Wie gehts eigentlich

dem Vulkan

02.09.214 - little Yellowstone

Update Vulkan

Seit Mitternacht gab es bis zum Abend um kurz nach 18 Uhr ca. 400 Erdbeben. Die Hauptaktivität ist weiterhin im nördlichen Teil der Fissur. 2 Erdbeben konnten am Rim der Bárðarbunga Caldera festgestellt werden, das erste um 11.26 Uhr, das zweite um 13.55 Uhr.
Holuhraun Eruption

Gestern habe ich morgendliche Fotos versprochen und selbstverständlich halte ich mein Wort.

Ein Bild unserer Hütte darf natürlich auch nicht fehlen. Wir haben für unsere 3 Nächte hier etwas wirklich Schönes herausgesucht. Ab und zu kann man den Bewertungen bei booking.com doch Vertrauen entgegen bringen.

Was für ein Morgen, was für ein Tag. Der wolkenbedeckte Himmel von gestern war wie weggeblasen. Hahaa, was für ein Wortspiel, denn weggeblasen wurden wir heute fast. Dazu aber später mehr. Der Wind hatte aufgefrischt und trotz Sonne blieb deswegen auch heute relativ viel Kleidung am Körper. Aber was solls, die Sonne schien. Das war das Wichtigste. Natürlich redet man sich ein, wir wussten es doch vorher, das Wetter in Island ist halt wechselhaft. Darauf mussten wir uns ja einstellen. Ja, Ja, Ja. Aber wenn es dann soweit ist, fängt es doch an einen zu nerven. Natürlich nicht am 1. Tag, steckt man locker weg. Am 2. Tag, was solls. Wird schon besser werden. Aber am 3. Tag wird man langsam nervös und spätestens am 4. Tag gehen einem die Nerven dann aber auch durch.

Soweit waren wir allerdings hier noch lange nicht. Die letzten Tage waren zwar immer durchwachsen, aber nie so schlecht dass es nerven würde. Und dann heute dieser Tag. Super!

Eigentlich wollte ich nur das Wetter einmal so richtig loben. Was ich hiermit getan habe. Also liebes Wetter, so kannste weitermachen.

Mittlerweile hatten wir auch, trotz dem Loblied auf das Wetter, unser erstes Ziel erreicht.

Jólasveinarnir í Dimmuborgum: Die Geschichte hierzu ist folgendermassen. Sperrt die kleinen Kinder weg, die Geschichte ist erst ab 12 Jahre freigegeben

Hier am Myvatnsee leben die 13 Yule Lads. Sie sind die Söhne der alten Trolle Grýla und Leppalúði. Die beiden haben ein Haustier, ein böse Katze, die manchmal, wenn sie gerade Lust dazu hat, Kinder fängt. Grýla, die sehr groß und gewaltig ist, sammelt die Kinder in einem Sack um sie an Weihnachten zu Hause zu verspeisen. Allerdings nur böse Kinder, denn Grýla kann guten Kindern nichts anhaben. (Fragt mich nicht warum, ist halt so).

Einer alten Sage nach (da sind sie wieder) beginnen die 13 Lads 13 Tage vor Weihnachten ihre Tour durch Island. Die isländischen Kinder stellen ihre besten Schuhe auf ihre Fensterbank bevor sie zu Bett gehen. Jeden Abend legen die Yule ein kleines Geschenk hinein. Außer das Kind war böse, dann gibts eine rohe Kartoffel.

Ihr seht schon, die Yule Lads sind nicht ganz so gemein wie ihre Eltern, aber gut erzogen sind sie deswegen noch lange nicht. Aber sie bringen Geschenke und nur das zählt. Die isländische Weihnachtszeit beginnt somit am 12. Dezember, wenn der erste der 13 Lads vom Berge heruntersteigt. Bis zum 24. Dezember sind dann alle Söhne einmal durch und auf dem Weg zurück nach Hause kommen sie wieder jeden Tag vorbei bis zum letzten Tag der Weihnachten, dem 6. Januar.

Tja und wir waren auf dem Weg durch ihr Labyrinth am Myvatnsee. Aber eigentlich wollten wir ja den hier besteigen:

Half aber nichts, weil durch das Lavafeld muss man zuvor durch. Ob man will oder nicht. Wir wollten natürlich, denn es war ziemlich spektakulär. Wobei das Lavafeld könnte man sich auch schenken und den Trailhead direkt ansteuern, aber man würde was verpassen.

Im Hintergrund kann man das Lavafeld erkennen. Wir befinden uns bereits im Aufstieg auf den Hverfjall. Der Hverfjall gehört zum Vulkansystem der Krafla, über die später noch berichtet werden muss. Er bildete sich vor etwa 2500 Jahren in gewaltigen Wasserdampfexplosionen, die ausgelöst wurden, als das heiße Magma auf das Grundwasser stieß. Die Lava am Hverfjall ist durch Wasserdampf glasig erstarrt.

Der Weg nach oben ist anspruchsvoll, da wir nicht den langen Weg, sondern die Diretissima nehmen. Oben am Berg geht ein Wind.

Nein!

Hier bläst ein Wind - Nein!

Hier orkant ein Sturm, dass es nur so eine Wonne ist.

Auf dem Bild ist der Wind selbstredend nur schwer zu erkennen. Sobald man allerdings die Spitze wieder verläßt, läßt auch der Wind wieder nach und man kann die Sonne genießen. Ist es nicht schön! Soooonnnnnnneeeeee!

Auch ein kirchenähnliches Gebilde kann man im Labyrinth der Yule Lads finden. So schlecht können die Eltern ja gar nicht sein, wenn sie sogar eine Kirche besitzen.

Wir waren zunächst einmal ziemlich geschafft von der Wanderung, immerhin waren wir gut und gerne 2,5 Stunden unterwegs gewesen. Auf dem Parkplatz von Dímmuborgir gab es aus unserem Kofferraum heraus erst einmal ein zünftiges isländisches Vesper, heißt cold dogs mit Senf und Ketchup. Da können die Bustouristen schauen wie sie wollen.

Aber unser Tag war noch lange nicht zu Ende. Nicht das ihr meint, dass wäre es jetzt schon gewesen. Nach wenigen Kilometern gab es das nächste Ziel zu bewundern:
Grjótagjá, was zu deutsch soviel wie „Felsspalte“ bedeutet und eine Höhle bezeichnet mit kleinem See inmitten eines Lavafeldes.

Das Naturschutzdenkmal Grjótagjá war vor einigen Jahrzehnten sehr beliebt zum Baden, bis die Lavaausbrüche in der Nähe der Krafla (Geschichte kommt später) und Lavabewegungen die Temperatur steigen ließen. Heute beträgt die Wassertemperatur zwischen 43 und 46 Grad, was zum Baden eigentlich zu warm sein dürfte. Noch dazu besteht die Gefahr von herabfallenden Steinen. Seitdem ist das Betreten der Grotte nur auf eigene Gefahr gestattet. Aber das ist doch eigentlich eh klar. Baden haben sie auch noch gleich verboten.

Ehrlich, ganze Busladungen schauen in die Grotte hinein. Ich könnte mir einen schöneren Platz zum Baden vorstellen. Nach einem kurzen Besuch gings deshalb weiter.

Im Bildhintergrund sieht man Dampf hochsteigen. Genau da mussten wir vorbei, kurz über den Berg hinüber und schon waren wir da. Das Gebiet Námafjall liegt in einem Hochtemperaturgebiet mit Dampf- und Schlammquellen. In 1000 m Tiefe beträgt die Temperatur 200 Grad. Zusammen mit dem Dampf steigen schwefelwasserstoff-haltige Gase auf. Was am Geruch unschwer zu erkennen ist. Es riecht wie im Yellowstone.

Schwefelablagerungen sind charakteristisch für die heißen Quellen. In früheren Jahrhunderten wurden in Island diese Ablagerungen in Schwefelminen zur Herstellung von Schießpulver ausgebeutet. Ja, auch in Island waren die Menschen sehr kriegerisch. Waren ja schließlich Ableger der Wikinger.

Vorsicht! Jetzt kommt ein wirklicher Tip, sozusagen ein Secret, das so geheim ist, ihr seit wahrscheinlich die ersten die dieses Geheimnis erfahren und was das Beste ist, ihr werdet es wirklich genießen wenn ihr in der Nähe seit. Wir waren auf jeden Fall bereits einen halben Tag auf Achse und wie es so ist, man läuft da ein wenig, man läuft dort ein wenig, man trinkt hier ein Schluck Wasser und dort natürlich auch. Flüssigkeit muss ja sein. Aber die will halt irgendwann auch wieder raus und manchesmal sogar mehr. Was dann machen? Hier gibt es weit und breit keine Möglichkeit. Hinter einen Strauch....Nein, hier gibts keine Sträucher. Guckt doch selber.

Was es hier aber gibt, das Krafla Power Plant, also das Krafla Geothermal Kraftwerk. Hier kommt die Energie aus der Erde. Weil dies aber durchaus erklärungsbedürftig ist, gibts hier einen Visitor Center. Selbst wenn ihr euch so überhaupt nicht für geothermalische Dinge interessiert, aber die Toiletten sind wirklich Klasse. Auf der ganzen Reise haben wir keine besseren gefunden und obendrein gibts auch noch kostenlosen Kaffee. Dafür müsst ihr euch eigentlich nur in ein Gästebuch eintragen und einen kurzen Infofilm über das Kraftwerk anschauen. Ich kann nur sagen es lohnt sich, in allen Belangen.

Zum Dank tragen auch wir ein klein wenig Info über das was hier geschieht in die Welt hinaus. Puuuuhhh, sind wir erleichtert.

Jetzt konnten wir den zweiten Teil des Tages angehen. Gleich hinter dem Geothermal Kraftwerk steht ein Vulkan, die Krafla. Bei der Krafla handelt es sich um ein Vulkansystem von ca. 100 km Länge. Der gleichnamige Zentralvulkan hat eine Höhe von 818 m. Vielleicht hat der ein oder andere schon einmal von den sog. "Krafla-Feuern" gehört. Dies war eine Serie von Spaltenausbrüchen ähnlich wie jetzt am Bárðarbunga. Diese Serie dauerte vom 20. Dezember 1975 bis zum 18. September 1984. Die Länge der Spalten beträgt in etwa 11 km. Die Lavafelder dieser Ausbruchsserie bedecken ca. 35 km⊃2;. Während der "Krafla-Feuer" wurde das Geothermal Kraftwerk gebaut und es wurde auch weiterhin in der Umgebung nach Wasserdampf gebohrt. In der Erdkruste unter dem Vulkansystem befindet sich in drei Kilometern Tiefe ein Magmaherd, in dem sich basische Magma sammelt. Tja und diese Magma dringt manchmal eben bis zur Erdoberfläche vor. Die "Krafla-Feuer" brachen insgesamt 9x aus.
1975 - 20. bis 21. Dez
1977 - 27. bis 29. April
1977 - 8. bis 9. Sep.
1980 - 16. März
1980 - 18. bis 23. Oktober
1981 - 30. Jan. bis 4. Feb.
1981 - 18. bis 23. Nov.
1984 - 4. bis 18. Sep.

Danach war Ruhe. Übrigens in der Zwischenzeit wurden die Menschen hier nicht evakuiert, sondern blieben weiterhin in der Gegend. Schließlich hatten sie hier ihr zu Hause und ihr Auskommen. Die ein oder andere Farm musste jedoch den Lavaflows weichen, da gab es kein Entrinnen.

Lava soweit der Blick reichte, sehr beeindruckende Landschaft am Myvatnsee

Die "Krafla-Feuer" sind hier in dieser Gegend natürlich kein einmaliges Erlebnis. Bereits 250 Jahre vorher verhielten sich die "Mývatn-Feuer" ähnlich (1724-1728). Die nähere Erkundung der zum Feuer gehörenden Lavaflows ist dann auch recht spektakulär, denn man läuft mitten durch rauchendes Lava. Zumindest hat man den Eindruck. Zwischen den Lavabrocken steigt nach wie vor Wasserdampf auf und verwandelt die Landschaft in Filmszenen wie aus einer anderen Welt.

Auf der Suche nach einem geeigneten Bild merke ich, es gibt keines. Diese Szene habe ich dann offensichtlich nur gefilmt. Ihr müsst es euch also vor eurem geistigen Auge visualisieren oder stellts euch einfach vor und vergesst den Rest.

Nach unserer kleinen Wanderung durch die Lavafelder war dann endgültig unsere Kraft für den Tag aufgebraucht und wir fuhren wieder gen Heimat bzw. in unsere Hütte zurück. Für den morgigen Tag haben wir uns eine kleine Kraterbesteigung am Mývatn vorgenommen und wollen am Nachmittag in einen heißen Pool steigen. Davon dann aber morgen mehr.

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@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum