Christmas on Tour

2010

07.01.2011 - lost in the sessel

Das Bild zeigt es schon, wir waren auch heute auf der Sonnenseite des Lebens gestrandet. Den 5. Skitag verbrachten wir in Copper Mountain. Copper Mountain ist natürlich nicht zu vergleichen mit Beaver Creek. Das Parken in Liftnähe war erheblich billiger (5$ statt 33$), man musste sich nicht den Gefahren einer Rolltreppe aussetzen und kostenlose Heiße Schokolade gab es auch nicht. Aber Ski fahren konnte man hier genauso gut. Die Pisten waren in einem einwandfreien Zustand. Von supersteil bis superflach, von Autobahnen bis Waldbuckellisten, hier ist alles vorhanden. Wir hatten erneut einen super-dubi-Tag. Mehr gibts darüber heute nicht zu berichten.

Hätte es nicht die Zeit zwischen 14.30 Uhr und 15.30 Uhr gegeben könnte ich wirklich nicht mehr berichten. Was war passiert?

Wir waren heute alle nach dem gestrigen Skitag in Beaver Creek etwas müde und ausgelaugt. Copper Mountain ist ein wirklich schönes Skigebiet, aber was soll man machen wenn die Muskeln einfach nicht mehr richtig wollen. Also haben wir heute die Entscheidung getroffen uns etwas zurückzuhalten. Alle bis auf unseren Ältesten. Der wollte sich heute nochmals so richtig austoben. Also machten wir einen Treffpunkt zum Mittagessen um 11.30 Uhr in der Solitude Station aus.

Nach dem wirklich guten Chillikartoffelessen wollte aber unser Ältester immer noch keine Ruhe geben und die Skipisten weiter unsicher machen. Wir machten erneut einen Treffpunkt um 14.30 Uhr an der Solitude Station aus. Unser Großer wird schließlich in ein paar Tagen 16 Jahre alt und deswegen machten wir uns auch nicht allzuviele Sorgen ihn alleine fahren zu lassen. So konnte er sein Englisch ein wenig ins Laufen bringen, denn wer mit Amerikaner im Lift sitzt kommt ums Reden nicht herum.

Um kurz nach 14.15 Uhr kamen wir an der Bergstation des Super Bee Expresslifts an. Wir waren gerade ausgestiegen, ich hatte noch die Kamera aus dem Rucksack meiner Frau herausgenommen um ein paar Bilder zu knipseln, da gab es einen Riesenknall und der Lift blieb stehen. Unser Plan war nochmals zur Talstation des Super Bees zu fahren, mit dem Super Bee nach oben zu schaukeln und dann zur Solitude Station abzufahren. Wir würden kurz nach 14.30 Uhr am Treffpunkt sein. Während der Abfahrt bemerkten wir jedoch, dass der Lift immer noch stand und änderten unseren Plan. Durch die lange Standzeit des Lifts würde eine sehr lange Anstehschlange unten auf uns warten. Wir entschieden zum American Flyer Lift zu fahren und mit ihm direkt zum Treffpunkt zu kommen. Schon während der Liftfahrt keimte in uns der Verdacht auf, was ist wenn unser Ältester nicht am vereinbarten Punkt stehen würde? Aber erst einmal ruhig Blut, nicht schon vorher über ungelegte Eier nachdenken.

Natürlich war er nicht da. Es war bereits 10 min. nach halb 3 und dies sah ihm gar nicht ähnlich. Normalerweise kann man sich auf ihn total verlassen. 14.30 Uhr heißt 14.30 Uhr und nicht kurz vor 15 Uhr. Jetzt durften wir uns ein klein wenig Sorgen machen. Von der Solitude Station aus sah man auch einen Teil des Super Bee Expresslifts. Der stand immer noch. Jetzt schon mindestens 30 min. Wir trafen die Entscheidung uns zu trennen. Meine Frau blieb mit unserer Tochter am vereinbarten Treffpunkt falls er doch noch auftauchen würde und mein Mittlerer und ich begaben uns auf Sohnsuche. Glücklicherweise fuhr ein weiterer Sessellift zur Bergstation des Super Bees. Dort oben wurde hektisch an der Seilführung des Sessellifts gearbeitet. Auf der Suche nach unserem verlorenen Sohn sind wir beiden dann den Sessellift von oben nach unten abgefahren. Wir haben ihn auch gefunden. Zusammen mit 5 Amerikanern war er im Lift gefangen. Gott sei Dank schien die Sonne und ging kein Wind. Gefroren haben die Sesselliftgefangenen trotzdem, was bei ca. - 5 Grad Celsius kein Wunder war.

Ich konnte den 6 da oben im Sessel leider nicht helfen. Zwar konnte ich ihnen von den Reparaturarbeiten berichten, mehr aber auch nicht. Wir mussten warten. Nach über einer Stunde gefangen im Sessellift ging es dann endlich weiter und die Gefangenen wurden befreit. Zum Trost gab es einen Gutschein für einen weiteren Skitag, der uns allerdings nicht viel bringen wird. Wir fliegen morgen heim. Zum Glück war mein Sohn wie er nachher meinte mit einer sehr lustigen Gruppe unterwegs gewesen, die das ganze mit Humor genommen hat. Als Liftbedienstete den Lift abfuhren und die Insassen abzählten meinte einer der Mitgefangenen, ob die die Anzahl der Leute für die Särge bräuchten?

Ziemlich durchgefroren kam mein Ältester dann mit über eine Stunde Verspätung an unseren Treffpunkt und wurde von uns in Empfang genommen. Zum Glück hat er dieses kleine Abenteuer glimpflich überstanden. Er hatte sich schon vorgestellt wie es sein würde aus dem Sessel per Seilwinde geborgen zu werden. Dies blieb ihm glücklicherweise erspart. Auf diesen Schrecken sind war dann erst einmal zu unserer letzten Abfahrt aufgebrochen und in einen Pizza Hut eingefallen. Der Sessellift Entflohene hatte einen Riesenhunger und sich die Pizza wahrlich verdient, wie auch der Rest der Familie.

Das war unser heutiger Tag. Jetzt ist erst einmal Schluss. Der Tag war aufregend genug, ich muss etwas schlafen. Morgen liegt dann wieder ein sehr langer Tag vor uns. Es geht zurück nach Germany. Eigentlich schade. Wenn ich mir allerdings den Reisebericht so ansehe, dann haben wir ganz schön viel erlebt. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich dies zusammen mit meiner Familie erleben durfte. Darüber ist auch ein klein wenig der Grund für die Reise in den Hintergrund getreten und das ist gut so. Man soll nicht in der Vergangenheit leben, sondern nach vorne schauen. Dies werden wir zurück in Deutschland auch wieder tun.

@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum