03.04.2010 - sudden countrysides
Bild des Tages
Der heutige Tag muß wieder mit einem Tag Abstand geschrieben werden. Gestern Abend war ich einfach nicht mehr in der Lage irgendetwas zu schreiben. Vor dem offenen Laptop schlafe ich ein. Nicht zum ersten Mal passiert mir dieser Fauxpas. Auf der anderen Seite gibt es etwas schöneres als am Abend nach getaner Arbeit, in unserem Falle eher nach verbrachtem Urlaubstag, glücklich und zufrieden einzuschlafen. Einer der schönsten Tage des diesjährigen Urlaubes war es auf jeden Fall. Wobei es im Urlaub eigentlich immer nur schöne Tage gibt. Auf einer meiner schon des öfteren zitierten Skalen von 1 - 10, sind Urlaubstage generell immer über 7 anzusiedeln. Normaler Arbeitsalltag schafft es dagegen nur in Ausnahmefällen in diese Höhen, Wochenendtage haben es da schon etwas leichter so hoch zu klettern. Der Grand Canyon Hike zum Beispiel war eine glatte 10. Besser geht es kaum. Der Tag heute war eine 8.5.
Diese ganzen komplizierten Ausführungen sollen eigentlich nur sagen. Es war ein schöner Tag, aber beginnen wir von vorne.
Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass wir in einem supertollen Hotel hier in Gallup schlafen. Ach ja, ich hatte schon kurz darauf hingewiesen. Als Tip durchaus auch eine zweite Erwähnung wert, schon wegen dem Frühstück. Dieses haben wir auch wieder heute Morgen zu uns genommen. Es wird Zeit endlich wieder einmal ein Motel ohne ein solches Frühstück zu haben, denn dann haben wir wieder einen Grund Frühstücken zu gehen. Heute verlassen wir aber diesen gastlichen Ort, wobei gastlich ist aus meiner Sicht nur das Motel. Der Ort selber ist vorsichtig ausgedrückt gewöhnungsbedürftig.
Nebenbei ist uns heute aufgefallen, wieviele Restaurants und Fast Food Ketten sich hier niedergelassen haben. Zwar ist dies ja ein genereller Zustand in den USA, aber hier ist es aus unserer Sicht noch ein klein wenig extremer. Da gibt es alle gängigen Ketten gleich mehrmals und überall an den Drive Inn´s stehen die Galluper Schlange. Jede Ausfallstraße ist voll mit Freßbuden und jetzt kommt das Schärfste aus meiner Sicht. Gallup hat ganze 20.000 Einwohner. Da kommen auf jeden Einwohner gefühlte 0.5 Restaurants. Die Erfindung von Küchen und das Zubereiten der Speisen in selbiger hat sich definitiv bis hierher nicht durchgesprochen.
Muss ich das gewöhnungsbedürftig des Ortes noch näher erklären. Ich lass das jetzt lieber und überlasse dies dem Erkundungstrieb eines jeden Einzelnen. Wir machten uns in Richtung Nord-Nordwest von hier aus auf. Wir haben entschieden heute zum Canyon de Chelly zu fahren. Ein National Monument das ein klein wenig links liegen gelassen wird von den meisten Touristen, ganz zu unrecht.
Vorher kamen wir aber an diesem Loch hier vorbei.
Hat jemand eine Idee, welches Loch das sein könnte? Für die eingefleischten USA - Kenner kein Problem, ich weiß. Wir fuhren durch das Örtchen Window Rock.
Vorne dran hat man noch den Navajo Code Talkers ein Denkmal gesetzt. Die feindlichen Japaner haben alle Codes der USA im 2. Weltkrieg geknackt. Da wußte man sich nicht mehr anders zu helfen, als die Navajos mitsamt ihrer Sprache als Code einzusetzen. Dieser Code wurde erst 1968 freigegeben, was immer freigeben in diesem Zusammenhang auch bedeutet. Wer jemals einen Navajo seine Sprache hat sprechen gehört, weiß dass dieser Code schwer knackbar ist. Selbst das Nachsprechen Wort für Wort ist fast unmöglich. Wir haben 1994 im Monument Valley einmal eine kurze Lehrstunde diesbezüglich genossen und uns wie die Deppen angestellt.
Gegen Mittag erreichten wir Chinle. Hier befindet sich der Eingang zum Canyon de Chelly National Monument. Ein Monument das übrigens kein Geld kostet. Als ich im Visitor Center meinen Nationalparkpass vorzeige, wird mir dies von der Rangerin erklärt. Auf die Frage wieviel Zeit wir hier verbringen möchten, frage ich sie einfach zurück wieviel Zeit sie vorschlagen würde. Sie schaut mich nur mit großen Augen an und kann mit meiner Antwort nichts anfangen. Erst als ich ihr die Zahl 3 nenne fährt sie mit ihren Vorschlägen weiter. Wir könnten doch den White House Trail machen. Der einzigste Weg in den Canyon ohne Führer.
Genau das hatten wir auch vor.
Wer vor wenigen Tagen erst auf dem Plateau Point im Grand Canyon stand, der nimmt diesen Trail als bessere Trainingseinheit. Ich hoffe ich klinge einigermassen überheblich. Die 2.5 Meilen Runde mit ca. 150 Höhenmetern ist aber wirklich genau das Richtige für uns heute.
Auf dem Canyonboden wird von den Navajos noch Ackerbau betrieben. Kurz vor der White House Ruine verkaufen sie dann aber statt irgendwelchen Bodenschätzen doch lieber ihren Schmuck und sonstige Kunstgegenstände.
Ein Foto von den Navajoständen habe ich nicht gemacht. Am Trailhead steht ein Schild auf dem darauf hingewiesen wird, keine Navajos oder deren Häuser ohne Einwilligung zu fotografieren. Also lassen wir dies auch sein. Die Häuser sind eh nicht fotogen und jeder Navajo hat schließlich ein Recht auf das Recht an seinem Foto. Gegen Geld würde er dieses Recht sicher gerne verkaufen, aber so wichtig sind mir diese Fotos dann auch wieder nicht. Die Landschaft hier ist auf jeden Fall wunderschön.
Nach dieser kurzen Wanderung fahren wir noch zur wahrscheinlich bekanntesten Sehenswürdigkeit des Canyon de Chelly. Wir fahren zum Spider Rock Overlook.
Der Canyon de Chelly besteht aus einem North und einem South Rim. Wobei es sich hier im Grunde um zwei verschiedenen Canyons handelt. Der South Rim, den wir heute gemacht haben ist die landschaftlich schönere Strecke, dafür hat der North Rim am Canyon de Muerto mehr geschichtlichen Hintergrund zu bieten. Dort gibt es einen Overlook der Massacre Cave heißt. Hier wurden im Jahre 1805 115 Navajos von einer Spanischen Expedition unter der Führung von Antonio Narbona entdeckt und vom Rim aus erschossen.
Wir ersparen uns diesen North Rim und fahren von hier aus Richtung Süden zu unserem heutigen Übernachtungsort Show Low. Weil er so schön auf dem Weg liegt, fahren wir durch den Petrified Forest National Park hindurch. Ein weiterer landschaftlicher Höhepunkt wartet dort auf uns. Nicht die versteinerten Hölzer sind hier aus meiner Sicht das Wesentliche, sondern die Badlands.
Ein Trail erschließt die Blue Mesa.
Auch hier liegt schon überall versteinertes Holz herum. Weiß eigentlich jemand, warum das versteinerte Holz aussieht als wenn es mit der Kettensäge in Stücke geschnitten worden wäre? Vor 225 Millionen Jahre gab es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch keine Kettensägen.
Unsere nächste Anlaufstelle war der Crystal Forest Trail. Dort liegen dann die zu Stein gewordenen Bäume zu Hauf herum.
Nach diesem dritten Trail des Tages spürten wir alle ein mehr oder weniger kleines Loch in der Magengegend. Wir hatten Hunger und wollten jetzt schnurstracks nach Show Low um dort etwas zum Essen zu suchen.
Wir checkten hier im Sleep Inn ein. Nebenbei ein Motel mit dem freundlichsten Personal das ich jemals in einem Hotel erlebte. Während rund um den Petrified Forest N.P. wüste Landschaft herrscht, kommt man hier in Show Low unerwarteter Weise in ein Waldgebiet mit Forstwirtschaft. Das hier die Bewohner auf der Einkommesleiter höher stehen als etwa in Gallup, sieht man schon alleine an den Häusern und den nicht vorhandenen Schrottplätzen rund um die selbigen.
Heute Abend haben wir Lust auf Pizza und beehren deshalb den Pizza Hut. Unser Kellner sieht aus wie Markus Wasmeier und hat auch eine ähnlich sympathische Ausstrahlung. Der Koch vergisst auf der Pizza für unsere Kleine die Ananas, daraufhin bekommen wir nicht nur eine Extrapizza kostenlos, sondern auch noch ein Knoblauchbaguette auf Kosten des Hauses. Unser Tisch biegt sich vor Essen und wir müssen die Hälfte per Box mit nach Hause nehmen. Den Rest der Pizzen müssen wir dann morgen kalt essen.
So geht ein wirklich guter Tag zu Ende, wie immer mit der Auflösung des gestrigen Songtextes. Elvis hat es mir einfach angetan.
Der neue Songtext für heute lautet:
I was looking back on my life And all the things I've done to me I'm still looking for the answers I'm still searching for the key The wreckage of my past keeps haunting me It just won't leave me alone I still find it all a mystery Could it be a dream? |
Viel Spaß damit.
04.04.2010 - from Forest to desert
@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum