Navajo Jeep Tour
1994, während unserer Hochzeitsreise, betraten wir auch zum ersten Mal das Monument Valley. Wie so viele vor uns, hatten auch wir eine Vorstellung von diesem Tal, die mit der Wirklichkeit nicht sehr viel gemeinsam hatte.
Was kannte man denn vom Monument Valley? Das Standardfoto mit den drei Buttes (Mitten Buttes oder die rechte und linke Hand Gottes und dem Merrick´s Butte) kennt jeder. Dieses Panorama ist vom Visitor Center aus zu sehen.
Dann vielleicht noch die lange, gerade Strasse in Richtung Monument Valley. Später lief hier Forrest Gump entlang, blieb plötzlich stehen, drehte sich herum und meinte er wäre müde. War ja auch kein Wunder, wer läuft schon bei dieser Hitze durchs Valley.
Als dritte Stelle sei noch der John Ford Point erwähnt. Von hier aus hat Regisseur John Ford sehr viele seiner Einstellungen für seine Western gedreht. Zu einer Zeit als die Felsen noch nicht rot waren, sondern grau. Erst später dann hat die Firma Kodachrome die Felsen rot angemalt.
Ich stellte mir das Monument Valley als Tal mit sehr vielen Buttes vor, von der Art wie die drei oben genannten. Wer konnte schon ahnen, dass diese drei die so ziemlich einzigsten ihrer Art sind. Ein richtiges Tal ist das Valley auch nicht. Ich konnte meine Vorstellungen alle über Bord werfen. Nicht das ich enttäuscht gewesen wäre, ich hatte es mir nur eben anders vorgestellt. Das Gefühl ist so ähnlich, wie wenn man jemanden nur vom Telefon kennt und man sich anhand der Stimme eine Vorstellung von dem Menschen zusammenbastelt. Steht dieser Jemand dann in Wirklichkeit vor einem, stimmt diese Vorstellung meistens nicht ganz mit der eigenen Bastelei überein.
Was kann man im Monument Valley unternehmen? Was gab der Reiseführer an Tips zum Besten?
Auf jeden Fall wäre eine Fahrt ins Valley selber ein guter Vorschlag. Schade nur, dass wir mit einem Pickup-Camper unterwegs waren und deswegen diese Fahrt für uns ausfiel. Aber campen wollten wir hier schon. Wir bekamen einen absoluten Spitzenplatz zugewiesen, direkt am Rim mit Blick auf die 3 oben erwähnten Buttes. (In der Zwischenzeit haben die Navajos hier ein Hotel hingebaut). Aber wir wollten nicht nur von oben ins Tal schauen. Wir wollten runter. Aber den Mut mit unserem Pickup die Fahrt zu wagen, hatten wir einfach nicht. Schon auf einer normalen geteerten Strasse wackelte der Aufbau bedenklich hin und her. Diesen auf dieser graveligen Sandroad ganz zu verlieren, hielt uns ab. Natürlich sahen wir Wohnmobile unten im Tal rumkurven. Wir aber entschieden uns für eine Jeep-Tour. Allerdings wollten wir nicht auf die angepriesene Pickupladefläche wie ein Stück Vieh verfrachtet werden. Deshalb entschieden wir uns für eine etwas privatere Tour mit einem Jeep. Diese kleinen Renegades waren uns viel symphatischer. Zusammen mit noch einem Ehepaar von der Ostküste ging es dann los.
Unser Navajo Führer war so um die 20 Jahre alt, vielleicht sogar etwas jünger. Er sah in jedem Felsen und jeder Felsgruppe Figuren, Tiere oder Buchstaben. Tatsächlich hatte er meist nicht ganz unrecht. Schließlich machte er die Fahrt sicher auch nicht zum ersten Male. Sleeping Snoopy oder die Elefantenparade konnte man wirklich sehr gut erkennen. Auch die Three Sisters wurden schon einmal in der Sesamstrasse zur Erklärung eines "W" verdonnert.
Zusammen mit dem Führer fuhr man nicht nur die offiziellen Wege, sondern auch die für Privat Pkws gesperrten. Auf diese Weise lernte man noch weitere Seiten des Valleys kennen. Er zeigte einem auch Fotopunkte, an denen man seiner Meinung nach besonders schöne Motive finden konnte. Zwischendurch wurde man auch einmal so richtig abgezockt. Wir machten Halt in einem Dorf und durften eine Hütte betreten. In dieser Hütte sass eine ältere Navajo und begrüßte einen. Dafür das man ihre Ruhe störte, durfte man dann noch ein paar Dollar Trinkgeld da lassen. Wir machten uns in diesem Moment keine Gedanken darüber, sondern folgten artig der Bitte des Navajoführers. Aber eine Abzocke war es trotzdem. Egal, auf die paar Dollars kam es bei diesem Urlaub schließlich auch nicht an.
Unsere netten Begleiter, das Ehepaar von der Ostküste, bombadierten den netten Navajoführer mit allerlei Fragen. Zum Beispiel was er denn in Zukunft so vor hätte, welche Ausbildung er machen wolle usw. Ganz nebenbei fragte die Frau ihn auch einmal, ob es Schlangen gebe. Er meinte nur, sie solle sich keine Sorgen machen. Bei dieser Hitze würden sie nicht an die Oberfläche kommen. Offensichtlich machte sie sich dann aber doch Sorgen, denn sie sass sehr schnell wieder im Jeep und entfernte sich fortan auch nicht mehr allzu weit von ihm weg.
Unterwegs wurden uns auch die ein oder anderen Filmlocations gezeigt. Auch viele Werbespots wurden hier gedreht, die wir aber selbstverständlich nicht kannten. Einen der hier gedrehten Filme kannten wir allerdings sehr gut. Zurück in die Zukunft. Das heißt ich kannte diesen Film gut, meine Frau war im Kino schon beim Vorspann eingeschlafen.
Was unserem Navajoführer richtig Spaß machte, war die Touristen Autos zu jagen und einzustauben. Hier wurde er richtig zum Kind. Alles in allem war die Jeeptour ihr Geld auf jeden Fall wert. Wir haben das Valley von einer Seite kennengelernt, die man mit einem normalen PKW nicht entdecken kann bzw. darf. Die Gesellschaft des Ehepaares von der Ostküste war ebenfalls sehr abwechslungsreich. Was will man eigentlich mehr. Ich kann nur jedem raten der hierher kommt, zumindest einmal bei einem Besuch hier eine solche Jeeptour zu unternehmen.
Zum Abschluß des Tages fuhren wir wieder die Serpentinenstrassen zum Visitorcenter hoch. Unser Navajoführer meinte beim Blick hinauf zur Mauer vor dem Visitorcenter, früher standen da oben Indianer auf den Hügeln um die Weisen zu überfallen, heute stehen dort oben die Weißen und fotografieren unser Land.
Das haben wir dann übrigens vom Campingplatz aus gemacht. Eine viel bessere Sonnenuntergangslocation gibt (gab) es kaum. Ich war seit dieser Zeit noch sehr oft im Monument Valley. Es liegt halt auf dem Weg, wenn man den Südwesten bereist. Aber kein Aufenthalt ist mir mehr so in Erinnerung geblieben wie dieser.
@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum