28.10.2012 - Ein Hauch von Geschichte

Im Fernsehen gibt es bereits keine anderen Themen mehr als Sandy. Noch aber ist Sandy weit draußen vor der Küste. Die Meterologen sagen dem Hurricane voraus im Laufe des Tages die Richtung zu wechseln und irgendwo zwischen Washington und New York auf die Küste zu treffen. Interessanterweise gibt es zwei verschiedene Versionen. Es gibt eine europäische und eine amerikanische. Die amerikanische Version des Verlaufs liegt etwas weiter im Norden.

Soviel zum Sandy-Update. Es ist Sonntag Morgen. Wir sind natürlich relativ früh wach und der Hunger treibt uns in einen Dennys. Wir checken aus unserem Motel in North East aus und düsen auf wenig befahrenen Strassen in Richtung der Hauptstadt. Hier im Osten kosten übrigens viele Autobahnen Maut. Diese Rechnung wird uns erst nach dem Urlaub präsentiert werden, da wir einen "Plate Pass" unser Eigen nennen. Dieser Plate Pass ist ein kleines Kästchen das hinter dem Rückspiegel hängt. Man fährt nur an die Mautstationen ran und schon öffnet sich die Schranke und man kann ohne zu bezahlen hindurch fahren. Wie gesagt, die Rechnung gibts dann später. Erste Wetten werden entgegen genommen über die Höhe dieser Summe.

Unser Auto parken wir im Parkhaus des Union Square (Hauptbahnhofs) und sind im Prinzip schon mitten drin im Machtzirkel der USA. Innerhalb weniger Fußminuten stehen wir vor dem gewaltigen Capitol.

Wir begeben uns auf eine Reise in die Geschichte der USA oder weniger geschwollen ausgedrückt, wir machen uns zu Fuß auf "The Mall" zu umrunden. Eine Mall, die sogar unsere Jungs gerne besuchen.

Washington DC
Frankreich Landkarten auf stepmap.de
StepMap Washington DC


Das Capitol markiert das östliche Ende, das Lincoln Memorial das westliche Ende der Mall. Das White House ist etwas nach Norden versetzt angeordnet. Die Amerikaner hatten immer schon einen Fevel für Geometrie.

Während unser Besichtigung geraten wir dann mitten hinein in den Stadtmarathon von Washington der heute hier statt findet. Wieder einmal zeigen uns die Amerikaner wie sie zu feiern verstehen. Von wegen Blaskapelle am Wegesrand und "Umpfdada" gespielt.

Um das Video abzuspielen einfach doppelklicken.

Damit man die Läufer die durchs Bild huschen etwas einschätzen kann, wir befanden uns an folgender Position.

30 km in 2 Stunden, Respekt. Die große Kolonne an Läufern kam dann erst viel später hier an. Wir hatten aber erst einmal genug austrainierte, dünne Menschen gesehen. Ich hatte schon wieder Hunger bzw. ich bekam einen Hungerast als hätte ich die 30 km rennend hinter mich gebracht. Dabei standen wir erst am Anfang unseres eigenen Marathon. So eine Stadtbesichtigung kann auch anstrengend sein und die Strecken die man dabei zurück legt sind nicht zu unterschätzen. Vielleicht war ich auch nur etwas neidisch auf die Läufer. So werde ich nie laufen und ich wette meine Frau sagt jetzt, das musst du auch gar nicht. Was soll ich sagen, sie ist toll.

Hier in Washington reiht sich dann ein monumentales Gebäude an das nächste, um wieder einmal zum Wesentlichen zu kommen. Meine Reiseberichte schweifen immer etwas ab.

Washington Monument

Leider wird der Obelisk im Moment renoviert und man kann zur Besichtigung nicht nach oben fahren, was man eigentlich tun könnte. Allerdings erst wieder 2014.

World War II Memorial

Interessanterweise von einem österreichischem Architekten entworfen. Die Amerikaner haben Humor.

White House

Beim Blick in Richtung Norden kann man zum ersten Mal das Weiße Haus erspähen. Man stellt es sich irgendwie größer und prachtvoller vor, wird aber durch die umliegenden Gebäuden fast ein wenig erdrückt. Dorthin kommen wir aber erst später.

Lincoln Memorial und Reflection Pool

Wer erinnert sich nicht an die Stelle als Forest Gump seine große Liebe wiederfand. Übrigens der Reflecting Pool ist wirklich nicht tief, man könnte tatsächlich durchlaufen also man könnte hier quasi auf dem Wasser gehen. An dieser Stelle verkneife ich mir jetzt religiöse Scherze.

Abraham Lincoln

Und da sitzt er dann, einer der größten Präsidenten die die USA jemals gesehen haben. Abraham Lincoln in Marmor verewigt. Innen im Memorial ist seine berühmte Gettysburg-Rede an die Wand gezimmert worden. Im Angesicht des Bürgerkrieges eine wirklich beeindruckende Rede. Übrigens wer hätte es gedacht. Welcher Partei war wohl Abraham Lincoln zugehörig? Nur um es noch einmal ins Gedächtnis zu rufen, er wollte Freiheit und Gleichheit für alle Amerikaner, egal welcher Hautfarbe. Lincoln war tatsächlich Republikaner.

Arlington Memorial Bridge

Über den Potomac River führt die Brücke hinüber nach Virginia. Auf der Brücke endet der District of Colombia. Wer es noch nicht wusste, warum Washington DC Washington DC heißt. Das DC steht für District of Colombia und bezeichnet keinen eigenen Bundesstaat, sondern hat einen Sonderstatus. Erst seit den 1960ziger Jahren dürfen die Einwohner des District of Colombia den Präsidenten selbst mitwählen. Wer hätte es gewußt?

Unser Weg führte jetzt vom Lincoln Memorial wieder in Richtung Nordosten, aber nicht ohne noch einmal ein Bild vom Reflecting Pool mit Monument im Hintergrund zu knipseln.

Nächster Halt - THE WHITE HOUSE

Stop, das hier ist Benjamin Franklins Memorial und die Police davor sichert noch die Marathonstrecke ab. In der Zwischenzeit waren die Läufer zu 99% durch. Allerdings gab es noch den ein oder anderen Nachzügler, der aber jetzt ohne Anfeuerung vom Wegesrand bis ins Ziel kommen musste und der Weg von hier war noch weit.

Wir aber wollten uns ja zum Haus der Häuser aufmachen. THE WHITE HOUSE

Tja und da standen wir dann. Obama war gar nicht zu Hause, angeblich irgendwo in Florida auf Wahlkampftour. Man hat uns nicht vorgelassen. Mussten wir halt das Standardfoto aller Touristen machen.

Außer den weltbekannten Gebäuden in Washington gibt es auch noch weniger bekannte, dafür nicht weniger eindrucksvolle.

Über Schönheit läßt sich ja bekanntlich streiten.

Irgendwann aber hatten wir genug Stadt gesehen und irgendwie war der Speicher auch voll. Natürlich könnte man noch zahllose Museen besuchen, was im Angesicht von einem Besuchstag aber eher aussichtslos ist und wenn wir ehrlich sind, sind wir auch nicht so verrückt danach. Wir holten unseren Pfadfinder wieder am Hauptbahnhof ab und fuhren in Richtung unseres nächsten Übernachtungsziels Gettysburg. Ein weiterer geschichtsträchtiger Ort im Osten der USA.

Eine Überraschung am heutigen Tag aber kam dann doch noch. Da wir gestern innerhalb von wenigen Stunden 5 Bundesstaaten durchquerten und wir hier nur wenige Meter von Virginia weg waren, musste dieser Bundesstaat dann auch noch in unsere Sammlung aufgenommen werden. Auf der Virginaseite gibt es aber ja auch noch das Pentagon. Hier wollten wir zumindest einen kurzen Blick erhaschen.

Diesen kurzen Blick erhaschten wir dann auch vom Highway aus. Überraschenderweise jedoch steht das Pentagon in Wurfweite zur Mall. Ich dachte das Pentagon würde etwas außerhalb von Washington abgeschirmt von der Außenwelt stehen. Steht es aber nicht. Das Pentagon steht quasi auf Rufweite zum Weißen Haus über dem Potomac River. Jetzt wird im Nachhinein die Situation, als ein Flugzeug ins Pentagon flog noch dramatischer. Es hätte auch 1 Minute später ins Weiße Haus rasen können.

Wir erreichten dann Gettysburg am späteren Sonntag Nachmittag und ließen uns per Geocaching an diese Stelle lotsen.

Für das Schlachtfeld rund um Gettysburg wollten wir uns dann Morgen Zeit nehmen. Sandy stand mittlerweile vor der Küste von Atlantic City. Noch aber war hier nichts zu merken. Nur alle Fernsehsender übertraffen sich in ihren Vorhersagen. Zum ersten Male bekam der Sturm Beinamen. in dieser Reihe heute der erste:

"ONCE IN A LIFETIME - STORM"

Bezüglich des Sturms noch eine letzte Geschichte heute. Wir waren einkaufen in einem ALDI. Fragt mich nicht warum, gehen wir zuhause so gut wie nie dort hin. ALDI war ausverkauft. Es gab kein Wasser mehr, es gab kein Brot außer "Deutsches Kuche". Was soviel ist wie Vollkornbrot. Die Amerikaner bereiteten sich auf Sandy vor. Genau wie wir. Wir tankten unseren Pfadfinder nochmals voll. Vielleicht gibt es morgen keinen Strom und dann wäre tanken unmöglich. Allerdings ist nach wie vor von Sandy hier in Gettysburg nichts zu sehen und zu hören. Wir harren den Dingen die da kommen.

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