Norwegen Euch-Tag 11

Heute Nacht wurde es wieder einmal dunkel. Nichts womit man prahlen konnte, aber gestern Abend kam im Zelt noch die „Hirrebiere“ zum Einsatz!?! Was ist jetzt eine Hirrebiere? Die wörtliche Übersetzung ins, leider uns unbekannte, Hochdeutsch wäre Hirnbirne und beschreibt eine Taschenlampe die auf den Kopf gesetzt wird. So etwas Ähnliches wie Bergleute im Stollen tragen, nur ohne Helm. Würde ja auch bescheuert aussehen, wenn ich im Bett einen Helm tragen würde. OK, OK, sah auch so bescheuert aus.

Etwas geregnet hatte es in der Nacht auch. Am Morgen jedoch weckte uns wieder strahlender Sonnenschein. So konnte es von uns aus ruhig weitergehen. Während meine Eltern im regnerischen Tirol urlauben, sitzen wir im sonnigen Norwegen. Wer hätte das gedacht.

Unser heutiges Frühstück nahmen wir als professionelle Camper im Zelt zu uns, ohne Campingstühle. Als Stuhlersatz mussten unsere zusammengerollten Schlafsäcke herhalten. Der Boden war Tischersatz. So füllten wir unsere Devise „Back to Basic“ mit Leben. An einem Tisch essen wäre trotzdem bequemer gewesen, aber wir hatten heute einfach keinen zur Hand.

Darf ich vorstellen mein Name ist Finn

kleine Pause am Rande der E6

Die heutige Etappe hatten wir etwas kürzer ausgelegt. Das Ziel war die Umgebung von Mo i Rana, was heute nur eine Fahrtstrecke von ca. 240 km bedeutete. Alles auf der E6. Wieder ging es durch zahllose Tunnels hindurch und an ebenso zahllosen Fjorden entlang. Als kleine willkommene Ablenkung dieser Fahrt pries unser Reiseführer eine Schlucht, deren Namen ich vergessen habe, an. Den Namen habe ich zu recht vergessen. Die Schlucht soll angeblich bis zu 800 m tief und nur zwischen 20 und 60 m breit sein. Gleich am Anfang ging es über eine Hängebrücke. Ein vielversprechender Anfang. Leider hielt der Rest der „Schlucht“ nicht was dieser verheißungsvolle Anfang versprach. Der leise Verdacht kam in mir auf, dass unser Reiseführer Infos von sich gab, die er nicht verifiziert hatte. Es passierte uns hier nicht zum ersten Mal, dass eine Info nicht ganz den Tatsachen entsprach, um dies einmal vorsichtig auszudrücken.

Das Positive daran, wir hatten etwas Bewegung. Aber von einer spektakulären Schlucht hatten wir nichts gesehen. Wir sahen ein Tal mit einem Bach. Mehr aber auch nicht. Das Tal war weder unglaublich tief, noch unglaublich schmal. Aber bitte, wir hatten Bewegung wie erwähnt, was nicht unterschätzt werden darf, wenn man mit 3 Kindern unterwegs ist. Nächster Anlaufpunkt war dann wieder der Nordpolarkreis. Dieses Mal in Norwegen. Hier hat man direkt auf den Polarkreis ein Turistsenter gebaut. Hauptsächlich kann man hier Souvenirs einkaufen. In der 2. Etage des Gebäudes ist ein kleines Museum untergebracht. Der Eintritt kostete als Familienticket 120 NOK. Im Preis inbegriffen war ein 12 minütiger Film über das Leben nördlich vom Nordpolarkreis.

Ich will ja nicht nur kritisieren, aber auch dieser Film war gelinde gesagt verbesserungswürdig. Die Jungs sollten einmal in die USA fahren und sich dort in den einschlägigen Nationalparks beraten lassen, wie man einen Landschaftsfilm interessant gestaltet. Dagegen ist der Film hier in Norwegen nichts anderes als eine Diavorstellung mit schläfriger Begleitmusik. Mensch, die Landschaft im Norden inklusiver Tierwelt hat doch mehr zu bieten, als Menschen schläfrig zurückzulassen.

Im Restaurant des Turistsenters nahmen wir dann heute auch noch unsere Mahlzeit ein. Hunger war schließlich vorhanden und die Gelegenheit günstig. Ein Bus war gerade abgefahren und die nächsten Busse noch nicht da. So konnten wir in Ruhe unsere Eier mit Speck, Hot dogs mit Frites und Hamburger verspeisen. Typisch Norwegisches Essen halt. Während wir so beim Essen saßen, kamen dann die nächsten Busse angefahren. Die meisten deutscher Herkunft.

Hinter dem Turistsenter stiegen wir noch etwas den Berg hinauf. Dabei läuft man durch unzählige aufgetürmte Steinmännlein. Witzig sind dabei die Schilder, die darum bitten, die Steine nicht zu Türmen aufzustapeln. Es hält sich halt keiner dran.

Die Suche nach einem Campingplatz war heute Abend dann recht schnell erledigt. Heute gab es, kurz vor Mo i Rana Camping auf dem Bauernhof oder wie die Franzosen sagen würden, Camping a la Ferme. Unglaublich gemütlich, saubere, sehr schöne Sanitäranlagen und eine Sitzgelegenheit gleich neben unserem Zelt. Auch wenn in Norwegen die Lebenshaltungskosten teurer als bei uns zu Hause sind, eine Nacht auf einem Campingplatz ist und bleibt günstig. Wir zahlen gerade einmal zwischen 12 und 20 EUR pro Nacht für die ganze Familie. Die Mehrkosten für das Essen kann man also über die Übernachtungskosten wieder kompensieren. Zusätzlich hat unser Auto beschlossen, beim Sparen ebenfalls mitzuhelfen und seinen Verbrauch dramatisch gedrosselt. Ich hätte nie vermutet, meinen Volvo irgendwann mit dermaßen wenig Sprit bewegen zu können.

@lljogi 2018 - Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum