, kann er jetzt von Glück reden sollte er selbiges überhaupt mit an Bord haben. Wir z.B. hatten uns für einen Kompromiss entschieden.

Wir wollten Spaß haben, also gaben wir ordentlich Gas. Dafür hatten wir überhaupt keine Ahnung bezüglich des Bordwerkzeuges.

HALLELUJA, alles in Deckung, die Greenhorns kommen!!!

Es kam wie es kommen musste. Auf unserem Rückweg vom Toroweap meldete der Bordcomputer druckabfall im hinteren rechten Reifen. In diesem Moment schoss uns der Gedanke an das Bordwerkzeug in den Kopf. Uppps, hatten wir doch tatsächlich nicht kontrolliert.

Aber ich will euch nicht zulange auf die Folter spannen. Bordwerkzeug und Ersatzreifen waren vorhanden und der Wechsel des Reifens reine Formsache. Auf dem Weg zurück hat sich dann auch noch ein zweiter Reifen ganz langsam verabschiedet. Aber bis zu nächsten Werkstatt hat er doch noch gehalten. Ansonsten wäre es ein weiter Weg geworden.

Die Moral von der Geschichte. Egal wie müde ihr seid oder wie lange auch der Flug war, wenn ihr ins Gelände wollt kontrolliert vorher euer Fahrzeug. Ich bin gespannt, ob wir uns in Zukunft daran halten werden.

@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum