Komisches Land

dieses England

24.08.2012 - der 1. FC Edinburgh

Die Nacht war wie eine Nacht sein sollte. Dunkel, ruhig und bequem. Mehr können wir dazu gar nicht sagen, denn wir haben alle hervorragend geschlafen. Kein Wunder, war doch der Tag gestern durchaus ereignisreich. Gestern Abend wurde wir noch von unserem Hauswirt gefragt, ob wir Continental oder Britisch frühstücken wollen. Na jetzt ratet mal. Continental können wir auch zu Hause.

Das britische Frühstück steht dem amerikanischen um ein vielfaches näher als dem deutschen. Gut so, allerdings muss man die Würstchen nicht unbedingt haben und auch die Bohnen zum Frühstück kann man essen....muss man aber nicht. Trotzdem war das Frühstück genau richtig und wir waren alle pappsatt.

Der erste Besichtigungspunkt des heutigen Tages lag nur wenige Meilen von unserer Übernachtungslocation weg. Hadrians Wall. Wer noch nichts davon gehört hat, den sollten die folgenden Zeilen nicht dumm sterben lassen.

Vorsicht Topfinformation!!!

Während ihrer mehr als 400 Jahre andauernden Herrschaft über Britannien gelang es den Römern nie, die vollständige Kontrolle über die Insel zu erringen. Kaiser Claudius und seine Nachfolger konnten nur den Süden und Osten weitgehend „romanisieren“. Den wilden und unruhigen Stämmen des Nordens hingegen war auf Dauer allein mit militärischen Mitteln nicht beizukommen, das Land war klimatisch wesentlich rauer als der Süden, die Versorgungsrouten länger und der wirtschaftliche Ertrag dieser Region für die Römer letztendlich viel zu gering, um Kosten und Aufwand einer größeren Besatzungsarmee auszugleichen. Unter Kaiser Domitian zog sich die römische Armee wieder aus ihren Stützpunkten in Schottland zurück und legte die Grenze - in ungefähr gleicher Höhe wie der spätere Wall - zunächst am Stanegate fest.

Der Hadrianswall (antiker lat. Name Vallum Aelium) war ein römisches Grenzbefestigungssystem, das zwischen Newcastle und Solway Firth, nahe der heutigen Grenze zwischen Schottland und England in Großbritannien, angelegt war. Es wurde auf Anordnung Kaiser Hadrians (76–138) erbaut, nachdem dieser auch die nördlichen Grenzen im Rahmen seiner Inspektionsreise durch alle Provinzen des Reichs besucht hatte.

Große Teile des Walles existieren noch heute, vor allem im landschaftlich eindrucksvollsten mittleren Abschnitt. Das Baudenkmal ist heute eines der bekanntesten Touristenattraktionen Nordenglands und wurde 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Man kann es gut auf dem sogenannten Hadrianswall-Path/National-Trail erwandern und dabei alle relevanten archäologischen Stätten besuchen. Größtenteils auf einer Hochfläche angelegt, hat man von ihm aus einen guten Ausblick über das Umland.

Tja und hier am eindrucksvollsten mittleren Abschnitt fanden wir ihn dann...

Aus einer andere Position ist er vielleicht bekannter.

Wenn ihr euch die entsprechende Szene aus dem Film anschauen wollt, dann habt ihr jetzt hinter dem Link die Gelegenheit dazu: Robin Hood kämpft an Hadrians Wall

Rund um diesen Platz ist die Mauer noch sehr gut erhalten bzw. erhalten worden. Man kann an der Wall von West nach Ost entlang laufen und stößt dabei immer wieder auf Ausgrabungsstellen römischer Präsenz hier. Wir sind ca. 5 km hier entlang gelaufen. Man glaubt ja gar nicht welche Klippen sich hier mitten in England befinden.

Die gesamte Gegend hier würde ich einmal als typisch englisch beschreiben. So wie man sich als Mitteleuropäer eben England vorstellt. Man kann hier regelrecht noch den Schlachtenlärm zwischen den Hügeln hören, den Engländer und Schotten veranstaltet haben, als sie hier gegeneinander zu Felde zogen.

Jetzt blöcken hier allerdings nur noch Schafe, was aber auch einen gewissen Reiz hat.

Von hier aus fuhren wir dann direkt nach Edingburgh. Ausgesprochen wird Edingburgh übrigens Edinbara, wobei ich auch die Aussprache Edinbra hörte. Ein absolutes no-go ist Edinbörg. In Edingburgh finden jedes Jahr im August diverse Festivals statt. Die ganze Stadt ist voll mit Theaterspielern, Komikern, Schausteller und sonstigen Künstler und alle die sich dafür halten. Was soviel heißt wie, die Stadt ist voll. Sehr voll.

Vorsicht Topfinformation!!!

Edinburgh ist mit etwa 486.000 Einwohnern nach Glasgow die zweitgrößte Stadt Schottlands und verwaltungstechnisch seit 1996 eine der 32 schottischen Unitary Authorities. Die Stadt liegt an Schottlands Ostküste auf der Südseite des Firth of Forth.

Zu den markantesten Sehenswürdigkeiten der Stadt zählen das Edinburgh Castle, der Palace of Holyroodhouse, die National Gallery of Scotland, die National Museums of Scotland, die Princes Street, die königliche Yacht Britannia sowie die Royal Mile.

Auf der Royal Mile, die in gerader Linie zum Castle hin führt, war dann auch die Hölle los.

Wir hatten etwas die Fahrt von Hadrians Wall bis nach Edinburgh unterschätzt. Es zog sich. Die Straßen sind nicht so gut ausgebaut, wie man dies vielleicht annehmen würde und natürlich fahren wir auch nicht immer die direktesten Wege, denn wir wollen ja etwas vom Land sehen. Das alles führte dazu, dass wir erst gegen halb 3 hier ankamen. Wir parkten in einem Parkhaus ziemlich in Stadtmittenähe und zogen zu Fuß los.

Unser aufkommender Hunger führte auch noch dazu, dass wir den Fehler machten Essen zu gehen. Das Essen war an sich nicht schlecht, allerdings waren die Portionen so naja und die Preise.... Wir waren ja selber Schuld, was hatten wir denn erwartet?

Vor unserem Essen besuchten wir noch die St. Giles Cathedral. Diese Kathedrale ist die Hauptkirche der Church of Scotland und befindet sich direkt an der Royal Mile. Der Eintritt war frei, aber fotografieren im Inneren nur gegen einen Obolus von 2 Pfund erlaubt. Die wollte ich nicht bezahlen und machte deshalb nur im Inneren einer Seitenkappele ein paar klammheimliche Fotos.

Die Kirche war auf jeden Fall sehenswert, auch wenn es davon keine Fotos gibt. Wie bereits erwähnt waren wir anschließend beim Essen und wollten dann in die wohl wichtigste Sehenswürdigkeit Edinburgh´s. Das Schloss!

Aber was um Himmels Willen haben die Edinburgherianer sich dabei gedacht ein Fußballstadion vor das Schloss zu stellen. Kaum zu glauben, dass sich die Queen dies gefallen ließ.

In diesem Stadion werden allabendlich im August schottische Paraden mit anschließendem Feuerwerk abgehalten. Das ganze soll sehr eindrucksvoll sein, auch wenn man an sich nichts für Militärparaden übrig hat. Das Stadion dass dafür hierher gebaut wurde, ist trotzdem häßlich. Man stelle sich nur einmal vor, man würde direkt vor das Schloß Neuschwanstein ein solches Stadion bauen. Derjenige der das vorschlägt, würde auf dem höchsten Gipfel des Ostallgäus gehängt werden.

Wir gingen an den Tribünen vorbei zum Eingangsbereich des Schlosses, wo man auch die Tickets kaufen kann.

Aber es war bereits kurz nach 16 Uhr. Um 18.00 Uhr schließt das Schloss für Besucher und nur 2 Stunden Besichtigungszeit, davon riet uns die Kassiererin am Ticketschalter ab. Außerdem kostete der ganze Spaß für uns 66 Pfund. Theoretisch! Ehrlich, das war es uns nicht wert. Natürlich hätten wir uns das Schloß gerne angeschaut, aber es hat halt nicht sollen sein. Da wir morgen Abend auf der Insel Skye sein sollten und das eine nicht unerhebliche Anfahrt bedeutet, haben wir auch morgen keine Gelegenheit mehr den Besuch nachzuholen. Schade, aber nicht zu ändern.

Wir setzten unsere Sightseeing Tour trotzdem weiter fort. Wir bestiegen das Scott Monument....

Man muss ca. 280 Wendeltreppen nach oben steigen und hat dann einen ganz passablen Rundblick über die Stadt.

Zum Abschluß unserer Tour stiegen wir noch hinauf auf den Calton Hill, wo das Dugald Stewart Monument steht. Auch von dort oben hat man einen schönen Überblick.

Außerdem sieht man von hier oben den Holyroodhouse Palast.

Übernachtet wird heute Nacht in Falkirk, ca. 30 Meilen von Edinburgh entfernt. Im Vorfeld haben wir hier in einem Motel 2 Zimmer gebucht. Eines mit Nasszelle und eines ohne. Zuerst hatten wir etwas Schwierigkeiten das Motel zu finden, aber schließlich...

Laßt euch vom äußeren Schein nicht hereinlegen. Von außen sah das Haus nicht sehr einladend ein. Innen jedoch waren die Zimmer nagelneu, wenn auch extrem klein und wenn ich sage klein, glaubt mir dann meine ich auch klein.

Die Toilette befand sich in der Dusche oder umgekehrt. Rund um das Bett war kein Platz zum Stehen, aber das Motel war preiswert und extrem sauber. Also alles in allem ein guter Deal. Morgen gehts dann weiter zur Insel Skye. Dort haben wir für eine Woche ein Haus über das Internet gemietet. Wir sind schon gespannt wie es wohl sein wird.

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@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum