03.09.2014 - Sie nannten ihn Mücke
Update Vulkan
Die Erdbeben werden weniger in den letzten Tagen. Auch die Stärke nimmt im Moment ab, seit dem M.5.5 gestern am Bárðarbunga. Die vulkanische Aktivität am Riss in Holuhraun bleibt stetig. Die Herkunft des erhöhten Tremor Signals seit heute morgen ist noch unklar und die Daten werden noch analysiert. Allerdings gibt es keine Anzeichen für einen subglazialen Ausbruch. |
Holuhraun Eruption |
Hier in relativ unmittelbarer Nähe zum Vulkan, ok er ist dann schon noch geschmeidige 80 km weg, schaut man morgens doch etwas interessierter ins Netz um die neuesten Entwicklungen zu verfolgen. Der Vulkan ist aber eher einer der ruhigeren Sorte. Er eruptiert so vor sich hin und wie wir gestern bei der Krafla erfahren haben, ist dies hier durchaus ein Normalzustand. Unsere Hüttenchefin bestätigt diese Vermutung. Sie ist Isländerin und sehr relaxt im Bezug auf Bárðarbunga. Der kann noch 10 Jahre so weitermachen, also ruhig bleiben ist ihre Devise. Sie hat die Ruhe weg. Schnell lernt sie uns auch noch die richtige Aussprache des Vulkans. Bárðarbunga wird Barthabunga gesprochen, also mit englischem th. Wieder was gelernt. Klingt doch der Vulkan eher nach Bunga, Bunga und damit irgendwie südländisch.
Heute Morgen scheint wieder die Sonne. Wer behauptet eigentlich in Island gäbe es nur schlechtes Wetter? Was aber eindeutig anders gegenüber gestern ist, es geht kein Wind. Überhaupt nichts bewegt sich in der Luft. Obwohl, das stimmt nicht ganz. In der Luft hier ist genug Bewegung, aber eben kein Wind.
Mývatn heißt diese Region und der dazugehörige See . "Mý" bedeutet soviel wie Mücken und "Vatn" bedeutet soviel wie Wasser und warum man dieser Region hier den Namen gegeben hat, ist heute Morgen auch unschwer auszumachen.
Wikipedia schreibt darüber folgendes: Der See hat seinen Namen von den im Sommer teilweise sehr großen Mückenschwärmen, die jedoch Grundlage für den beachtlichen Fischreichtum und die vielfältige Entenpopulation sind. Es handelt sich dabei überwiegend um harmlose Zuckmücken, die nicht stechen, aber auch stechende Kriebelmücken kommen vor. Es gibt im Sommer zwei Perioden von je etwa zwei Wochen, in denen die Zuckmücken regelrechte schwarze Säulen am Ufer des Sees bilden. Deswegen heißt diese Mückenart auf Isländisch auch Rykmý, die Rauchmücke.
Das durch die vulkanische Aktivität stetig aus dem Boden und dem See entweichende Kohlendioxid wirkt schwarminduzierend, ebenso wie das von Säugetieren ausgeatmete Kohlendioxid, was dazu führen kann, dass Mücken gezielt in Mund- und Nasenhöhlen eindringen. Einige Fälle, in denen Pferde durch Verstopfung der Atemwege mit Mücken erstickten, sind historisch belegt.
Das ganze soll uns aber nicht davon abhalten den Vindbelgjarfjall zu besteigen.
Auch dieser Vulkankegel gehört selbstredend zum Vulkansystem der Krafla und ist 529 m hoch. Wir lassen unser Auto vor ein paar Pseudokratern stehen und machen uns auf, zusammen mit einer endlosen Zahl von Mýs, diesen zu besteigen.
Wenn ihr euch jetzt fragt, was denn Pseudokrater sind? Das sind Krater, die nur so tun als ob. Sie haben und hatten nie einen direkten Zugang zu einer Magmakammer und sind durch eine schlagartige Wasserdampfexplosion entstanden. Wenn ihr näheres wissen wollt, müsst ihr selber googeln. Ich bin ja kein Geologe, Vulkanologe oder was man dafür sein sollte.
Hier kann man auch ein paar für den Mývatn gut ausgerüstete isländische Wanderer beobachten. Ähnlich einer Imkerausrüstung haben sie sich Netze über das Gesicht gezogen und drehen den lieben Mýs eine lange Nase. Wir dagegen versuchen uns mit allem möglichen Mitteln zu schützen, aber die Mücken sind am Ende überall zu finden. Die Wanderung ist trotzdem sehr schön und der Blick über die Region atemberaubend.
Gestern sind wir am Thermalbad „Jarðböð“ vorbei gefahren und haben nur kurz geschaut, wann den geöffnet wäre. Ab 12.00 Uhr kann dort in einer blauen Lagune, Nein es ist nicht die blaue Lagune, gebadet werden. Sicher weniger bekannt, aber dafür nicht weniger warm. Wir auf jeden Fall waren um kurz nach 12 zur Stelle.
Manchmal kamen richtig Schübe heißen Wassers in die Lagune hinein. Trotz Busladungen voller Touristen war es hier nicht überfüllt und man konnte ganz in Ruhe im warmen Wasser chillen.
Hat richtig Spaß gemacht hier. Es gibt auch eine kleine Geschichte zum Bad:
Hier in der Gegend wurde früher Schlamm abgebaut und zu Kieselgur weiterverarbeitet, was umweltpolitisch doch sehr umstritten war. Das Werk wurde daraufhin geschlossen, abgerissen und die Gesellschaft privatisiert. Über 100 Menschen verloren ihren Arbeitsplatz. Ein ziemliches Deasaster für die Gegend. Als Ausgleich wurden Teile des Erlöses aus der Privatisierung zum Ausbau des Thermalbads „Jarðböð“ (zu deutsch Erdbäder) eingesetzt, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Konnte natürlich nur ein kleiner Ausgleich sein, weil soviele Arbeitsplätze gab es durch das Bad jetzt hier nicht. Dafür ist das Thema Tourismus in den letzten Jahren immer ertragreicher geworden.
Wir machten uns nach dem Bad erst einmal wieder zurück in unsere Hütte. Mittlerweile hatten wir einen gehörigen Hunger angehäuft und mit dieser Köstlichkeit haben wir ihn dann gestillt.
Lachs wohin das Auge blickt. Lachs kann man übrigens in Islands Supermärkten ohne Probleme recht günstig kaufen. Was es ebenfalls recht günstig geben würde ist das da...
Die scheinen aber meine Gedanken gelesen zu haben und drehten mir ihren Allerwertesten zu.
Gegen Abend werden wir noch etwas neugierig. An unserer Hütte vorbei verläuft eine Schotterstraße in Richtung Süden, in Richtung Bárðarbunga. Nachdem wir vorgestern Nacht den Lichtschein der Eruption gesehen hatten, waren wir heute jetzt etwas mutiger. Wir wollten näher ran und fuhren mit unserem Auto los.
Durch wunderschöne isländische heiði (isländisch für Heide) ging es näher an den Vulkan heran. Abgesperrt war hier auch nichts. Zwischen uns und dem Vulkan lag aber nochmals eine Bergkette. Irgendwann brachen wir aber ab, bogen nach rechts ab und fuhren ein anderes Tal wieder hinauf an deren Ende wir nochmals den Godafoss besuchten.
Fällt euch auf, ein Teil des Wassers entgeht dem Godafoss und biegt vor dem Fallen einfach ab. Nutzt aber nichts. Etwas später vereinigt sich das Wasser wieder.
Mittlerweile war Nebel aufgezogen und wir beeilten uns wieder unsere Hütte zu finden. Übrigens, wenn ihr euch fragt, was man denn Abends so als Familie treibt. Fernsehen gab es nicht wirklich und das sich jeder in eine Ecke verzieht und liest muss ja auch nicht ständig sein. Wir spielten in diesem Urlaub hauptsächlich "Nobody is perfect". Ein "Quizspiel", bei dem man die Antworten nicht kennen kann oder soll. Vielmehr sollen sich die Spieler mit erdachten Antworten überzeugen. Beispiele gefällig?
In welcher Militäreinheit diente Jean-Paul Sartre von 1929-31?
Richtige Antwort wäre: Der später weltberühmte Philosoph und Schriftsteller Sartre diente in der französischen Armee als Metrologe.
Das lateinische Wort für Apfelbaum bedeutet auch…?
Richtige Antwort: … das Böse. Das lateinische Wort “malus” sah man gerade in der mittelalterlichen (lateinischsprachigen) Kirchenlehre unter dem negativen Beigeschmack.
Es geht aber gar nicht darum die richtige Antwort zu kennen, sondern vielmehr mit einer gut ausgedachten Antwort seine Mitspieler zu überzeugen. Wär dabei am Besten "lügen" kann gewinnt am Ende. Heute Abend zieht unsere Kleine uns alle ab. Im letzten Durchgang macht sie fast unglaubliche 11 Punkte und zieht an allen anderen vorbei. Für unseren Großen ist damit der Tag gelaufen, denn er war kurz vor dem Sieg gestanden. Mensch, Mensch, Mensch unsere Kleine. Sie hat´s wirklich drauf.
@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum